Nachdem im Teil III mehrere Tempel südlich von Old Bagan begutachtet wurden, verbleiben noch einige wichtige Tempel, die östlich von New Bagan und südlich der Anawratha Road zu finden sind. Doch ehe weitere Tempelbauten und deren Stuckaturen vorgestellt werden, muss noch ein Blick auf die Na-gyi hpaya (Nr. 1204) geworfen werden, eine kleine Pagode, die östlich der bekannteren Abe-ya-dana (Nr. 1202) im 12. Jahrhundert errichtet wurde. Der unscheinbare Tempel müsste nicht erwähnt werden, würden nicht die prägnanten umlaufenden Stuckaturen am zweifach abgestuften Dach auffallen. Dutzende schlichte Buddha-Statuen füllen die rechteckigen, oben abgerundeten Bildfelder. Einer von vormals vier stuckierten Eck-Löwen (Bild 2 Bildmitte) ist in situ verblieben. Westlich vom Bagan Airport und südlich vom Nyaung U Golf Platz gerät die ansehnliche Iza Gawna Pagoda ins Blickfeld (Bild 4). Dieser Tempel ist das größte Bauwerk in einer quadratischen, ehemals vollständig ummauerten Klosteranlage. Der Grundriss dieser Pagode folgt dem vielfach erprobten Konzept: Ziegelbau mit Stuckdekoration, rechteckiger Tempelraum mit Vorhalle, Terrassendach mit Sikhara. Die Iza Gawna Pagoda wurde auf einem geräumigen, schmucklosen Ziegelsockel erbaut (Bild 4). Das sehr in die Höhe gezogene Ost-Portal (Bild 5) ist der unmittelbare Blickfang. Vor dem Hochgiebel ragt ein Pfeilerrahmen (zwei Pfeiler mit Querjoch) empor, wiederum davor schwingt der Makara-Bogen. Dieser Bogen nimmt die Form des Giebels auf. Diese Form der Portalgestaltung ist nicht neu, kann an vielen Pagoden in Bagan nachgewiesen werden, doch vollständige Stuckaturen in gutem Zustand sind rar in Bagan. Im weit nach oben gezogenen Zenit-Bildfeld wurde ein Buddha platziert. Flammenbögen wechseln mit Lotosblüten. Giebel und Bogen streben nach oben, nicht umsonst zeigen die Flammenspitzen der Bögen gen Himmel. Wer die Portale betrachtet, blickt immer auch in den Himmel. Dahinter versteckt sich nicht zuletzt eine zwanghafte Symbolik: schaut auf zu Buddha, schaut zum Himmel, tretet ein, betet, opfert und folgt ihm. Die Portalfront der Iza Gawna Pagoda weist sehr schöne Stuckdetails auf. Die Pfeilerdekorationen sind phantasiereich gestaltet. Ein Löwe auf Kala im Dreieckrahmen (Bild 6) muss in Bagan als seltenes Stuckmotiv betrachtet werden, wie auch die Tiersymbole in Blumenranken auf den seitlichen Pfeilern (Bild 7) in Bestzustand zu sehen sind. Löwen an Eckpfeilern (Bild 8) finden sich öfters in Bagan. Löwen symbolisieren Kraft und Macht. Im übertragenen Sinn wachen die Löwen über die Herrschaft der Glaubenslehren. Die genaue Betrachtung des Makara-Bogens der Iza Gawna Pagoda muss dringend angeraten werden. Feiner ist in Bagan selten in Stuck gearbeitet worden. Üppig gewundene Pflanzenmotive umschließen Tierbilder. Der Buddha im zentralen Bildfeld steht auf einem Doppel-Löwen, wobei die Behauptung, hier sei ein Buddha dargestellt, nur kurzen Bestand hat. Blickt man länger auf das Bild, erscheint der vermeintliche Buddha als ziemlich seltsame Gestalt. Vom Kopf bis zur Hüftlinie kann die Figur als Menschenwesen durchgehen. Unterhalb der Hüftlinie sind vogeltypische Partien zu erkennen. Die Beinstellung ist wenig menschlich und Rockschöße, die einem Federkleid frappierend gleichen, hat kein Buddha je getragen. Kurzum: hier wurde ein Kinnara verewigt. Kinnara/Kinnari sind mythische Mischwesen, halb Mensch – halb Vogel, die sowohl männlich (Kinnara) als auch weiblich (Kinnari) in Erscheinung treten, sie werden den Halbgöttern zugeordnet. Es existiert sogar eine burmesische Bezeichnung für den Kinnara: kin-na-yi. WIKIPEDIA meldet: Burmesische Buddhisten glauben, dass Buddha bei seinen 136 früheren Leben als Tier auch viermal als Kinnara gelebt hat. (Zitat Ende) Folglich stünde hier also doch ein Buddha über dem Eingang zum Tempel, wenn auch in besonderer Ausprägung. Im Bogen unter dem Kinnara-Buddha ist zweifellos der gefräßige Kala (Kirtimukha) dargestellt. Im Rahmen dieser Studie muss der Kinnara-Makara-Bogen (Bild 9 & 10) als Stuckatur-Rarität eingestuft werden. Hinweis: Weitere Informationen zu Kinnara/Kinnari und Kala/Kirtimukha können in folgenden Artikeln in diesem Blog abgerufen werden: INMITTEN VON GÖTTERN TEIL 12 und LINTEL-SPEZIAL Wer glaubt, dass in Sachen Makara-Bogen keine Steigerung möglich ist, der wird am Thambula Tempel eines Besseren belehrt. Der Thambula Tempel, ebenfalls Teil einer Klosteranlage, wurde etwa einen Kilometer südlich der Iza Gawna Pagoda erbaut. An dieser weiterhin südlich verlaufenden, nach Minnanthu führenden Straße liegen noch etliche sehenswerte Klosterkomplexe. Baulich unterscheidet sich der Thambula vom Iza Gawna Tempel nicht. An den Dekorationen können die Tempel (und nicht nur die hier genannten) noch am ehesten unterschieden werden. Das Portal vom Thambula Tempel muss eines der prächtigsten in Bagan gewesen sein. (Werturteil des Autors, der nur zirka 300 Tempel in Bagan gesehen hat.) Vom hinteren, höchsten Giebelfeld hat sich nur die Grundform überliefert. Deutlich sind die Übergänge zwischen der historischen Bausubstanz und den Ergänzungen zu erkennen. Vergleichende Forschungen haben ein gültiges Giebel-Modell ergeben, welches vielleicht zu oft Anwendung fand; aus diesem Blickwinkel sind jegliche Restaurierungen unter Vorbehalt zu betrachten. Ein vernünftiger Skeptizismus, der Anerkennung und Kritik nicht ausschließt, kann in Bagan durchaus zum besseren Verständnis der Tempelarchitektur beitragen. Fotos vermitteln nur bedingt räumliche Tiefe, dennoch sind im Bild 11 die einzelnen Ebenen klar zu erkennen. Weit hinten stehen die kleinen Stupas (im Bild links und rechts außen), die ursprünglich komplett stuckiert waren. Stuckreste sind deutlich sichtbar. Vor den Stupas steigt die hintere Giebelwand auf, auch hier sind links und rechts alte Mauerreste und Stuckfragmente zu sehen. Dieser Giebel wurde mit neuen Ziegelsteinen ergänzt und um mindestens eine Steinbreite vorgebaut, wodurch eine weitere Giebelebene entstand, die sich vor der historischen Giebelebene erhebt. Den zwei Giebeln vorgestellt wurde das rechteckige Scheinportal mit Pilastern und Querjoch, im Grunde nur eine weitere Mauerblende. Erst vor dieser Blende spannt sich der elegant geschwungene Giebelbogen. Auf diesen Bögen, die dem Betrachter am nächsten lagen, konnten die Stuckateure ihre hohe Kunstfertigkeit unter Beweis stellen. Auf diese Bildflächen trafen die Blicke der Gläubigen zuerst. Spätestens hier vor dem Eintritt in den Tempel mussten die Sinne und der Geist fokussiert werden. Die Makaras sind Mischwesen aus der hinduistischen Mythologie (Bild 12 & 14). Makaras sind in Bagan (und im gesamten südostasiatischen Raum) vielfach präsent, nicht zuletzt auf den nach ihnen benannten Bögen. Meist zeigen die Makaras Merkmale von Vogel, Krokodil und Elefant. Der weit aufgerissene Rachen verschlingt Pflanzenstränge, Tiere, manchmal Menschen. Ob die Makaras fressen oder ausspeien, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Manche deuten den Makara als Symbol für den ewigen Kreislauf der Wiedergeburten, das endungslose Sterben und Geborenwerden, (diese Deutung der Makaras beruht auf Überlegungen von Vanessa Jones). – Aus dem Bogenwinkeln wachsen Pflanzenstränge, die eine Mandorla (Gloriole) tragen, in dieser sitzen die vertrauten Löwen (Bild 12-14). Sicher kein Zufall, denn aus den Rachen der Makaras steigen Löwen (Bild 12 & 14). Die jeweils vier weiteren aufsteigenden Bildfelder zur Linken und zur Rechten geben Raum für Kinnaras. Zwischen den schlanken flammenförmigen Bildfeldern sprießen Lotosstängel mit Blüten aufwärts. Das Mittelfeld gibt die Essenz: auf einem Löwen steht Kinnara-Buddha (vergleiche Iza Gawna Tempel Bild 10), darüber thront Buddha (leider ohne Kopf) auf einem Lotos in der bekannten Sitzhaltung, die Hände zum Gebet erhoben (Bild 13). Nicht zu übersehen sind die Kala-Bordüren hinter dem Giebel. Fazit: großartige Bildersprache in hervorragender Ausführung und bester Erhaltung. An einem Seitenportal des Thambula Tempel fand sich eine Nagini, die Naga-Königin, die Frau des Naga (Bild 15). Der Naga (Schlangenkönig) und die Nagini (Schlangenkönigin) wurden oft als mehrköpfige Kobra dargestellt, später wurden Naga und Nagini personifiziert dargestellt. – Die Stufe (Schwelle) zum Thambula Tempel (Bild 16) gibt ein Rätsel auf: Stuck oder Sandstein? Zwischen dem Payathonzu Tempel und der Ley-myet-hna Tempelgruppe (bei Google: Lemyethna-Tempel) liegt östlich der Straße ein kleiner Rundtempel (Nr. 447), der im flüchtigen Vorbeifahren kaum oder nur beiläufig registriert wird, hier jedoch unbedingt vorgestellt werden muss. Der im 13. Jahrhundert erbaute kreisrunde Tempel (Bild 17) mit quadratischem Innenraum und Vorbau in West-Orientierung, gibt sich in seinem äußeren Erscheinungsbild unauffällig gediegen. Erst die Nahsicht gibt die Reste der Stuckaturen preis. Das glockenförmige Dach war stuckiert (Bild 18) und der Stupa-Aufsatz sicher auch. Wichtig sind die umlaufenden quadratischen Bildnischen und Bildfenster, ein Stuckreigen, der Tiere, Figuren und Ornamente (Bild 19, 20 & 21) vorführt. Klein, aber fein, sehenswert, weil selten. Das Le-myet-hna Kloster ist einer der größten Klosterkomplexe an der Straße nach Minnanthu. Der Blick auf den Grundriss des Klosters ist verwirrend. Viele Gebäude haben sich erhalten (Bild 22 & 23), jedoch die meisten Mauern sind kahl, keine Spur von Stuck. Unter dem Dachgesims vom Gebäude Nr. 448 (Bild 22) haben sich Reste von Stuckaturen erhalten (Bild 24 & 25). Im Verhältnis zur riesigen Fassadenfläche sind die verbliebenen Stuck-Fragmente geringfügig zu nennen. Jeweils links und rechts unter dem Dachgesims sind nur drei Bildfelder (Bild 24 & 25) zu erkennen. Kala-Köpfe verbinden die Bildschilder, in denen je ein Buddha auf einem Lotos sitzt. Neben dem Lotosstängel haben sich Löwen postiert. Auch hinter den Buddhas sprießen Lotosblüten empor. Der Blick durch ein Fernglas oder die Aufnahme mit Zoom enthüllt das Geschlecht der Buddhas. Auf den Lotosblüten sitzen weibliche bekrönte Buddhas. Findet sich hier die Göttin Tara abgebildet? War das Le-myet-hna Kloster ein Nonnenkloster? Das sind Fragen, die nicht leicht zu beantworten sind. Ein Fakt kann hier gesichert bestätigt werden: Bildfriese mit weiblichen Buddhas sind in Bagan selten und nur hier eindeutig nachweisbar. – Das Bild 23 zeigt die Wiederaufbaubemühungen in Bagan. Was vom ursprünglichen Baubestand erhalten bleibt bzw. verloren geht, lässt sich nach Fertigstellung der rekonstruierten Bauten schwerlich noch feststellen. Ehe die Anawratha Road nördlich in Richtung Old Bagan abzweigt und in südlicher Richtung zur Bagan Chauk Road wird, liegen direkt an der südlichen Seite der Anawratha Road mehrere Tempel, die keine zusammengehörige Gruppe bilden, sondern vermutlich peu à peu errichtet wurden. Nahe beieinander stehen der Ya-da-na-zedi-hsin-pya-gu, der Man-aung-hpaya, Sin Myar Shin und der Pa tha da Tempel. Interessant für diese Betrachtung sind die Rundbögen der Man-aung-hpaya, der von Pierre Pichard als Nr. 1479 gelistet wird und im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Wie nah die Pagoden zusammenstehen, kann auf dem Bild 26 erkannt werden. Der Torbogen (Bild 26 oben) ist der Nord-Ausgang vom Sin Myar Shin Tempel. Keine zehn Schritte entfernt steht der Man-aung-hpaya, ein begehbarer Stupa mit Buddha-Altären. Bild 26 zeigt den Süd-Altar im Halbdunkel. Die Stuckaturen der vier Bögen über den vier Eingängen, die den Hauptkoordinaten entsprechen, sind leider nur im desolaten Zustand erhalten (Bild 27), dennoch sind die Makaras links und rechts zu identifizieren. Wichtig sind hier der geometrisch exakte Halbkreis-Bogenschwung und das Fehlen der Flammen-Bildfelder. Auf Lotosblüten (Thron) saßen Gottheiten, die, weil zerstört oder zerbröckelt, nicht zu erkennen sind. Das Mittelbild im Zenit des Bogens ist komplett verloren, wahrscheinlich saß ein Buddha auf einem noch größeren Lotos-Thron. Die vorhandene Leerfläche lässt diese Vermutung zu. Abschließend werden noch Beispiele neuerer Stuckaturen gezeigt. Im nordöstlichen Teil von Nyaung U sind einige von Touristen selten besuchte Klöster zu entdecken. Hier finden sich sogar Höhlenklöster, denen wahrscheinlich erst im 19. Jahrhundert ein steinerner Torbau vorgesetzt wurde (Bild 28 & 29). Gewiss würde jeder Mönch auch ohne Torbau seine Höhlenzelle finden, doch zweifelsohne müssen die Makaras, und seien sie noch so stilisiert, die heiligen Orte bewachen und vor bösen Geistern beschützen. Die Höhlenräume und Gänge sind glatt gehauen, verputzt und weiß getüncht. Nur die Torbauten erheben kleine Räume im Fels (Höhlen) zu Tempelräumen. In Nyaung U finden sich mehrere Ortsangaben, deren Namen stets auf U Min enden, in solchen Fällen sind immer Höhlenklöster bezeichnet. In Bagan und überall in Myanmar werden Jahr für Jahr neue Tempel und Stupas gebaut. Mit diesen Aktivitäten wird offenbar den religiösen Bedürfnissen der Menschen Rechnung getragen. Selbst andere moderne Bauten (Bild 30 & 31), welche zivilen Zwecken dienen, wurden mit unverkennbar tradierten Stilelementen ausgestattet, wodurch eben auch die religiöse Identifikation der Burmesen anschaulich wird. Die Jahre 1044 – 1287 gelten als Bagan-Periode. In dieser Zeitspanne wurden die meisten der in vier Artikeln vorgestellten Tempel erbaut. Viele Tempel, die Pierre Pichard als Ruinen gesehen und als solche in seinem Buch erfasst hat, sind inzwischen restauriert. Die Restaurierungsarbeiten werden fortgesetzt und werden nach jeder Naturkatastrophe verstärkt nötig sein. Die gesamte Region ist erdbebengefährdet. Im Jahr 2016 erschütterte ein starkes Beben die Stadt Bagan und viele Tempel wurden beschädigt. Trotz aller Verluste bleibt das Tempelfeld von Bagan ein faszinierendes Zielgebiet für Touristen und Wissenschaftler. Die Tempelbauten von Bagan müssen in ihrer Komplexität kulturgeschichtlich als völlig eigenständige Stilentwicklung eingestuft werden. Die Tempelbauten von Bagan gelten in der südostasiatischen Architekturgeschichte als einzigartig. Als verbindliche Informationsquelle sollte das von der UNESCO geförderte und verausgabte Buch
INVENTORY OF MONUMENTS AT PAGAN Band 1 – 8 von PIERRE PICHARD Kiscadale Efeo Unesco 1992 benutzt werden. Leider sind die Bände erstens sehr teuer und zweitens vergriffen. Großbibliotheken haben das Werk in ihren Beständen. Fernleihen innerhalb Deutschlands möglich. Ergänzende Lektüre: Artikel STUCKATUREN IN BAGAN (TEIL I) in diesem Blog Artikel STUCKATUREN IN BAGAN (TEIL II) in diesem Blog Artikel STUCKATUREN IN BAGAN (TEIL III) in diesem Blog Artikel STUCKATUREN IN BAGAN (TEIL V) in diesem Blog Artikel STUPAS IN MYANMAR in diesem Blog Fotos: Günter Schönlein Text: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones
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Der dritte Teil dieser speziellen Betrachtung stellt neben prachtvollen Tempeln auch unbekannte, wenig frequentierte Sakralbauten vor. Man muss wirklich nicht angestrengt suchen, um an den Tempelbauten in Bagan Stuckaturen zu entdecken. Anawratha war von einem Feldzug heimgekehrt. Geraubte Schriften (wohl der Pali Kanon?) im Umfang von 32 Elefantenladungen mussten sachgemäß verwahrt werden. Kurzerhand ließ der König Anawratha im Jahr 1058 ein Bibliotheksgebäude in seiner Stadt Bagan errichten. Was wir heute von Pitakat Taik (Bild 1) sehen, ist das Ergebnis eines Umbaus, der im 18. Jahrhunderts notwendig oder vom König Bodawpaya angewiesen wurde. (WIKIPEDIA) Die gemauerten Abstützungen (Bild 1 links) sind Maßnahmen aus jüngster Zeit zur Erhaltung der Bausubstanz. Die Mauern der Ostseite (Vorderfront) sind kahl, die Stuckaturen, falls jemals nach dem Umbau noch vollständig vorhanden, haben sich verloren. Wichtig für diese Betrachtung sind das mehrstufig gemauerte und stuckierte Pyramiden-Dach (Bild 2) und die Zugänge (Bild 3) ins Gebäude. Jeder der drei Eingänge war über einen separaten Stufenzugang erreichbar, derzeit nur noch Zutritt durch den mittleren Eingang möglich. Die Stufen münden auf einer schmalen Terrasse, die dem Eingangsbereich vorgelagert ist. Nur wenige Regenwasserabläufe (Gargoyle) haben in Bagan die Zeiten überdauert. Ein besonders schöner Wasserspeier (Bild 4) hat sich an der linken Seite der Terrasse erhalten. Ob der Wasserspeier aus Ziegeln gemauert und anschließend mit Stuck verkleidet wurde oder ob der Wasserspeier aus Sandstein, Granit oder vulkanischen Gestein als Fertigbauteil eingesetzt wurde, bleibt offen. Ebenso unklar muss die Bestimmung des Wesens bleiben, welches den Rachen weit aufsperrt. Der erste Anblick assoziiert einen Löwen. Hier versagen die Kenntnisse des durchaus ambitionierten Liebhabers. Die Stuckaturen an den Balustraden und der Terrasse wurden in zeitlosen unverbindlichen floralen Mustern ausgeführt, war doch eine Bibliothek eine weltliche Einrichtung, wenngleich zweifellos Schriften religiösen Inhaltes gelagert und hoffentlich gelesen wurden. Die Ordinationshalle Upali Thein ist jüngeren Ursprungs. Der ursprüngliche Bau wird in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert. Die Wandmalereien entstanden 1794. Irgendwie hinterlässt der Bau einen stark renovierten Eindruck, er nimmt sich seltsam in seinem Umfeld aus. Der Tempel Nr. 2410 dürfte in Bagan einmalig sein. Kein annähernd vergleichbarer Tempel konnte in Bagan ausfindig gemacht werden. So klein der Tempel ist, so ungewöhnlich sind die skurrilen Dekorationen: Götter, Löwen und Elefanten geben sich in Tor-Nischen an den Außenfronten die Ehre. Pierre Pichard dokumentierte den Tempel im desaströsen Zustand (Band 8), er fand nur Ruinen vor und datierte die Bauzeit ins 15. Jahrhundert. Pichard bestätigt zwei liegende Buddhas (innen), Elefantenköpfe und Stuckleisten (außen). Seine Darstellung erwähnt keine Löwen an den Eckpunkten des nur 5x3m kleinen Tempels, – auf Pierre Pichards Beschreibungen ist uneingeschränkt Verlass. Die in neuerer Zeit mit wohlmeinender Detailtreue ausgeführten Wiederaufbauarbeiten wurden zweifellos von überbordender Phantasie beflügelt. Das etwa 12x12m große fast würfelförmige Klostergebäude Nr. 1442 auf dem Areal der Mingala-Zedi wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Zwei Zugänge auf der Ostseite und jeweils ein Zugang auf der Nord- bzw. Südseite ermöglichen den Zutritt zum inneren Heiligtum. Die Stuckleisten unter den Dachkanten zeigen (lt. Pierre Pichard) Oger-Köpfe und Tier-Motive (Bild 12 & 13). In Europa kursieren andere Vorstellungen: der Oger wird meist als menschenfressendes Ungeheuer definiert. Hier sei ein Widerspruch gewagt: ich deute die Oger als kunstvoll ausgeführte Kala-Köpfe, deren lange Zunge als Blumengirlande endet, deren Arme=Ranken (sonst Hände mit Krallen) sich vereinigen und jeweils ein von Girlanden umranktes Bildfeld für die Tiermotive schaffen. Pfau und Löwe sind vertraut, doch eine Giraffe im buddhistischen Bilderkanon lässt sich schwerlich einordnen, trotzdem große Kunst. Beim ersten Anblick löst die Ostseite der Gu Byauk Gyi nicht unmittelbar Begeisterung aus. Erst die intensive Begutachtung der Stuckaturen auf den Außenwänden des quadratischen Haupttempels lässt das Herz des Liebhabers höher schlagen. Die herrlichen Stuckaturen entschädigen für die recht nüchtern wirkende Eingangsfront. Die fast durchgängig erhaltenen Stuckleisten unter dem Dach stehen im besten Einvernehmen mit den herrlichen Fenstereinfassungen (Bild 17, 18, 22 & 24). Komplette Stuckflächen haben sich vom Fundament bis zum Dach erhalten, leider ist aber auch der Verlust ebensolcher Flächen zu beklagen (Bild 17, 18 & 19). Äußerst filigrane Muster winden sich um das Bauwerk. Unter einem halbrund hervorstehenden verzierten Band windet sich die geschwungene Kala-Girlande. Die halbovalen Bildfelder sind mit sich wiederholenden Blumenmotiven gefüllt (Bild 20, 21, 22 & 23). Gleich wo man hinschaut, gleich ob man sich den Pfeilern, den Gesimsen oder den Fenstern widmet, die Stuck-Dekorationen an der Gu Byauk Gyi sind in feinster Qualität ausgeführt und weitflächig in bester Erhaltung zu bewundern. Selten zu sehen ist die durchlaufende Zick-Zack-Perlenkette über dem gedoppelten Lotosblättergesimse (Bild 26), die sich von den stuckierten Pfeilern zu den Fenstern zieht und dort in die Fensterrahmendekoration übergeht (Bild 21). Die Verzierungen der Basen und Kapitelle an den Eckpfeilern suchen in Bagan ebenfalls seinesgleichen, die Dreieckmuster über der Base und unter dem Kapitell befinden sich in Harmonie zur Mittelraute (Bild 24, 25 & 26). Hier haben Geschmack und Kunstverständnis begnadete Hände geführt. Gleiches gilt für die einmalig schönen, herausragenden Fenster-Stuckaturen (Bild 27, 28 & 29). Prachtvoller wurde selten ein Tempel in Bagan geschmückt. Wichtiger Hinweis: Die hier beschriebene Gu Byauk Gyi befindet sich südlich von Old-Bagan, sie liegt östlich der Bagan-Chauk Road. Die Gu Byauk Gyi steht südlich der Gu Byauk Nge. Die Ergänzung Myin Kabar Pagoda oder Mya Zedi schließt betreffs der Lage jeden Irrtum aus, denn leicht ist eine Verwechslung möglich, weil südlich der Shwezigon Pagoda und nördlich fast an der Anawratha Road (Wetkyi In) die absolut namensgleichen Pagoden zu finden sind: nämlich eine Gu Byauk Gyi und eine Gu Byauk Nge, in diesem Fall also immer den Zusatz Wetkyi In anhängen. Der von außen wenig ansehnliche Manuha Tempel (Bild 30) beeindruckt eher durch seine Innenausstattung. Zu den riesigen Buddha-Statuen (sitzend und liegend) kommen die Gläubigen. Die Wände sind glatt geputzt und weiß getüncht. Nennenswerte Stuckelemente fallen kaum ins Auge und doch findet sich eine ungewöhnliche Kala-Bordüre unter einem Gesims (Bild 31). Prinz Naga Thaman, der Großneffe des Königs Manuha, ließ den Nanpaya Tempel während der Regierungszeit des Königs Anawratha erbauen, wie schon König Manuha den Manuha Tempel erbauen ließ bzw. erbauen durfte, so die Legende. Schlussfolgerung: königliche Gefangene wurden königlich, sprich standesgemäß behandelt. Im Außenbereich kann der Nanpaya Tempel mit keinerlei nennenswerten Stuckaturen aufwarten, doch sehr gut zu sehen sind die herrlichen Reliefgründe, die einst den Stuck trugen. Diese Strukturen sind derart fein gearbeitet, dass man grübelt, ob diese Reliefs jemals stuckbedeckt waren (Bild 34, 35 & 36). Die Pracht der Fenstereinfassungen der Nanpaya ist wohl niemals übertroffen worden. Wer meint, unbedingt nach Vergleichen suchen zu müssen, der begutachte die Fenstereinfassungen der Gu Byauk Gyi (Bild 23, 27, 28 & 29). Die Entscheidung, welche die schöneren Fenster sind, dürfte sich von selbst erübrigen, die einen wie die anderen bestechen den Betrachter durch Einmaligkeit. Die Makara-Bögen über den Fensterstürzen müssen als außergewöhnlich kunstvolle Arbeiten hervorgehoben werden. Unter dem reich verziertem Bogen steht eine Vase, im Sanskrit als Kalasha bzw. Purnagatha bezeichnet, ein Gefäß für wertvolle Kostbarkeiten. Die Figuren, die auf den Makaras reiten, sind nicht mehr zu identifizieren. Auf dem rechten Makara ist noch ein menschenähnlicher Körper zu erkennen. Im Zenit des Bogens thront eine Gottheit. Es ist anzunehmen, dass der Bildhauer eine hinduistische Gottheit präsentiert, denn auch das Hamsa-Reliefband (Bild 37) zeigt hinduistische Symbolik. Die Hamsa=die heiligen Gänse werden schon in den Veden beschrieben. Bekräftigt wird die Annahme noch durch die Götterdarstellungen im Tempel selbst. Vier mächtige gemauerte Pfeiler tragen das Dach des Tempels. Diese Pfeiler sind nicht stuckiert. Was auf den ersten Blick, wie polierter Stuck anmutet, wurde durch häufiges Anfassen glatt und blank, doch diese Flachreliefs sind aus Sandstein gefertigt und mit dem Mauerwerk verbunden. Abgebildet findet sich mehrfach der Gott Brahma (Bild 37, 38 & 39). Nichts in diesem Tempel verweist auf die buddhistische Nutzung, was den kunsthistorischen Wert des Tempels und seiner Ausstattung keineswegs mindert. Ergänzende Lektüre: Artikel STUCKSTUREN IN MYANMAR (TEIL I) Artikel STUCKATUREN IN MYANMAR (TEIL II) in diesem Blog Artikel STUCKATUREN IN MYANMAR (TEIL IV) in diesem Blog Artikel STUCKATUREN IN MYANMAR (TEIL V) in diesem Blog Artikel STUPAS IN MYANMAR in diesem Blog Artikel LÖWEN IN MYANMAR in diesem Blog Artikel KALA in diesem Blog Aus folgenden Quellen wurden am 14./15.12.2019 Informationen abgerufen:
http://bagan.travelmyanmar.net/pitakataik.htm https://de.wikipedia.org/wiki/Pitakat_Taik https://www.myanmartours.us/destinations/bagan/ba-attractions/upali-thein/ http://bagan.travelmyanmar.net/nanpaya-temple.htm http://bagan.travelmyanmar.net/upali-thein.htm http://bagan.travelmyanmar.net/manuha-temple.htm Fotos: Günter Schönlein, außer Bild 1: Vanessa Jones Text: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones Im Teil I dieser Artikelserie wurden typische Stuckaturen an unbekannten Tempeln in Nyaung U gezeigt. Teil II widmet sich einigen Tempeln in Bagan, die zu den touristischen Attraktionen gezählt werden. Die Auswahl der Bauwerke richtet sich nach den jeweils vorhandenen Stuckaturen, was zur Folge haben könnte, das einige namhafte Tempel, die in Reisehandbüchern als unbedingt sehenswert eingestuft werden, hier nicht auftauchen. Wie schon im Teil I angestrebt, sollen auch in der Fortsetzung Bildbeispiele von Stuckaturen gezeigt und beschrieben werden, wobei wiederum Vergleiche und Gegenüberstellungen dominieren. Besucher können kreuz und quer durch Bagan schweifen und dem Zufall freien Lauf lassen oder aber sich von ortskundigen Führern mit Pferd und Wagen zu den wichtigsten Zielen kutschieren lassen. Zu sehen gibt es mehr als genug. Solche Touren beschränken sich üblicherweise auf Old-Bagan und ein halbes Dutzend ausgewählter Tempel. Touren in Eigenregie ermöglichen einen umfänglicheren Aktionsradius. Wer sich im Vorfeld der Reise genaue Kartenkenntnis verschafft und eine Vorauswahl der Tempel trifft, gerät vor Ort nicht in Zweifel bzw. läuft nicht Gefahr, sich zu verlieren. Die Dichte der historischen Tempelanlagen kann nur mit dem Adjektiv überwältigend bezeichnet werden. Begeben wir uns, nachdem Nyaung U (siehe Teil I) besichtigt wurde, in die nächste Siedlung mit eigenen Namen. Die Grenzen zwischen Wetkyi In und Nyaung U verschwimmen. Aus heutiger Sicht müssen wir die vormals separaten Dörfer als zusammengewachsene Ortsteile von Bagan betrachten. Ein kleiner Fluss, der vom Süden her fließend in den Irrawaddy mündet, wäre eventuell als geographische Scheide zwischen den Dörfern anzusehen. Eine weitere Orientierungslinie und gleichzeitige Trennlinie in Bagan sollte die Anawratha Road bleiben. Unser Einsatzgebiet wird von dieser Hauptstraße und dem Flussufer begrenzt. Je weiter wir uns in südöstlicher Richtung bewegen, desto näher kommen wir dem alten Stadtkern von Bagan. Doch bis dahin ist der Weg noch weit. Wie auf den Bildern 1 – 6 deutlich zu erkennen ist, wurden die Tempelbauten ungewollt durch Witterungseinflüsse, wohl auch durch Erdbeben und nicht zuletzt durch Umweltverschmutzungen in einen ursprünglich zu nennenden Rohzustand zurückversetzt. Die meisten Tempel zeigen nackte Mauern, von den Fassaden hat sich der Putz=Stuck restlos gelöst. Wer sich durch meist kniehohes Gras kämpft, der findet auch an namenlosen Tempeln durchaus noch sehenswerte Stuckaturen (Bild 2 & 3). Die fragmentarischen Stuckreste belegen stets, dass die Tempel rundum dekoriert waren. Nun könnten Liebhaber pittoresker Fotos einwenden, gerade die Rottöne der Ziegelfarben mischen sich aufs angenehmste mit dem abwechslungsreichen Grünschattierungen der Graslandschaft. Gegen solch ästhetisches Erleben gibt es nichts einzuwenden. Jeder erfasst Landschaft auf eigene Weise, jeder sieht, was er sehen möchte. Wir wollten Stuckaturen sehen. Die Alodawpyi Pagoda soll ein Hauptziel sein, doch ehe diese Tempelgruppe erreicht wird, fallen einige andere Tempel und Stupa ins Blickfeld. Ein Tempel steht selten allein. Diese Behauptung lässt sich auf ganz Bagan übertragen. Wer schnell sein möchte, kann die Alodawpyi Pagoda direkt über die Anawratha Road ansteuern. Reizvoller sind die verwinkelten Wege durch das von Gärten, Plantagen und kleinen Feldern unterbrochene ebene Grasland. Vergleichen wir die namenlose Pagoda (Bild 7) mit der Alodawpyi Pagoda (Bild 8) bestätigt sich das einheitliche Konzept der Konstruktionen, andererseits unterscheiden sich die Turmaufbauten. Die Grundrisse weisen stets den Vorbau, die Vorhalle und den Tempelraum auf, wobei jeder Baueinheit eine Verbreiterung zugemessen wird. Die Vorhalle ist breiter als der Vorbau, der Tempel ist wiederum breiter als die Vorhalle. Dieses grundsätzliche Baukonzept findet sich schon an älteren indischen Tempelbauten verwirklicht. Für die Bauern ist die dem Wohnhaus am nächsten liegende Pagoda wichtig – Touristen besichtigen die Alodawpyi Pagoda. Gold glänzt, Gold zieht magisch an. Im Rahmen unserer Betrachtung ist es wesentlich, festzuhalten, dass der Alodawpyi Pagoda kein üblicher Turmbau auf das Dach gesetzt wurde, sondern ein Stupa, der in verkleinerter Form den großen Stupas nachempfunden wurde. Shwezigon en miniature auf dem Tempeldach und auch noch vergoldet, wenn das kein eyecatcher ist, früher hätte man vom Blickfang oder der Augenweide gesprochen. Auf Oberflächen haftet Goldfarbe nur dauerhaft, wenn die Flächen glatt sind. Der Stupa muss, ehe die Farbe aufgetragen wird, sauber und gleichmäßig verputzt sein. Sicher war der Stupa vormals stuckiert, also weiß vielleicht goldgelb. In Zeiten ohne Goldfarben bzw. Blattgold wurde der leuchtende Goldgelb-Effekt mit Safran-Schlemmen hervorgerufen. Angeblich wird in keinem Land der Welt mehr Blattgold verbraucht als in Myanmar. Ähnlich wird es sich mit goldscheinenden Lacken verhalten. In dieser Betrachtung geht es nicht darum festzustellen, ob hier Blattgold oder Pigmentlack aufgetragen wurde. Wer prachtvolle Vergoldungen sehen möchte, der begebe sich zur Shwezigon Pagoda oder rufe den Artikel STUPAS IN MYANMAR in diesem Blog auf, dort werden Fotos der Shwezigon Pagoda gezeigt. Die Alodawpyi Pagoda ist ein lichter Bau. Rundherum sind große Fenster eingebaut. Die gemauerten Steingitterfenster werden von Pfeilern gerahmt und von Bögen überspannt. Statisch haben diese Elemente keinerlei Bedeutung. Zu sehen sind Verkleinerungen bekannter Vorbau-Tympana, verzierende Elemente, die zur Auflockerung der großflächigen Fassaden dienen. Leider liegen alle Fensterrahmen blank. Die Formen sind zu erkennen, der Stuck hat sich weitestgehend verloren. Westlich hinter der Alodawpyi Pagoda erhebt sich ein begehbarer Stupa (Sint-Zedi) (Bild 11 - 13), dessen oberer runder Aufbau (Tumulus) nicht mit Stuck, sondern mit glasierten Ziegeln verkleidet wurde. Der flächendeckende Einsatz glasierter Ziegel in Bagan ist nur an wenigen Tempeln/Zedis nachweisbar. Ein markantes Beispiel kann in Old Bagan besichtigt werden: der in seiner Form äußerst seltene, deshalb auffällige Ngakywenadaung Stupa war komplett mit glasierten Ziegeln bedeckt. Ansonsten finden sich nur noch an wenigen Tempeln kleine quadratische buntglasierte Ziersteine, die lange stuckierte Zierbänder unterbrechen oder Flächen auflockern. Der Htilominlo Tempel ist auf Grund seiner Größe nicht zu übersehen. Seine Ausmaße ziehen die Besucher förmlich an. Die Gestaltungen der Portale zeigen die bekannten Makara-Bögen (Bild 15), die jedoch an manchen Portalen zusätzlich von einem aufgesetzten Stupa bekrönt werden (Bild 14 & 16). Der Stupa erscheint weiterhin sehr plastisch auf den Pfeilern an einem der Kapellen-Zugänge (Bild 15 & 17). Das zweiseitig geformte Wesen (Bild 18) könnte als Kala identifiziert werden. Nicht zu klären ist die kreisrunde Fehlstelle über Kala in der linken Bildhälfte, so exakt geschnitten bröckelt kein Stuck. Wie Stuck sich verliert, ist in der unteren Bildmitte zu sehen. Der Stupa Nr. 0389 ist eine Zufallsentdeckung. Bemerkenswert ist sowohl die Stuck-Dekoration der abgestuften quadratischen Basis (Bild 19), als auch die Umrandung der glockenförmigen Zedi (Bild 20). In den oben abgerundeten, von Perlbändern eingefassten Rechtecken könnten sich glasierte, farbige Ziegel befunden haben, derart üppig wurden kleinere Tempel selten ausgestattet. An der Ywa Haung Gyi (Bild 22) kann man nicht unverrichteter Dinge vorbeifahren, zu malerisch liegt die Pagode am Weg. Schon der erste Anblick verlockt selbst zielstrebigste Radfahrer nördlich von der Anawratha Road abzuschwenken. Der in zwei Etagen gebaute Tempel verfügt über mehrere Portale. Die obere Etage entspricht in seiner Verkleinerung der unteren Etage. Der Turmaufbau (Sikhara) entspricht der üblichen Ausführung, wie sie oft in Bagan zu sehen ist. Die Ywa Haung Gyi steht vor dem Besucher völlig ohne Stuck. Gäbe es das Wort, wäre von einer kompletten Entstuckung zu reden. Fakt ist: Was der Stuck verbarg, kann hier im Detail begutachtet werden (Bild 21 & 23). Bislang wurden meist einzelnstehende Tempelbauten vorgestellt und kurz beschrieben. Tatsächlich lassen sich in Bagan etliche Klosterkomplexe nachweisen. Auf quadratischen oder rechteckigen Arealen wurden Wohn- und Sakralgebäude errichtet, die von Mauern (selten vollständig erhalten) eingefasst waren. Nur in wenigen dieser historischen Klosteranlagen findet aktives religiöses Leben statt. Die Menschen kommen, hin und wieder sogar Mönche, und besichtigen die alten Gebäude und Tempel, verweilen in mancher Halle mehr oder weniger andächtig und verlassen alsbald den Ort. Viele der Klöster sind zum Freilichtmuseum geworden. Nähere Beschriftungen fehlen. Die Menschen registrieren die Gebäude und gehen weiter. Im Gegensatz zu den empfohlenen Sehenswürdigkeiten in Bagan treffen die Besucher der etwas im Abseits liegenden Klöster auf eine unverfälschte, nicht präparierte Atmosphäre. Geschulte Augen entdecken zweifellos die Besonderheiten und nicht zuletzt die verbliebenen Stuckaturen, die sich, wie überall in Bagan nur in Fragmenten erhalten haben. Rechts am Weg zum Shwe Nan Yin Taw Klosterkomplex steht ein kleiner Stupa (Bild 24 & 25), der im Vorbeifahren kaum wahrgenommen wird, betrachten wir aber die Stuckverzierungen und vergleichen diese mit den Stuckaturen vom Stupa Nr. 0389 (Bild 19 & 20), ist der Variantenreichtum künstlerischer Gestaltungsmöglichkeiten unverkennbar. Ähnlich verhält es sich mit den Stuckresten an der Versammlungshalle des Shwe Nan Yin Taw Klosters (Bild 26). Umlaufende Bildbänder an Gebäuden in oberen Mauerbereichen sind keine Seltenheit, doch Buddhas in den Bildfeldern (Bild 27) sind nicht häufig aufzufinden, meist werden mythische Wesen (etwa Kala) von dichten floralen Mustern umrankt. Der Vergleich der Bilder 3 & 27 in diesem Artikel und der Bilder 30, 31 & 36 im Artikel I dieser Serie bestätigt diese Aussage. Allein die Zierbänder an Tempeln in Bagan verdienten eine gesonderte Studie. Der zentral in Nyaung U an der Anawratha Road gelegene Sapada Stupa (siehe STUCKATUREN IN BAGAN (TEIL I) und der That-byin-nyu Tempel (bei Google Thatbinnyu Tempel) sind etwa 7km voneinander entfernt. Wir sind auf unserer Besichtigungstour endlich in Old-Bagan angelangt. Entlang dieser Straße können Dutzende Tempel besichtigt werden. Wochen brauchte es, um alle zugänglichen Tempelbauten zu besichtigen und Reste noch vorhandener Stuckaturen aufzuspüren. Einige Tempelbauten befinden sich in umzäunten Plantagen, in Gärten oder in gesperrten Privatgeländen. So müssen eifrige Tempelstürmer mit Fernansichten (Feldstecher oder Teleobjektiv) vorliebnehmen. Verzicht fällt in Bagan leicht, das Angebot ist im Sinne des Wortes unübersehbar. Überraschungen liegen am Weg, gleich in welche Himmelsrichtung ausgeschwärmt wird. In Alt-Bagan sollte man zu Fuß und wachen Auges unterwegs sein und viel Zeit haben. Den riesigen That-byin-nyu Tempel umgab eine von mächtigen Toren unterbrochene Mauer. Diese Umfriedung ist nur partiell erhalten. Der Weg durch das gut erhaltene Tor (Bild 28) führt direkt zum Tempel (Bild 29). Die Größe des Tempels kann jener erfassen, der den Außenbereich zu Fuß durchmessen und die unmittelbare Wirkung der großflächigen, weißen Fassaden verspürt hat. Der Eindruck vollständiger Stuckatur teilt sich dem Betrachter mit, was weitestgehend zutrifft. Leider wurden das Obergeschoss und die Sikhara durch das Erdbeben 2016 beschädigt (Bild 29). Eines der Portale prunkt mit einer schönen Buddha-Darstellung (Bild 30 & 31). Buddha auf dem Lotos-Thron ist ein sehr beliebtes und weit verbreitetes Motiv buddhistischer Ikonographie. Kaum ein Tempel in Bagan ruht auf hohem Sockel. Geschätzte 4 - 5m in der Höhe misst der senkrecht aufragende kahle Sockel, auf welchen der Shwe-gu-gyi Tempel errichtet wurde. Ohne den Unterbau verlöre sich der ziemlich kleine Tempel in der Landschaft, er wäre einer von vielen. Der Sockel adelt den Tempel zum Aussichtsplatz. Der Tempel öffnet sich erstaunlicherweise in Richtung Norden. Vor dem Mandapa ist ein wenig Platz zum Versammeln. Der Weg um den Tempel herum ist relativ schmal bemessen. Wer auf das Dach des Tempels steigt, kann einen Rundumblick auf Alt-Bagan genießen und die Turmverankerung, den Verbund zwischen Dach und Turmunterbau, begutachten. An diesem Unterbau sind Lotosblätterbänder angebracht, die von buntglasierten Kacheln unterbrochen werden. (Anmerkung: im Januar 2017 war die Dachbegehung nicht möglich.) Am Shwe-gu-gyi Tempel sind weite Flächen der Stuckverkleidung unversehrt. Viele schöne Details verdienten die gesonderte Hervorhebung (Bild 33). Die Buddha-Nischen neben dem Portal (Bild 34 & 35) fallen unmittelbar ins Auge, wer genauer hinschaut, kann feststellen, wie dünn und verletzlich die Stuckschichten sind (Bild 35). Bogen-Variationen der Buddha-Nischen umrahmen die Fenster. Hinweis 1: Die Aussicht vom Shwe-gu-gyi Tempel ermöglicht den Blick auf die einzigen Ausgrabungen in Alt-Bagan. Diese Mauerfreilegungen, die sich kaum über Bodenniveau erheben, sind mit Laufstegen überbrückt. Vor Ort (also zu ebener Erde) bleibt das Verständnis der Ruinen auf der Strecke. Von oben wirken die Ruinen anschaulicher, der ehemalige Königspalast wird vorstellbarer.
Hinweis 2: In Alt-Bagan wohnen außer Touristen in Hotels kaum noch Menschen. Die Anwohner wurden ausgesiedelt, mussten nach New Bagan (südlich von Old Bagan) umziehen. Old Bagan sollte zum Freilichtmuseum umgewandelt werden, so die Begründung der Umsiedlungsmaßnahmen. Hinweis 3: Wenig beachtenswert und äußerst unangenehm ragen einige moderne Gebäude aus dem historischen Ambiente von Alt-Bagan hervor. Eine "Perle" unter den Unansehnlichkeiten bildet die fragwürdige Rekonstruktion des Königspalastes. Besichtigung möglich, aber nicht nötig. Hinweis 4: Das Archaeological Museum Bagan ist absolut sehenswert. Kuriosum: Fotografieren mit Kameras verboten. Kameras müssen ins Schließfach oder in der Garderobe abgegeben werden. Fotos mit Handys werden gestattet. Hinweis 5: Im Teil III, IV, V dieser Artikelserie werden weitere Tempel und Stuckaturen vorgestellt. Ergänzende Lektüre: Artikel STUPAS IN MYANMAR in diesem Blog Artikel LÖWEN IN MYANMAR in diesem Blog Artikel STUCKSTUREN IN MYANMAR (TEIL I, III, IV, V) in diesem Blog Text und Fotos: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones Die Stadt Bagan, ein Hauptreiseziel im heutigen Myanmar, lockt jährlich tausende Touristen an. Mehr als zweitausend Sakralbauten können in Bagan besichtigt werden. In Bagan, der alten Königsstadt am Irrawaddy, wurden alle Tempel und Stupas in ZIEGEL-Bauweise errichtet. Viele Tempel waren mit Stuck dekoriert. An keinem der Monumente haben sich die Stuckdekorationen vollständig erhalten. Die Auswahl der hier vorgestellten Objekte sollte nicht als Wertskala der Bauwerke angesehen werden, einzig die Stuckaturen stehen im Fokus dieser Betrachtung. Sämtliche Tempel-Fotos entstanden auf einer mehrtägigen gut vorbereiteten Erkundungstour in Bagan. Die Thatthe Mogku Hpaya und die Lin Pya Gu Hpaya gehören zu den kleineren Pagoden, die bei Streifzügen im dörflichen Ambiente von Nyaung U unwillkürlich ins Blickfeld geraten. Ohne zu suchen finden sich auf engsten Raum viele solcher Pagoden (Hpaya=Pagode). Über den kulturhistorischen Wert dieser kleinen Tempel lässt sich streiten, doch für die Anwohner sind es wichtige Plätze, hierher kommen die Menschen zur Ausübung ihrer Glaubensrituale. Täglich vor ihren Buddha treten, ihre Buddha-Statue anbeten zu können, ist ihnen Bedürfnis. – Wie oben schon erwähnt, alle Bauwerke in Bagan sind aus Ziegelsteinen gemauert und verputzt. Bedeutende Tempel wurden und werden gepflegt und also werden die Stuckaturen erhalten und erneuert, was nicht immer sachgemäß geschieht. Die bekannten Tempel strahlen in blendendem Weiß und leuchten golden. Nicht so jene Pagoden, die etwas abseits der großen Tempel stehen. Beide Hpayas (Bild 1 & 2) zeigen die typische Tempel-Bauweise in Bagan. Ein kleiner Vorbau (Portal, Mandapa) führt in eine Vorhalle, die sich zum Tempelraum, dem Heiligtum mit Buddha-Statue, öffnet. Dieser Raum wird außen durch den Stupa-Aufbau auf dem Dach kenntlich. Soviel in äußerster Kürze zur Bauweise vieler Tempel in Bagan, die in der Zeitspanne vom 11. bis zum 13. Jahrhundert errichtet wurden. In diesem Artikel soll der Fokus unentwegt auf die Stuckaturen gerichtet bleiben. Nicht überall sind die Tempelnamen ausfindig zu machen, bestenfalls findet sich eine Registrier-Nummer auf einem kleinen Schild, welches häufig neben dem Eingang am Mauerwerk angebracht ist. Der französische Wissenschaftler Pierre Pichard hat in einem achtbändigen Fachbuch alle Tempel in Bagan erfasst, nach seinem System nummeriert und beschrieben. Seine Ordnungsnummern stimmen nicht allenfalls mit den aktuellen Registrier-Nummern überein. Offenbar beziehen sich die Wissenschaftler in Myanmar heutzutage auf weitere literarische Quellen oder haben ihr eigenes Zählsystem entwickelt. Folglich müssen in diesem Artikel manche Tempel nach ihrer Lage benannt bzw. beschrieben werden. Registrier-Nummern sind für exakte wissenschaftliche Arbeit verbindlich, doch hier werden Fotos vorgeführt, die Einblicke auf Dekorationen an Tempelbauten gewähren. Blicken wir etwas intensiver auf die unscheinbare Yan-aung-sin Pagoda (zwischen der Shwezigon Pagoda u. U Yan We Hpaya), lenken wir unser Augenmerk auf die Stuckaturen. Das Portal (Bild 3) ist von doppelten Pfeilern (Pilastern) eingefasst. Die Pfeiler stehen auf Basen und werden von Kapitellen abgeschlossen. Die unterschiedlich hohen Pfeiler tragen einen doppelt geschwungenen Makara-Bogen (Bild 4 & 5), der gleichzeitig die Grundform für den Giebel (Tympanum) liefert. Die Stuckaturen vom Bildfeld des Tympanums als auch des rechteckigen Blendfensters über der Tür haben sich verloren, sind schlichtweg abgeblättert. Gut erhalten haben sich die Makara-Bögen (Bild 4 & 5). Bemerkenswert sind auch die Pfeilerdekorationen: drei unterschiedliche Kala-Bilder (Bild 6, 7 & 8) und ein Doppel-Löwe (Bild 9). Vergessen wir nicht, die Fotos von diesen kunstreichen Stuckaturen sind an einem unbekannten Tempel aufgenommen worden. Von zwei Pfeilern blickt Kala auf die Menschen herab (Bild 6 & 7). Die Stuckaturen über den Basen der Pfeiler (Bild 8 & 9) sind in normaler Höhe angebracht, die Menschen stehen dem Kala und dem Löwen direkt gegenüber. Nicht zu übersehen ist die Fragilität der Stuckaturen, an vielen Stellen scheinen die blanken Ziegelsteine hervor. Auch alle weiteren Bilder werden diese Aussage bestätigen. Wer in Nyaung U unterwegs ist, will die Shwezigon Pagoda sehen, einen riesigen Stupa. Wir fliehen zunächst religiöse und touristische Betriebsamkeit und besichtigen selten besuchte Pagoden am Ufer des Irrawaddy. Sandige Wege führen aus Nyaung U heraus und hinein in eine hügelige halbaride Landschaft. In dieser scheinbar abgelegenen Gegend sind mehrere äußerst sehenswerte Pagoden erbaut worden. Tatsächlich, und das ist kein Zufall, haben sich im Umfeld dieser Pagoden viele Menschen ansässig gemacht. Es ist nur zu ahnen, wie das Stadtbild zu Zeiten der großen Könige Anawrahta (1044-1078) und Kyanzittha (1084-1113) ausgeschaut hat und wie es um die Besiedelungsdichte bestellt gewesen ist. Diese Könige gaben viele der Sakralbauten, die heute in Bagan bewundert und immer noch benutzt werden, in Auftrag. Der Bedarf an Tempeln muss jedenfalls hoch gewesen sein. Gleich wo man in Bagan auf erhöhten Standort sich dreht und wendet, zu sehen sind historische und neuere Tempelbauten. Verlässt man das Zentrum der erheblich gewachsenen dörflichen Siedlung Nyaung U nordöstlich, gerät entweder der breite Fluss oder die mächtige Guni Hpaya (Nr. 135) in den Blick. Die auf quadratischen Sockel ruhende Guni Pagoda öffnet sich nach vier Seiten, wobei der Ost-Zugang durch einen weiten Mandapa hervorgehoben wird. Formschön erhebt sich der vierseitige Turmbau (Bild 10 & 11), dem leider die Spitze fehlt. Betreffs Stuckaturen müssen die Bildwerke am Turm (Bild 12 & 13) hervorgehoben werden. Eine sehr modern anmutende, weil stark stilisierte Bodhibaum-Darstellung bedeckt die glatten Freiflächen am Turmbau. Die Bildflächen sind als Spitzblatt ausgeformt, was sich aus der Geometrie der Turmbauweise ergeben. Die Stuckaturen zeigen (allerdings verschieden gut erhalten) an allen vier Seiten jeweils das gleiche Bodhigara-Motiv: einen sehr gleichmäßig gewachsenen Baum, der in einem Altartisch wurzelt. Das Motiv symbolisiert nichts anderes als die steinernen Einfassungen der Heiligen Bäume, wie sie in vielen buddhistischen Klöstern Südostasien zu sehen sind. Bodhibäume in Klöstern werden verehrt und deren Einfassungen sind vierseitig zugänglich und insgesamt zu umgehen. Wer um den Baum schreitet, hat stets zur rechten den Baum im Blick. Nicht anders bei der Guni Hpaya. Der Bodhibaum ist präsent, gleich wo man geht oder steht. Die Stuckverkleidungen am Tempelgebäude haben stark gelitten und sind wenig sehenswert. Betrachten wir den Flusslauf des Irrawaddy: von Nordosten her kommend, windet sich der Fluss schließlich konsequent in Richtung Süden. An seinem südlichen Ufer breitet sich großflächig die Stadt Bagan aus. Ehe der Fluss den Bereich der Shwezigon Pagoda streift, fließt er an Nyaung U vorbei. Auf der Landkarte ist ein Gebiet zu erkennen, welches von einer ziemlich geraden (fast waagerecht) verlaufenden Süd-Uferlinie von Ost nach West begrenzt wird. Hinter diesem Ufer auf einer Fläche von etwa drei Quadratkilometern wurden etwa ein Dutzend Pagoden errichtet. Kein Gebiet von Bagan eignet sich idealer, um ungestört die noch fast unberührte Tempelarchitektur der Stadt Bagan in Augenschein zu nehmen. Größere und kleinere Tempel wechseln einander ab, sogar ein Höhlen-Tempel ist vorhanden und kann besichtig werden. Nur ein Groß-Stupa fehlt, der findet sich in Nyaung U. Die Shwezigon Pagoda ist das naheliegende Paradebeispiel für einen berühmten Groß-Stupa. Nur 500m Weg in nördlicher Richtung trennen die Guni Hpaya (Bild 10 – 13) und die Taung Hteik Pagoda (Bild 14 – 16), hinter der das felsige Ufer steil zum Fluss hin abfällt. Die kleine Taung Hteik Pagoda kann im Außenbereich nur noch geringfügige Stuckaturen aufweisen (Bild 14 & 16). Jedoch der Innenraum bietet schöne Wanddekorationen (Bild 15). Buddha, aus Steinen gemauert, mit Stuck versehen und bemalt, sitzt in der Erdberührungsgeste auf einem schlichten Thron. Die Wand hinter der Statue erhebt den Platz zum Altar. Das Flachrelief mahnt einen Tempel an. Der extrem stilisierte Makara-Bogen ruht auf Säulen, deren untere Enden wiederum in stilisierten Nagas auslaufen. Vom Makara-Bogen umschlossen findet sich das Motiv des Bodhi-Baums. Buddhas Haupt wird von einem Flammenkranz umrahmt. Nicht zu übersehen sind die schmerzlichen Fehlstellen in der Stuck-Dekoration. Gewiss werden die Buddha-Statuen in regelmäßigen Abständen oder je nach Bedarf farblich aufgefrischt. Viele farbige Wand- Decken- und Gewölbestuckaturen hinterlassen den Eindruck spätmittelalterlicher Malerei. In berühmteren Tempeln sind inzwischen die wertvollen Malereien hinter Glaswänden geschützt oder jegliche Berührung wird durch Abstandsgitter ausgeschlossen, auch ist das Fotografieren untersagt. Zu viele Malereien haben sich buchstäblich abgegriffen bzw. sind durch zu viel Licht verblasst. Viele Menschen müssen mit den Fingern schauen. Wir konnten erleben, wie zehnjährige Kinder uns in ihren Tempel führten und mit den Fingern die bunten Wände berührten, als könnten wir nur wahrnehmen, worauf sie mit Fingern und Händen griffen. In den abgelegenen, touristisch nicht erschlossenen Tempeln, können die Wandmalereien auf den stuckierten Wänden ungehindert betrachtet und fotografiert werden. Technologische Hinweise, die sich dem Aufbau der stehenden, sitzenden oder liegenden Buddha-Statuen widmen, können hier nicht gegeben werden. Soviel nur: alle Buddha-Statuen sind mit Ziegelsteinen gemauert, in Form gebracht und mit Stuck verputzt, anschließend bemalt worden. Eine erprobte Technik, die auch für Löwenstatuen in Myanmar Anwendung fand und findet. Stehen Menschen in burmesischen Tempeln einer Buddha-Statue gegenüber, blicken sie auf eine mit Stuck bedeckte gemauerte Statue. Ausnahmen bestätigen die Regel. Dieser Aufsatz soll sich dennoch fortan den Stuckaturen an Tempelbauten in Bagan widmen. Viele Tempel in Bagan scheinen sich äußerlich zu gleichen, was auf den Grundaufbau zutrifft, doch im Detail lassen sich die kleinen und mittleren Tempel gut unterscheiden. Die jeweiligen spezifischen Merkmale der Tempelbauten zu entdecken, macht eine Tempeltour außerhalb der touristischen Pfade spannend und abwechslungsreich. Von der Innenbemalung (Bild 18) der kleinen Pagode (Bild 17) hat sich nur die Gewölbe-Partie halbwegs geschlossen erhalten. Das lehmige Braun und die Tönungen in Grau und Weiß verleihen dem kleinen Tempelraum harmonische Geschlossenheit. Keine 500m östlich stoßen Rad- oder Mopedfahrer auf die Chauk-hpaya-hla-gyi (Nr. 145) (Bild 19). Der vormals weißbemalte Stuck, der den Tempel vollständig bedeckte, zeigt viele brüchige Stellen, wie überhaupt die Jahrhunderte an dem Bauwerk nicht spurlos vorbeigegangen sind. Schöne Stuckdetails sind an der Mandapa zu bewundern, die fein gearbeiteten Makaras (Bild 20) sind beachtenswert. Das schlichte Rautenmuster der Pilaster steht im Kontrast zur opulenten Ausführung und bestechenden Wirkung der mythischen Wesen. Nur 300m weiter, ebenfalls in östlicher Richtung gelangen Besucher zu einer geschlossenen Tempelgruppe. Jeder einzelne dieser Tempel verdiente eine gesonderte Betrachtung. Von Nord nach Süd, ziemlich exakt auf dieser Koordinate, reihen sich die Shwe Thabeik Hpaya, Thet Kya Muni und die Kon Daw Gyi aneinander. Auf kürzester Distanz (etwa 100m) können sechs Sakralbauten begutachtet werden. Im Umkreis der Thet Ky Muni Pagoda stehen moderne Klostergebäude. Ein älterer Mönch schloss bereitwillig die Pagoda auf, hieß uns auch auf das Dach zu steigen, führte uns danach die wenigen Schritte hinauf zur Kon Daw Gyi Pagoda. Von dort bot sich ein herrlicher Rundblick. Nördlich sahen wir den Fluss, westlich alle Tempel, die wir gerade erst besichtigt hatten, noch weiter sahen wir Nyaung U und die Shwezigon Pagoda. Südwestlich breitete sich das riesige Tempelfeld von Bagan aus. Wer von der etwas erhöht gebauten Kon Daw Gyi auf Bagan herabschaut, wird sich der Größe der Stadt und dem bevorstehenden Besichtigungsaufwand bewusst. Die Panorama-Ansicht (Bild 21) hebt das unwegsame Gelände hervor, durch das keine asphaltierten Straßen, sondern nur sandige Wege zu den Tempeln und den Bauernhäusern führen. In dieser Gegend wurden – Buddha sei Dank – noch keine Hotels oder Gästehäuser gebaut. Im Norden der gedachten Nord-Süd-Achse erhebt sich die Shwe Thabeik Hpaya, sozusagen im Talboden lagert die Thet Kya Muni Pagoda und südlich auf einer Anhöhe wurde die Kon Daw Gyi erbaut. Zwischen Thet Kya Muni Pagoda und Kon Daw Gyi stehen drei weitere Tempelbauten, der kleinste von den dreien, die Zu-Lein Pagoda, direkt gegenüber der Thet Kya Muni Pagoda ist absolut sehenswert (rechts im Bild 23 ist nur die gebrochene Turmspitze zu erkennen). Die Bilder 24-26 bestätigen die nicht übertriebene Aussage. Wer jetzt meint, alles gesehen zu haben, der irrt. Diese unbekannte Tempelgruppe bietet eine wahre Schatzkammer allerfeinster Stuckaturen. An allen Tempeln, außer an der nördlichen Shwe Thabeik Hpaya, haben sich herrliche Stuckelemente überliefert. Außer an der Zu-Lein Pagoda (Bild 25 & 26) sind die vorzüglichsten Stuckmotive an der Thet Kya Muni Pagoda zu sehen (Bild 27 – 31). Auf einem recht engen Hügelplateau wurde die Kon Daw Gyi erbaut. Eine geschlossene Mauer mit nur einem Tor umfängt einen Stupa, der vermutlich im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Der Stupa war ursprünglich vollständig stuckbedeckt. Nur eine umlaufende Stuckpartie hat sich teilweise erhalten. Die Reste der Stuckummantelung erwecken nur verschwommene Ahnungen einstiger Pracht (Bild 33, 34 & 35). Stupas werden in Myanmar auch als Zedi bezeichnet. Die weiße Spitze der Stupa ist ein aufgesetztes Produkt der Neuzeit. Derartige Fertigteile bekrönen viele restaurierte Pagoden in Bagan. Nur 1,5km Luftlinie liegt der Höhlentempel Kyaugky Umin von der Kon Daw Gyi entfernt. Wer sich durch unwegsames Gelände wagt und GPS benutzt, der kann den direkten Weg favorisieren, doch eher zu empfehlen sind die festen längeren offiziellen Wege zum Höhlentempel Kyaugky Umin. Umin meint immer Höhlentempel. Hervorragend gestaltet und bestens erhalten haben sich die Kala-Reliefbänder unter den Dachvorsprüngen des Tempels. Ob die Pfeiler am Höhleneingang jemals mit Stuck bedeckt waren, lässt sich im Jetzt-Zustand nicht ermessen, achtlos sollte man an diesen Pfeilern nicht vorbeigehen, einen Blick und zwei Fotos sind sie allemal wert. Besonders eifrige Tempelstürmer werden der kleinen Yat Sauk Pagoda (oberhalb des Kyaugku Umin gelegen) gewiss noch einige Momente ihrer Aufmerksamkeit widmen. Auch an dieser Pagode finden sich einige hübsche Stuckfragmente. Von eingewachsenen Ruinen abgesehen, die in Fachbüchern erwähnt werden und nur Anwohner zu finden wissen, sind in dieser Region keine weiteren Tempel aufzuspüren. Für die Betrachtung der im Artikel beschriebenen, unbekannten Tempel sind etwa vier bis fünf Stunden zu veranschlagen. In den frühen Morgenstunden sollte der Aufbruch zu dieser spannenden Tempel-Tour stattfinden.
Hinweis: Die Tour ist anspruchslos und völlig ungefährlich. Hin und wieder muss das Fahrrad geschoben werden. Die Anwohner geben betreffs der Wege bereitwillig Auskunft. Hunde sind nicht zu fürchten, doch im weglosen Gelände sollte man die Augen offen halten. Myanmar ist bekannt für seinen Reichtum an gefährlichen Schlangen. Genügend Wasser und Lebensmittel sind unbedingt im Rucksack mitzuführen. In den kleinen Siedlungen gibt es keinerlei Einkaufsmöglichkeiten. Ergänzende Lektüre: Artikel STUPAS IN MYANMAR in diesem Blog Artikel LÖWEN IN MYANMAR in diesem Blog Artikel STUCKATUREN IN BAGAN (TEIL II, III, IV, V) in diesem Blog Text und Fotos: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones |
Autor Günter Schönlein
Auf meinen bisher acht Reisen nach Kambodscha habe ich viele Khmer-Tempel photographisch dokumentiert. Mit Pheaks Hilfe suchte ich auch viele schwer zu findende entlegene Tempel auf. In diesem Blog möchte ich meine dabei erworbenen Eindrücke und Kenntnisse gerne anderen Kambodscha-Liebhabern als Anregungen zur Vor- oder Nachbereitung ihrer Reise zur Verfügung stellen. sortiert nach Themen:
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Der Blog enthält sowohl Erlebnis-Reiseberichte als auch reine Orts- und Tempel-Beschreibungen, siehe Kategorien "Persönliches" und "Sachliches" in der Liste von Tags oben, sowie eingestreute Beiträge zu anderen Reiseländern und Themen.
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Kirtimukha Kambodschas Löwenskulpturen Kampong Thom Museum Kanheri Caves Karla Caves Kapitelle Karttikeya und andere Vahanas Kasen Tempel Kat Kdei Tempel und mehr Kbal Chen Tempel Kbal Spean Khleangs & Prasat Suor Prat Khmer-Bronzen in Mandalay Khandoba Tempel Aurangabad Khmer Halsschmuck Khmer zur See Khuldabad Kinnari Kirtimukha Klöster in Siem Reap Kna Phtoul Tempel Koh Ker Koh Ker Tempelmauern Kok Singh Tempel Kouk Nokor Tempel Kouk Tempel Kok Pongro Kravan Krishna & Kaliya Krishna Govardhana Krol Ko Spezial Krol Romeas & Kral Romeas Lakshmi in der asiatischen Kunst Leak Neang (Phnom Bok) Leak Neang (Pre Rup) Leben am Fluss Lingam & Yoni Lintel Literatur-Empfehlungen Lolei - Restaurierungs-Stand Lost Collection Löwen in Indien Löwen in Indonesien Löwen in Kambodscha Löwen in Myanmar Löwen in Sri Lanka Mahakali Caves Makaras der Cham Mandalays Khmer-Bronzen Mandapeshwar Caves Marmorberge Da Nang Mebon Tempel Banteay Chhmar Mihintale Mucalinda versus Naga Museen in Kambodscha Museen in Siem Reap Museum of Da Nang Musik und Tanz der Cham My Son (Teil 1) My Son (Teil 2) My Son (Teil 3) My Son (Teil 4) My Son (Teil 5) Myanmars Holzarchitektur 1 Myanmars Holzarchitektur 2 Myanmars Holzarchitektur 3 Myanmars Löwenskulpturen Myanmar Stupas Mythos vom Milchozean Naga Naga-Chakra Namenlose Tempel am Bayon Nandi und andere Vahanas Narasimha und Hiranyakahipu Nationalmuseum in Phnom Penh Neak Buos Tempel Nebentempel Banteay Chhmar Neuentdeckungen in Roluos 1 Neuentdeckungen in Roluos 2 Neuentdeckungen in Roluos 3 Neuentdeckungen in Roluos 4 Neuentdeckungen in Roluos 5 Nokor Bachey Tempel Norodom Sihanouk Museum Pachisi Spiel Pandava Caves - 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