Lage: etwa 800m westlich vom West-Tor von Angkor Thom Typ: Hindu-Tempel aus Sandstein, Angkor-Periode Die Stadt Angkor Thom verfügte über vier Krankenstationen, die außerhalb der Stadtmauern erbaut wurden, jedoch ihren Standplatz in der Nähe der Stadttore hatten. Erhalten haben sich nur die Kapellen, weil diese Tempel aus Sandstein errichtet wurden. Von den Zweckgebäuden (Hospitals, Pflegestationen, Wohnungen) ist nichts mehr zu sehen, da sie durchgehend aus Holz bestanden. Nur Sakral-Gebäude wurden aus Ziegel- oder Sandstein gebaut. Drei dieser kleinen Tempel sind relativ bekannt. Kenner und Neugierige besichtigen auf ihren Angkor-Exkursionen den Ta Prohm Kel Tempel, den Prasat Tonle Sngout und die Angkor Hospital Chapel. (Die drei genannten Tempel finden sich auf gleicher Webseite von Ernst Ando Sundermann beschrieben.) Von der vierten Krankenhauskapelle Prasat Ta Muon wird kaum gesprochen, wenn überhaupt, taucht der Name in verschiedenen Schreibweisen auf, die vermutlich nur vom Lautklang abgeleitet worden sind, was für Verwirrung sorgt. Vom Prasat Ta Vang oder Prasat Ta Vong, auch Ta Mong ist zu lesen, andere Quellen erwähnen ganz schlicht nur das Vorhandensein der Krankenhauskapelle West. Das Google-System vermerkt keinen Prasat Ta Muon. Exaktes Kartenmaterial zu Gebieten in Kambodscha ist rar. Die Einheimischen sind stets ohne Landkarte unterwegs. Man kennt seine Wege oder fragt sich durch. Lediglich in einer neueren, stark schematisierten Landkarte, die für Angkor-Besucher erstellt wurde, findet sich die Hospital Chapel West ungenau eingezeichnet. Diese Karte beweist lediglich das Vorhandensein eines ominösen Tempels und gibt nebenbei betreffs anderer Eintragungen weitere Rätsel auf. In Wahrheit ist der Prasat Ta Muon nicht zu verfehlen: Angkor Thom muss am West-Tor verlassen werden, der einzige Fahrweg führt strikt westlich über den Wassergraben, von dort geradeaus weiter zur asphaltierten Hauptstraße. Von hier aus bedarf es nur noch wenige Schritte bis zum Tempel. Nördlich, unmittelbar parallel zum Zufahrtsweg zur Hauptstraße, führt neben einem schmalen Graben in Richtung Angkor Thom westlich ein Weg zurück. Nach etwa 200m Fußweg gerät der Tempel linker Hand ins Blickfeld. Zum Jahreswechsel 2017/2018 fanden sich lediglich eingewachsene Steine, die das Vorhandensein eines Bauwerkes in einem verwilderten Bambushain ahnen ließen. Keiner der Anwohner vermochte zu bestätigen, dass hier die Teile der Krankenauskapelle West zu sehen wären. Tatsächlich war keine Kapelle, keine Tempelanlage zu entdecken. Üppiger Baumbewuchs, in Bodennähe durch Gestrüpp bis zur Undurchdringlichkeit verdichtet, hemmte jegliches Vordringen zu möglichen aufrecht stehenden Gebäudestrukturen. Anfang März 2019, also nach kambodschanischem Jahreslauf im Herbst, war vom unbekannten Tempel mehr zu sehen. Die Bäume hatten ihr Laub abgeworfen. Der Dschungel hatte sich gelichtet. Außer den schon bekannten am Boden liegenden Steinen waren typische Tempelformationen zu erspähen, allerdings verhinderte dorniges Gesträuch jeglichen Versuch der Annäherung. Nur eine Woche später (am 13.3.2019) war der Tempel wie von Zauberhand freigelegt. Fleißige Menschen (sicher die Anwohner) hatten binnen kurzer Zeit die Krankenhauskapelle und alle anrainenden Baustrukturen vom Dschungelbewuchs befreit. Endlich war der Prasat Ta Muon ungehindert zugänglich. Drei Anläufe mussten unternommen werden, um eine übrigens gar nicht so kleine Tempelanlage besichtigen zu können. An diesem Morgen bekräftigte ein gutgelaunter Bauer lachend und voller Stolz unsere Annahme: PRASAT TA MONG? – TA MONG? YES, TA MUON, YES. Die Suche hatte sich gelohnt und war endlich von Erfolg gekrönt. Wir hatten gefunden, wonach wir suchten: die vierte Krankenhauskapelle der Stadt Angkor Thom. Im Vergleich zum Tonle Sngout Tempel, dem der Zusammenbruch droht, der deshalb rundum mit Holzgestellen und Metallgerüststangen gesichert werden muss, muss am Ta Muon nichts abgestützt werden. Das Tor zum Tempel und Seitenteile der Wände stehen ohne Stützen aufrecht. Der östliche Gopuram und das kreuzförmige Fundament der Kapelle finden sich wie üblich von Ost nach West angeordnet. Die umherliegenden Steinmassen, sowohl Sandstein als auch Laterit, lassen auf weitere Gebäude schließen. Die ungezählten bearbeiteten Steine können nicht ausschließlich vom Prasat stammen, zu weit "verstreut" liegen die Steine umher. Eher belegen diese Steine das ursprüngliche Ausmaß der Tempelanlage. Sehr wahrscheinlich ist eine geschlossene Umfassungsmauer, die, was denkbar wäre, einen Gopuram nach Westen gehabt haben könnte. Außer Steinen, die zu großen Teilen die bekannten Angkor-Dekorationsmuster aufweisen, haben sich etliche typische Bauelemente erhalten. Fragmente von Piedestalen, Lintels, Lotos-Finials, Mauerzinnen und Tympana belegen die Ausstattung der Kapelle. Weder Statuen noch Lingams sind am Ort verblieben. Im nordöstlichen Tempelareal kann ein mittelgroßes Wasserbecken nicht übersehen werden. Ambitionierte Angkor-Liebhaber können ohne großen Aufwand die vier Krankenhaus-Kapellen von Angkor Thom besuchen und werden sicher erkennen, dass diese Bauten nach einem Muster errichtet wurden. Der nachfolgende Bildvergleich rückt jeweils den Gopuram und den Prasat ins Blickfeld. Der Ta Prohm Kel Tempel wird auf Grund seiner Lage häufig dem Angkor Wat zugeordnet. Ta Prohm Kel liegt 1,5,km südlich von Angkor Thom und damit weiter vom Stadttor entfernt als die jeweiligen anderen Krankenhaus-Kapellen. Die Nähe des Ta Prohm Kel Tempels zum Angkor Wat lässt sich erklären. Ehe das Großprojekt der Stadt Angkor Thom in Angriff genommen wurde, sind die Gebiete südlich der geplanten Stadt Angkor Thom schon bebaut gewesen. Eine Krankenstation mitten in den heiligen Tempelbezirken des Baksei Chamkrong, des Prasat Bei & Thma Bei Kaek und des Staatstempel Phnom Bakheng zu errichten, verbot sich von selbst. Damals siedelten, wie heute noch immer, südlich des Phnom Bakheng, westlich neben der Zufahrtsstraße nach Angkor Thom Menschen. Das Vorhandensein vieler kleiner Dörfer an dieser wichtigen Straße muss als weiterer Fakt für die südliche Lage der Kapelle Ta Prohm Kel in Betracht gezogen werden. Die Gebiete östlich des Phnom Bakheng und östlich der Zufahrtsstraße zur Stadt Angkor schieden als Standort der Kapelle ebenfalls aus, weil sich östlich des Phnom Bakheng weit nach Osten eine Allee, gesäumt von mehreren Wasserbecken, hinzog und außerdem in diesem Gebiet auch schon Siedlungen bestanden. Ta Prohm Kel konnte folglich nur an dem südlichen Standort errichtet werden.
Die vier beschriebenen Krankenhauskapellen sind dem König Jayavarman VII. zu verdanken, sie wurden auf sein Geheiß im späten 12. Jahrhundert erbaut. Insgesamt 102 Kapellen sollen errichtet worden sein, vier von ihnen sind zweifelsfrei der Stadt Angkor Thom zuzuordnen.
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Frühere Herrscher asiatischer Großreiche waren Reisekönige. Sie mussten zwangsläufig unterwegs sein, Präsenz an verschiedenen Orten war vonnöten. Mehrere Regierungssitze (Hauptstädte, Stützpunkte) waren durch Magistralen verbunden. (Europäisches Parallelbeispiel: Kaiser Karl der Große und seine Kaiserpfalzen). Nur auf einem ausgeklügelten Straßennetz kamen die Könige (und die Armeen) zügig voran. Flüsse mussten überquert werden. Nicht überall fand sich eine bequeme ungefährliche Furt. Während und nach den Regenzeiten standen ganze Landstriche unter Wasser. Folglich mussten Brücken gebaut werden. Beschwerlich war zu Khmer-Zeiten das Reisen noch immer genug. Heutige Verkehrssysteme sind ohne Brücken ebenfalls nicht denkbar. Moderne Brücken in Kambodscha spannen sich, wie in allen Ländern der Welt, in bewährter Stahlbeton-Bauweise über die Flüsse. Erstaunlich viele Brücken der Khmer haben sich bis in unsere Zeit erhalten, obwohl die Khmer-Baumeister nur über einen Werkstoff verfügten. Sie verwendeten für ihre Brückenbauten ausschließlich das äußerst dauerhaft haltbare Laterit-Gestein. Etliche der historischen Brücken werden noch immer befahren. Ihre verkehrsgünstige Positionierung ist unverändert wichtig. In dieser Betrachtung werden einige Khmer-Brücken vorgestellt. Reisende müssen in Kambodscha nicht zwanghaft nach Khmer-Brücken suchen, irgendwie geraten die Brücken unterwegs ins Blickfeld. Die wohl berühmteste Brücke in Kambodscha überspannt den Chickreng River in Kampong Kdei. Die Preah Tis Brücke (Spean Praptos) ist insofern bekannt, weil sie erstens die längste Kragbogen-Brücke in Kambodscha ist (angeblich sogar der Welt sein soll) und zweitens Dank des hervorragenden Zustandes ein Musterbeispiel der von Khmer-Architekten favorisierten Brückenbauweise darstellt. Der Kragbogen (corbel arch) ist keine Erfindung der Khmer-Baumeister. Ehe die Khmer den Kragbogen für ihre Zwecke nutzten, kannten schon frühere Hochkulturen besagte Steinschichtungen. Bauleute in Ägypten, in Anatolien, in Griechenland wussten die Haltbarkeit der Kragbögen zu schätzen. Selbst in den Bauwerken der Maya sind spezielle Varianten dieser Bögen nachweisbar. Die Khmer-Baumeister könnten ihre Anregungen aus Java (Indonesien) empfangen haben, denn nicht erst an Brücken aus dem 12. Jahrhundert ist dieses Bauprinzip zu erkennen, sondern schon an und in Tempeln früherer Jahrhunderte wurde der Kragbogen, das Kragbogengewölbe verwirklicht. Ohne große Aufmerksamkeit lässt sich dieses Bauprinzip an Dutzenden von Tempeln im Angkor-Gebiet erkennen. Die schematische Darstellung eines Kragbogens und das praktische Anwendungsbeispiel an einem beliebigen Tor-Bogen des Bakong-Tempels verdeutlichen das Prinzip der Kräfteverteilung, der Kraftübertragung bzw. der Tragkraft. Hier folgt kein Vortrag über Statik oder Baustoffe. Brücken werden beschrieben und deren Standorte vermerkt. Zunächst aber nochmals zurück zur Preah Tis Brücke in Kampong Kdei. Die 87m lange Brücke wurde im 12. Jahrhundert erbaut und geht auf die Rechnung des Königs Jayavarman VII. Viele der alten Brücken waren mit Balustraden aus Sandstein versehen. Hier wurde tatsächlich der Naga (die Schlange) nachgebildet. Die sich aufbäumenden Schlangenköpfe beschließen jeweils Anfang und Ende der Balustraden. Nicht zu übersehen sind die aufgestellten Markierungspfosten (boundary). Brücken zählen zu den weltlichen Bauwerken, die für jedermann zugänglich und zu benutzen sind und dennoch kann an dieser Brücke die religiöse Konnotation nicht übersehen werden. Die Brücke ist dem Schutz des Naga/der Nagas anheimgestellt. Die Bildfelder der Grenzpfeiler zeigen einen Dvarapala. Vielköpfige Nagas und Dvarapalas finden sich an vielen, an fast allen Khmer-Tempeln aus dieser Zeit. Sowohl der Naga als auch der Dvarapala erfüllen hier, wie an den Tempeln, die unabdingliche Wächterfunktion, was Wunder also, wenn dem Naga geopfert wird. Bis heute fühlen sich die Menschen diesen religiösen Symbolen verpflichtet. Ein letztes noch: Sinn und Zweck der bogenförmigen Ausbuchtung in der Balustrade hinter dem Naga kann nicht erklärt werden. Bislang fanden sich keine vernünftigen Auskünfte für diese bautechnische Eigenwilligkeit. Die Uferbefestigungen aus Laterit-Stein müssen nicht erläutert werden, sie dienen bei Hochwasser dem Schutz der Brücke. Das Foto der Uferbefestigung gibt die Pegelhöhe während der Regenzeiten wieder, auf den Steinen hat sich im Laufe vieler Jahre der Wasserstand abgezeichnet. Im Großraum von Siem Reap haben sich mindestens ein Dutzend historischer Brücken erhalten. Sie finden sich ausnahmslos an den Streckenführungen alter Straßen, sprich: tradierter Handels- und Versorgungswege. Von Angkor führte eine wichtige Route nach Norden, eine andere verlief in Richtung Süden. An solchen einst wichtigen Straßen sind etliche historische Brücken zu entdecken. Auch an der östlich von Beng Mealea verlaufenden Straße können mehrere alte Brücken nachgewiesen werden. Neben der heutigen Nationalstraße NR 6 von Siem Reap nach Phnom Penh haben sich auf der Strecke bis Kampong Kdei etwa zehn Khmer-Brücken erhalten, die vorwiegend links der jetzigen Straße (gesehen in Richtung Phnom Penh) zu finden sind. Die eher kleinen Brücken neben der NR 6 sind für das Verkehrsaufkommen der Moderne ungeeignet, sie sind zu schmal, werden aber teilweise noch als Zufahrt in die straßennahen Siedlungen benutzt. Die Bauweise aller Brücken ist gleich, das große Vorbild der Brücke von Kampong Kdei stand auch für die kleinen Brücken Pate. Ein Rezept hatte sich bewährt – weshalb nach neuen Lösungen suchen? Einige der Brücken scheinen den heutigen Khmern wichtig zu sein. Man lässt diese Brücken nicht achtlos vergammeln, wobei auch hier Ausnahmen die Regel bestätigen. Beim Bau der NR6 standen einige historische Brücken im Weg. Manche Brücke wurde verschüttet oder einseitig zubetoniert. Hinweisschilder, von der APSARA Organisation verordnet, gesponsert und aufgestellt, verweisen auf die Namen der Brücken, wobei die Authentizität der Brückennamen in Frage zu stellen ist. Hier ist vermutlich in erster Linie an Touristen gedacht . . . frei nach der deutschen Redensart ›Das Kind muss doch einen Namen haben‹. Bong! Immerhin können einige dieser Brücken auf Grund der Namensgebung exakt definiert, gesucht und gefunden werden, außerdem erhalten Sammler-Fotos einen Titel. Bedauerliche Einschränkung: im Google-System ist kaum eine dieser Brücken erfasst, also langsam fahren und Augen auf. Die erste Brücke liegt nahe der Weight Station Siem Reap, in kurzen Abständen folgen weitere Brücken. Die vorangestellten Fotos der NR6-Brücken geben nur eine willkürliche Auswahl. Die Erwähnung und Fotowiedergabe sämtlicher Brücken an der NR6 in diesem Artikel ist nicht beabsichtigt. Im Angkor-Gebiet, gemeint ist das unmittelbare Umfeld der Stadt Siem Reap, finden sich wenige Khmer-Brücken. Erwähnenswert ist außer der bekannten Spean Thma, die größere Spean Memay nordwestlich des West Baray, die mitunter auch als Spean Thma bezeichnet wird. Ehe es zu spät ist, sei nachgetragen das Spean immer für Brücke steht. Die Brücken unterscheidet jedoch nicht nur das Ausmaß, sondern auch das Baumaterial. Spean Thma, östlich von Angkor Thom gelegen, ist (nach Kenntnis des Autors) die einzige historische Brücke, die aus Sandsteinen errichtet wurde. Näheres zu Spean Thma ist in diesem Blog zu lesen. Ando Sundermanns Aufsätze beschreiben auf dieser Website mit Fotostrecken sowohl Spean Thma als auch Spean Memay. Um kein Brückenbauwerk im Angkor-Gebiet zu unterschlagen, muss hier unbedingt Run Ta Dev vorgestellt werden. Der Abflusskanal in Brückenbauweise befindet sich unter der Stadtmauer von Angkor Thom (Südwest-Ecke). Im verkehrstechnisch nur mäßig erschlossenen Gebiet von Angkor Chum soll auf eine namenlose durchaus ansehnliche Khmer-Brücke verwiesen werden. Die Markierung in der Google-Karte zeigt die exakte Lage dieser gut erhaltenen, heute allerdings unwichtigen Brücke. Eine neue Straße und eine neue Brücke wurden dicht daneben gebaut. Von dort ist der Blick in Richtung West zur alten Brücke (roter Marker) ungehindert frei. Nur wegen dieser einen Brücke nach Angkor Chum zu fahren lohnt kaum, doch Phnea Kol Tempel und Rong Damrei Tempel sind lohnende Ziele, die sich mit dem noch weiter nördlich der Brücke liegenden Preah Phnom Tempel kombinieren lassen. Außerdem scheint sich in dem nördlich des Phnea Kol Tempels gelegenen U-förmigen ostseitig ausgerichteten Graben eine weitere unbekannte Tempelanlage zu verbergen? Innerhalb dieser sehr typischen Wassergräben sind meistens Tempelanlagen zu finden. Westlich vom Chaw Srei Vibol Tempel befindet sich der wenig sehenswerte Banteay Kbal Chen Tempel. Auf dem sehr schlechten, fast durchgehend sandigen Zufahrtsweg sind drei Khmer-Brücken zu entdecken. Zwei dieser Brücken sind nur noch durch fast am Boden liegende Balustraden kenntlich. Das Erdreich hat sich im Laufe der Jahrhunderte buchstäblich aufgeschichtet, dass von den Brücken selbst nichts mehr zu sehen ist. Die dritte Brücke lohnt einen Stopp zur Besichtigung und Fotodokumentation. Anmerkung: zieht man eine waagerechte Linie vom Phnom Bakheng ostwärts, so liegen auf bzw. neben dieser Geraden die Tempel Prasat Kravan, Prasat Bat Chum, Banteay Kbal Chen Tempel, Prasat Chaw Srei Vibol und ganz im Osten der gedachten Linie der Prasat Banteay Ampil. Die beschriebene Anordnung mehrerer Tempel ermöglicht die Annahme, dass hier eine wichtige Verkehrsanbindung ins Angkor-Gebiet bestanden haben muss. Bestätigt wird die Beziehung zu Angkor allein durch die Naga-Balustraden aus Sandstein. Mehrere Beispiele gleicher Balustraden an Zugängen zu Tempelanlagen sind im Angkor-Gebiet nachweisbar, auch passen die genannten Tempel und ihre Errichtung in diese Zeit. Nähere Zusammenhänge können in diesem Artikel, der sich den Khmer-Brücken widmet, nicht erläutert werden. Wie einleitend schon erwähnt, sind an der wenig befahrenen Straße, die östlich vom Beng Mealea Tempel abzweigt und in Richtung Preah Khan in Kampong Svay verläuft, ohne diesen Tempel je zu erreichen, weil aus der Straße ein Fahrweg wird, der sich zum Ende hin derart verschmälert, dass nur noch von einem Pfad gesprochen werden kann, der sich im nirgendwo verliert, mehrere alte Brücken zu besichtigen. Die auffälligste, weil größte, ist die Ta Aok Brücke, nur 22km östlich von Beng Mealea gelegen. Bis zu dieser Brücke ist die Straße gut befahrbar, auch die Brücke selbst ist noch immer ins heutige Verkehrsnetz eingebunden, (LKW und Bus ausgenommen, Kleinbus und PKW möglich). Diese Brücke hätte mehr Beachtung verdient. Vielleicht wird sie in besseren Reisehandbüchern erwähnt? Im Internet war kein beschreibender Artikel aufzustöbern. Den Vergleich mit der Preah Tis Brücke in Kampong Kdei muss die Ta Aok Brücke nicht scheuen. Zwar ist sie etwas kleiner im Ausmaß, will heißen: weniger Bögen (Kragbogen) sind zu zählen, auch ist die Höhe geringer, aber der Schmuck der Ta Aok Brücke übertrifft noch die religiöse Ausstattung der Preah Tis Brücke. Der niedrige Wasserstand ermöglicht die Sicht auf das Fundament der Brücke. Hier ist keineswegs auf Sand gebaut worden. Eine, wahrscheinlich sogar mehrere Schichten Lateritsteine tragen die Brücke. Eine bautechnische Maßnahme, die Unterspülungen ausschließen sollte und wie zu sehen ist, sich bewährt hat. Der prächtige doppelte Naga gibt einem Buddha Schutz: Buddha auf dem Naga-Thron. Der erste Sockelfuß, auf dem die Naga-Balustrade lagert, gibt nochmals einen betenden Buddha wieder. Diese religiöse stark verdichtete Symbolik spricht eindeutig für die Regierungszeit Jayavarman des VII. der bekanntermaßen den Buddhismus als Staatsreligion einführte. Diese Brücke kann nur von ihm in Auftrag gegeben worden sein. Die Tempel Preah Khan in Kampong Svay und in Beng Mealea galten als Staatstempel, allein diese Tatsache würde schon eine Straßenverbindung zwischen diesen wichtigen Tempeln legitimieren. Eine Staatsstraße, die vom König befahren wird, konnte unmöglich mit hölzernen Stegen auskommen, hier mussten wagenfeste Brücken gebaut werden. Auf dieser Wegstrecke sind ohne Übertreibung noch echte Entdeckungen zu machen und das bezieht sich nicht ausschließlich auf Brücken. Einige Tempel harren der Wiederentdeckung. Im Umfeld des Banteay Chhmar Tempels sind die Satelliten-Tempel die Hauptattraktionen, wovon es in jeder Himmelsrichtung jeweils zwei Tempel zu sehen gibt. Im Südosten außerhalb vom großen Wassergraben wäre die Spean Yeay Chou zu finden und im Westen kann die kleine Spean Ta Nem nicht übersehen werden. Spean Ta Nem ist von allen vorgestellten Brücken die kleinste Brücke, sie muss aber seinerzeit erforderlich gewesen sein. Vielleicht wurde nur ein kleiner Bach eingefasst und kanalisiert auf die Reisfelder geleitet. – Wie auch immer, der Artikel soll Kambodscha-Reisenden eine bescheidene Anregung oder Anleitung sein und möglicherweise helfen den Blickwinkel zu öffnen: es gibt eben mehr als nur Khmer-Tempel zu sehen. Zu Unrecht stehen die wenigen erhaltenen Profan-Bauten der Khmer selten im Fokus der Betrachter, das ist ein erstaunliches Phänomen. Anmerkung zur schematischen Darstellung Kragbogen:
Die Skizze vom Kragbogen ist gemeinfrei und wurde dem Artikel zu Kragbogen entlehnt. de.wikipedia.org/wiki/Kragbogen Fotos: Privatarchiv Günter Schönlein Foto: Spean Thma im Angkor-Gebiet von Vanessa Jones Den Weg zum Preah Khan Tempel im Angkor-Gebiet kennt jeder Fahrer in Siem Reap. Die Zufahrt muss nicht erklärt werden. Preah Khan gilt neben dem Angkor Wat als Pflichtprogrammpunkt im Angkor-Gebiet. Der riesige Tempel ist während einer ersten Besichtigung kaum überschaubar. Einzelheiten zum Preah Khan Tempel sollen hier nicht gegeben werden. Das haben andere Kenner längst mustergültig erledigt. Aus voller Überzeugung muss unbedingt der Artikel zu PREAH KHAN von ANDO SUNDERMANN empfohlen werden, nachzulesen auf gleicher Internetseite hier... Im Folgenden soll ein kleiner Spaziergang beschrieben und zur Nachahmung empfohlen werden. Wie viele Touristen wandern pro Jahr um den äußeren Mauerring des Preah Khan Tempels? Wie viele deutsche Touristen gönnen sich dieses Vergnügen? Das wären finale Fragen für die TV-Sendung »Wer wird Millionär?«. Die Zahl wird sich gering ausnehmen. Nur sehr wenige Menschen werden sich zu diesem außergewöhnlichen, doch ungefährlichen Spaziergang aufraffen. Ich kenne nur einen und der begegnete auf seinem morgendlichen Mauerspaziergang im März 2019 keinem anderen Menschen. Der Weg ist weder lang noch schwierig. An einigen Stellen ist die Mauer gebrochen oder umgestürzt, dort heißt es über Steine steigen, ansonsten ist der Weg eben und ausgetreten. Gleich wo man die Besichtigung des Preah Khan beginnt, ein Tor führt hinein. Links und rechts der Tore sind die vielgerühmten spektakulären Groß-Garudas zu sehen. Dort entstehen viele Alibi-Fotos: ICH oder WIR vor Garuda. Ich kann weder sagen, wer es geschrieben hat, noch wo ich es gelesen habe, angeblich würden diese Garudas in gleichen Abständen verteilt sein und die komplette Mauer verzieren. Um glauben zu können, was behauptet wird, musste ich spazieren. Der äußere Mauerring um den Preah Khan Tempel misst lediglich 700x800m, nach Adam Riese also drei Kilometer. Der Gewinn dieser kleinen Wandertour ist nicht zu verachten. Erstens sieht man sämtliche Garudas in unterschiedlichem Erhaltungszustand, zweitens sieht man die noch monumentaleren Garudas an den Eckpunkten des Mauerringes, drittens werden alle Außen-Tore erreicht und viertens sind bei tiefem Wasserstand die herrlichen Reliefs an den Dammwangen zu sehen. Aus Gründen der Beleuchtung ist Fotografen der Start frühmorgens am Ost-Tor zu empfehlen und den Rundweg im Uhrzeigersinn zu absolvieren. Jedes der vier Tore ist über eine Zugangsallee zu erreichen. Die Alleen Ost und West werden bis heute benutzt, das sind die Eingangs- bzw. Ausgangswege der Besucher. Die Alleen Nord und Süd sind ziemlich verwildert und eingewachsen, weil sie nur wenig frequentiert werden. Jede der Alleen mündet in einen Brückendamm, der den Wassergraben quert. Die Balustraden der Brücken sind Übernahmen der Baukonstruktionen der Brückendämme der Stadt Angkor Thom. Einerseits klammern Devas, andererseits klammern Asuras einen Naga, (die Milchozean-Legende lässt grüßen), gleichartig gestaltete Naga-Balustraden führen zu den Stadttoren von Angkor Thom. Der östliche Zugang zum Tempel beginnt am Wasser, nämlich am West-Ufer des Jayatataka Baray (Preah Khan Baray). Die Laterit-Reste einer Ufer-Terrasse geben Auskünfte zu Größe und Anlage der Terrasse. Preah Khan konnte also ostseitig per Boot angefahren werden. Wer hier anlegte und zum Tempel pilgern wollte, ging über die Terrasse, welche als Verbindung vom Ufer zur Allee diente. Die beidseitig von massiven Sandsteinpfosten (häufig als boundary deklariert) gesäumte Allee führt direkt zum Damm, der wiederum die unmittelbare Verbindung zum Gopuram herstellt. Erst kurz vor Betreten des Dammes/Brücke öffnet sich der Blickwinkel auf die drei Türme des Ost-Gopuram. Die mittlere Durchfahrt war den Wagen und den Elefanten zugedacht, die seitlichen Durchgänge dem Personenverkehr vorbehalten. Nichts weiter zum Tor, Garuda steht im Fokus. Unser Blick richtet sich auf die Mauern, die beidseitig stumpf am Torbau anstoßen, und auf die unübersehbaren, jeweils neben den äußeren Tor-Durchgängen positionierten Garuda-Standbilder. Zur Sache: alle fünfzig Meter trifft der Wanderer auf einen 5m hohen Garuda und hier sei versichert, unterwegs finden sich ausgesprochen schöne Exemplare dieser Spezies. Ich meine sogar, dass viele besser erhalten sind, als die jeweiligen Garudas, die neben den Toren die Schlangen (Naga) krallen. Ehe der Rundweg in südlicher Richtung gestartet wird, sollte noch der Blick auf die Reliefs am Damm gerichtet werden. Der Erhaltungsgrad dieser Reliefs variiert von Damm zu Damm, aber partiell sind sagenhafte Details zu sehen. Mehr noch: inhaltlich scheinen die Friese völlig eigenständig zu sein. Hier fehlt dem Laien die Fachliteratur. Der Vergleich der breitgezogenen Bild-Friese ist mehr als nur spannend, zumal dem Nicht-Wissenschaftler die Konzentration auf ansehnliche, auffällige Details (z.B. Gesichter) das Verständnis des vollständigen Bildgeschehens ersetzen muss. Vom Ost-Tor zur Süd-West-Mauerecke sind 350m Wegstrecke zu bewältigen. Zur rechten hat man immer die Mauer im Blick, zur linken liegt still und ohne jegliche Strömung der Wassergraben. Allein der Anblick des übergroßen GARUDA an der Süd-Ost-Ecke lohnt den Weg. Würde man hier wieder umkehren, wäre der Weg allein wegen IHM nicht umsonst gewesen. Kein Foto, keine Beschreibung vermag diesen Eindruck zu vermitteln. Solche Garudas sind im Angkor-Gebiet nirgend anders zu sehen. Von diesen übergroßen Garudas gibt es nur vier Exemplare, sie zieren die Ecken des äußeren Mauerringes des Preah Khan Tempels. Garudas in dieser Größenordnung sind einmalig und – man kann es nicht oft genug lautstark betonen – nur hier zu bewundern. Die Langseite der Mauer misst 800m, folglich sind 400m bis zum Süd-Tor zu gehen. Das südliche Tor befindet sich in ziemlich schlechtem Zustand. Die Außenseite lässt die vorgegebene dreifach gegliederte Turmkonstruktion aller äußeren Preak-Khan-Gopuram erkennen. Der rechte Turm musste verschnürt werden, der linke Turm ist teilweise zusammengebrochen. Innseitig ist der Grad der Zerstörung vehement. Noch schlimmer ist es um den Damm, die Balustraden und die Reliefs bestellt. Die visuelle Vorstellung der vorbildlich restaurierten Ost-Balustrade hilft das Fehlende der Süd-Balustrade in Gedanken zu ersetzen. Die Reliefs an den Damm-Wangen müssen als verloren gelten. Nur einzelne Steine liefern den Beweis für die ehemals vorhandenen Reliefbänder. Oberflächlichen Betrachtern könnte sich im Bereich des Süd-Tores der flüchtige Eindruck trostloser Verwahrlosung aufdrängen. Tatsächlich wurde hier lediglich die vorhandene Bausubstanz gesichert. Restaurierungsmaßnahmen sind in diesem Bereich wohl noch nie durchgeführt worden. Ähnlich wie die Damm-Reliefs müssen auch die Balustraden als verloren beschrieben werden. Kein Kopf, keine vollständige Deva- oder Asura-Figur ist zu finden. Die noch am Ort liegenden wenigen Reststücke der Balustrade suggerieren die Vermutung, dass hier manches, wenn nicht alles Verwertbare abtransportiert, wenn nicht gar geraubt wurde. (Das ist lediglich die Mutmaßung eines harmlosen Sonntagsspaziergängers.) Dagegen haben sich die Garudas neben dem Süd-Tor wunderbar erhalten. In Folge soll auf die feinen Unterschiede der Garuda-Bildwerke eingegangen werden. Im Gegensatz zu Scheintüren, die häufig aus einem Steinblock gehauen und verziert wurden, sind die Garudas geschichtet. Bis zu zehn gleichmäßig hohe Sandsteinschichten sind nachzuweisen. Die Bildwerke sind vor die Mauer gestellt, stehen selbst auf einer Laterit-Steinschicht, wie auf einem Sockel. Garuda zeigt sich durchweg in gleicher Pose: aufrecht stehend mit erhobenen Armen=Flügeln hält er die Nagas fest im Griff. Seine Krallen=Füße stehen auf den vielköpfigen Schlangen, die sich beidseitig aufbäumen. Garuda trägt eine Krone. Im Vergleich der vielen Garuda-Figuren sind erhebliche Detailunterschiede zu registrieren, die vermuten lassen, dass mehrere Steinmetze (Bildhauer), wahrscheinlich sogar mehrere Werkstätten mit der Fertigung beauftragt gewesen sein müssen. Zuerst wurde eine Wand gleichdicker Steinblöcke geschichtet. Auf der glatten Frontfläche wurde Garuda vorgezeichnet oder vorgeritzt. Der Vorlage gemäß wurden die Segmente der Steine unterschiedlich tief bearbeitet. Die "Dicke" der Garudas ist mit zirka 40-45cm, vielleicht sogar 50cm zu veranschlagen. Verordnet und gefordert schienen nur die Grundform und die Bildgröße der Wandplastik zu sein. Gearbeitet wurde nach Musterzeichnungen, die aber auf Detailwiedergaben verzichteten, denn Garuda findet sich unterschiedlich dekoriert. Der Bein- und Armschmuck differiert, wie sich auch Brustschmuck, Gürtel & Gürtelschnallen unterscheiden. Betreffs Federkleid und Kopfschmuck sind ebenfalls markante Unterschiede nachweisbar. Nebenbei: Auch heutzutage könnte kein einzelner Handwerksbetrieb einen solchen umfangreichen Auftrag realisieren. Fünf Detailaufnahmen der Garuda-Kopfpartien mögen genügen, um klar zu erkennen, dass kein Detail-Muster vorlag, nach dem alle weiteren Garuda-Köpfe gemeißelt wurden. Anbei muss noch auf die differierenden Arm/Flügel-Dekorationen verwiesen werden, die ebenfalls an den Kopf-Bildern ersichtlich sind. Auch die Fotos vom Gürtelschmuck sind nur zwei Beispiele, welche die Verschiedenheiten der künstlerischen Ausführungen belegen. Es ist eher davon auszugehen, dass die verschiedenen Ausführungen die einzelnen Handwerker bzw. Werkstätten kenntlich machten. Vielleicht war es sogar ein Vorzug, eine "eigene Handschrift" in Stein zu schreiben? Die Fahndung nach Bildhauerzeichen oder möglichen Werkstatt-Signaturen wurde unterlassen. Exakte Messungen würden eventuell Größendifferenzen der Garudas bestätigen. Vieles mehr ließe sich noch zu den wundervoll ausgeführten 72 Garuda-Wandplastiken sagen. Spezifische Beschreibungen müssten am Sockel beginnen und am Kopfschmuck bzw. an der Bekrönung enden oder umgekehrt erfolgen. Der Mauer-Rundweg erschließt drei Themengebiete: Tore – Garudas – Reliefs, deren jedes eine separate vergleichende Betrachtung verdienen würde. Hier müsste die wissenschaftliche Forschung ansetzen, die Beschreibung der Bildinhalte der Reliefs wäre als dringlicher Auftrag zu favorisieren. Es ist einem Laien unmöglich und auch nicht seine Aufgabe, hier eine wissenschaftliche Dissertation über die künstlerische Ausführung der Garuda-Bildwerke am Preah Khan Tempel vorzulegen, doch einige Detailfotos können die obigen Behauptungen verfestigen. Im Nachhinein muss sich der Angkor-Kunstliebhaber und Amateurfotograf eingestehen, viele, aber immer noch zu wenige Detailfotos der Garudas aufgenommen zu haben. Oberhalb der Eck-Garudas erhebt sich jeweils ein Finial weit über die Mauerzinnen hinaus. Garuda ist insgesamt größer gestaltet. Die Schlangenschwänze sind länger, ziehen sich weit über Kopfhöhe. Der Naga bäumt sich siebenköpfig auf, an allen anderen Wand-Garudas hat der Naga nur fünf Köpfe. Bei gut erhaltenen Garuda-Exemplaren befindet sich über dem Garuda-Kopf ein geschwungener Giebel, ein kleines Tympanum mit Mandorla. Das Tympanum überragt die Mauerzinnen. In den Mandorlen waren höchstwahrscheinlich Buddha-Bildnisse eingearbeitet. Die Mauer selbst wird von zahllosen Zinnen bekrönt, die allerdings nicht durchgängig auf der Mauer verblieben sind. Es heißt, sämtliche Buddhas in den Bildfeldern der Zinnen wurden ausgemeißelt. Was eben auch nicht stimmt. Mindestens einer wurde an der nördlichen Mauerpassage übersehen, siehe Fotobeweis. Weitere Zinnen-Buddhas sind am Nord-Tor zu sehen, dort wird ebenerdig eine Zinnen-Reihe präsentiert. Abschließend werden noch einige Detailfotos der Reliefs am Nord-Damm vorgestellt. Sand, Wind und Wasser zermürben noch den härtesten Stein. Der natürliche Verschleiß zerstört die Reliefs. So schön sich mancher Part der Friese ausnimmt, inhaltliche Zusammenhänge der Einzelbilder, die einer mythologischen Geschichte oder einem geschichtlichen Ereignis entsprächen, lassen sich an diesen Reliefs nicht ermitteln. Kühne Deutungsversuche eines Laien bewegten sich schlussendlich nur in den düsteren Grauzonen der Ungewissheit. Die Wertschätzung dieser Bildwerke steht noch aus. Einen Versuch, die Aufmerksamkeit auf diese Bild-Friese zu lenken, unternimmt dieser Artikel. Die Runde schließt sich am Ost-Tor und wessen Blick noch nicht Garuda-getrübt ist, der wird weit oben am mittleren Tor-Turm den Gott Indra auf seinem dreiköpfigen Elefanten Airavata entdecken. In der Literatur zu Preah Khan wird Indra eher selten erwähnt, deshalb hier der themenfremde Hinweis. Die Fülle der im Artikel gezeigten Fotos entspricht mitnichten den realiter empfangenen Eindrücken. Spannender, reizvoller, abwechslungsreicher und kurzweiliger kann eine Besichtigung des Preah Khan nicht beginnen.
Der Artikel zu PREAH KHAN von Ando Sundermann findet sich unter folgender Adresse: www.angkor-temples-in-cambodia.com/preah-khan.html Informationen zu GARUDA sind in diesem Blog im Artikel INMITTEN VON GÖTTERN (TEIL 10) nachzulesen. Wird von den Wasserbecken in Angkor Thom gesprochen, werden meist das Männerbad (Sra Pros 45x125m) und das Frauenbad (Sra Srei 30x50m) im Areal des Königspalastes erwähnt. Marilia Albanese empfiehlt in ihrem Buch DIE SCHÄTZE VON ANGKOR erfreulicherweise nicht nur diese beiden »Teiche«, sondern auch den Besuch des noch weiter westlich gelegenen Beckens mit Terrasse, welches ansonsten nur selten oder gar nicht thematisiert wird. Die deutsche Übersetzung von Marilia Albaneses Buch besorgte Dr. Wolfgang Hensel, er spricht von »Teichen«. In diesem Artikel wird zur Beschreibung der gemauerten bzw. steinern eingefassten Wasseranlagen weiterhin der Begriff Wasserbecken angewandt. Abgesehen von wenigen Ausnahmen weisen sämtliche bekannte Wasserbecken in Angkor Thom die geometrische Form des gleichmäßigen Rechtecks vor. Die Wasserbecken östlich des Baphuon-Tempels dienen den Besuchern als willkommene Fotomotive. Die Spiegelungen, in denen sich der Baphuon abzeichnet, glänzen in Ansichtskartenqualität. – Der Bayon-Tempel war von breiten Wassergräben umgeben. Der Graben im südwestlichen Bereich hat sich bis heute erhalten. Nach den Regenzeiten wird dort durch stehendes Wasser der Eindruck eines Teiches hervorgerufen, ebenfalls fotogen. – Die zwei Wasserbecken zwischen den Suor Prat Türmen werden kaum beachtet. – Zwei kleinere Wasserbecken östlich hinter dem Südlichen Khleang nimmt niemand zur Kenntnis. – Vier unterschiedlich große Wasserbecken sind dem Prasat Preah Pithu zuzuordnen, östlich des Prasat Y wurde ein kleineres quadratisches Wasserbecken angelegt. – Beng Thom und Trapeang Daun Mea verdienen noch am ehesten das Prädikat Teich. Trapeang Daun Mea, ein großes Wasserreservoir westlich vom Königspalast-Areal, wird von Touristen nicht besucht, was durchaus verständlich ist, denn außer Wasser (nur zu bestimmten Jahreszeiten) gibt es fast nichts zu sehen. Wer den gemauerten Abflusskanal Run Ta Dev besichtigen will, der muss vor der Regenzeit den südwestlichen Bereich von Angkor Thom aufsuchen und sich ins ausgetrocknete Beng Thom-Becken begeben. (Hinweis: Beng Thom und Trapeang Daun Mea sind nur zu Fuß erreichbar.) Bis zum schmucklosen Frauenbad Sra Srei gelangen viele Touristen. Die meisten Besucher verlassen hier durch das östliche Nord-Tor das Königspalast-Areal, begeben sich zum Prasat Preah Paliley oder zurück zur Elefanten-Terrasse, ohne das prächtige größere Männerbad Sra Pros besichtigt zu haben, dabei liegen die Becken dicht nebeneinander. Das westliche Nord-Tor führt sogar auf kürzeren Weg zum Prasat Preah Palilay. Sehr zu Recht verweist Marilia Albanese auf die wunderbaren Reliefs, die sich terrassiert in drei Registern erhalten haben (in ihrem Buch auf den Seiten 234-235 beschrieben). Vergleichbare Tier-Darstellungen der Unterwasserwelt lassen sich am unteren Bildregister in der nördlichen Fortsetzung der nicht weit entfernten Lepra-König-Terrasse nachweisen. Ähnliche Wassertier-Darstellungen sind auch an den Bildwänden des Bayon (Seeschlachten auf dem Tonle Sap) und des Angkor Wat (Quirlen des Milchozeans) anzuschauen. Wie einleitend erwähnt, kann westlich des Männerbades eine weitere rechteckige Beckenanlage mit Terrasse ohne Schwierigkeiten gefunden und besichtigt werden. Keinem anderen Becken in Angkor Thom wurde eine Terrasse zugeordnet. Läge dieses Becken näher an den Attraktionen in Angkor Thom, avancierte diese kleine Anlage bestimmt zum Besuchermagnet. Becken und Terrasse gehören zueinander und sind als einmaliges Arrangement in Angkor Thom nur hier vorhanden. Die entrückte, fast abseitige Lage weit hinter Phimeanakas im stilleren Bereich des Königspalast-Areals lässt die Vermutung zu, hier könne vielleicht der König (die Königsfamilie) gebadet haben. Wem sonst wäre eine Terrasse mit Reliefs errichtet worden? Wer sonst verdiente eine Terrasse neben seinem Badebecken? Die oberhalb vom westlichen Beckenrand (Schmalseite) gelegene Terrasse nimmt im Bildkanon viele Motive der Elefanten-Terrasse auf, ohne diese direkt zu kopieren. Fast scheint es, als wäre hier ein Modell bzw. der Prototyp der Elefanten-Terrasse erstellt bzw. erprobt worden. Der Einstieg ins Wasserbecken befindet sich in der Mitte des westlichen Beckenrandes. Hier wurde also der kürzeste Weg von der Terrasse zum Becken gewählt. Nicht zu übersehen ist ein nur wenige Schritte nördlich entfernt gelegenes weiteres rechteckiges schmuckloses Wasserbecken. Die folgende Aussage beschränkt sich auf die bescheidenen Kenntnisse des Autors: Noch nirgends fand sich in einschlägigen Beschreibungen ein im nördlichen Umfeld des Königspalast-Areals gelegenes großes ummauertes Wasserbecken erwähnt, in dessen Umgebung sich Reste weiterer Sandsteingebäude nachweisen lassen. Am Computer ist die unbekannte Beckenanlage via Google Street View zu entdecken. Wer aber schreitet online alle blauen Linien ab? Warum wurde diese einmalige Beckenanlage noch in keiner Karte eingezeichnet? Aus welchen Gründen wurden jegliche Erwähnungen in allgemein zugänglichen Publikationen vermieden? Handelte es sich nur um ein mit Laterit-Steinen gefasstes Wasserbecken, könnte auf eine spezielle Erwähnung verzichtet werden. Tatsächlich soll im Folgenden eine unvergleichliche einzigartige Wasserbeckenanlage endlich beschrieben und mit Fotos dokumentiert werden. Selbst wenn man unvorbereitet unterwegs ist und das Königspalast-Areal durch das westliche Nord-Tor verlässt und sich auf dem ausgeschilderten Weg zum Preah Palilay Tempel begibt, dann ist die rechter Hand (östlich des Weges) liegende unbekannte Becken-Anlage auf Grund seiner Ausmaße kaum zu übersehen. Geschätzt sind die Außenmaße des Beckens auf 20x70m zu veranschlagen, außen herum stehen die Laterit-Fragmente einer umlaufenden hohen Mauer. Wiederum außerhalb dieser Mauer befinden sich im nordöstlichen Bereich Reste eines oder mehrerer Sandsteingebäude. Es sei hier nochmals versichert, vom Hauptweg zur Becken-Anlage sind es weniger als hundert Schritte, also keineswegs eine unüberwindliche Distanz. Die Mauereinfassung um das Becken muss vollständig gewesen sein. Die noch aufrecht stehenden Fragmente der Laterit-Mauer belegen eine ehemals geschlossene Einfassung. Ein Zugang etwa in Form eines Gopuram zur Beckenanlage ist im Jetzt-Zustand nicht zu erkennen. Fragen: Weshalb wurde die Beckenanlage außerhalb des Königspalastes angelegt? Welchen Zwecken diente das Becken? Weshalb war dieses Becken ummauert? Wer waren die Nutzer? Wer sollte oder wollte nicht gesehen werden? Mögliche Antworten wären: Ritualbecken, Vergnügungsbecken, Becken für niedere Beamte des Hofstaates, Becken für Gäste des Hofstaates . . . die Annahme, das Becken nur als pure Wasserbevorratungsanlage zu deklarieren, ist auszuschließen. Zu diesem Zweck hätte auf die schmückenden Zierelemente=Relief verzichtet werden können. Beschreibung des völlig unbekannten Reliefs am westlichen Beckenrand: Das ehemals etwa zwanzig Meter breite und knapp einen Meter hohe Sandstein-Relief ist im jetzigen Zustand unterbrochen. An keiner Stelle des Reliefbandes ist die vollständige Höhe zu betrachten. Etwa zwei Drittel der Reliefhöhe sind am Licht. Erdschichten verdecken die unteren Teile des Bildbandes. Die linke Seite ist kürzer als die rechte Seite. Fehlende Partien sind irgendwann durch unbearbeitete Sand- und Lateritsteine ersetzt wurden, dadurch sollte der Eindruck eines kompletten Reliefs erweckt werden. Die Fehlstelle ist bedauerlich, jedoch durchaus zu verschmerzen, denn die erhaltenen Bildteile des Reliefs geben umfassend Kunde vom ehemals vollständigen Bildinhalt. Zu sehen ist eine Wasserszenerie, rudernde Männer in ihren Booten. Sie sind nicht bewaffnet, sie kämpfen nicht. Wir blicken auf kein Schlachtenbild. Friedlich sind die Männer unterwegs, als wären sie auf einer Ausflugsfahrt. Zwei Boote links und fünf Boote rechts begegnen sich, ohne sich zu bedrängen. Falls die Boote hintereinander fahren, wäre eine Prozession auf dem Wasser dargestellt. Mehrere dieser Männer halten Schirme über sich. Einige sind unbeteiligt, lassen sich ausfahren bzw. rudern, sie sitzen im Boot und genießen die Fahrt. Andere Männer halten Gaben (Opfer?) in ihren Händen, die sie (höhergestellten?) Personen überreichen. Sportlicher Wettkampf ist fast auszuschließen, wäre es eine Sportszenerie, dann blickten wir auf eine Regatta, eher verbirgt sich in dem Bild eine feiertägliche Episode, vielleicht eine Prozession. In den Freiflächen zwischen den Booten sprießen Lotosblüten nach oben. Ganz links im Relief sprießen mehrere Lotosblüten empor, wahrscheinlich verbirgt das Erdreich den Uferbereich einer Seelandschaft. Deutlich erkennbar, wenngleich nur fragmentarisch vorhanden, ist ein ehemals durchlaufendes Rosettenband (Blütenband), welches als obere Reliefbegrenzung diente, eine in Angkor Thom häufig zu findende Verzierung, die beispielsweise Sockelabschlüsse oder Treppenwangen zierte. Im Vergleich zu den Wasserszenerien an den Reliefwänden der Lepra-König-Terrasse oder den Bildregistern am Männerbad finden sich keine stilistischen Ähnlichkeiten. Die Bildinhalte scheinen weltlicher und/oder religiöser Provenienz entlehnt und völlig eigenständig zu sein. Wir blicken somit auf ein singuläres Bildwerk in Angkor Thom. Leider hat sich das Becken im Laufe der Jahrhundert durch natürliche Kompostierung mit Erdreich gefüllt, deshalb ist vom Wasser und dem Wasserspiegel im Relief nichts zu sehen, so bleibt nur zu vermuten, dass die Fauna des Sees dargestellt, aber nicht zu sehen ist. (Hier gelüstete es mich, heimlich mit einer Schaufel zu kommen und den unteren Bereich des Reliefs freizulegen.) Zum restlosen Verschwinden der aus meiner Sicht einmaligen Bilderfolge tragen die jetzt lebenden Menschen erheblich bei. Dem riesigen Laubaufkommen in den Dschungelgebieten Herr zu werden, ist eine echte Herausforderung. Immerhin werden die Wege freigehalten, das ist lobenswert. Wohin aber mit dem Laub? Verbrennen? Wird teilweise praktiziert. In den Wald kehren? Seitlich der Wege ausbreiten? Riesige Laubhaufen anwachsen lassen oder die vorhandenen Becken, die ohnehin die meiste Zeit des Jahres nur noch trocken liegen, mit Laub füllen? Was macht es schon, wenn nach und nach wertvolle (vielleicht einmalige) Reliefs unbewusst/vorsätzlich zugeschüttet werden? Es ist ein Jammer! Die erwähnten Sandstein-Fragmente eines Bauwerkes im nordöstlichen Außenbereich der Beckenanlage lassen keine Rückschlüsse auf die Form noch auf den Verwendungszweck des Gebäudes (der Gebäude?) zu. Allerdings besteht mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ein Zusammenhang mit der Beckenanlage. Die reliefierten Steine passen stilistisch zu den Bildwerken am Beckenrand, haben aber inhaltlich nichts mit der Wasserprozession zu tun. Nicht auszuschließen ist die Möglichkeit, dass französische oder kambodschanische Wissenschaftler lediglich Fundstücke aus dem Umfeld der Beckenanlage, die zueinander gehören könnten, sortiert aufgestellt haben. Das von einer hohen Mauer umgebene rechteckige Königspalast-Areal erstreckt sich in der Breite von Ost nach West. Auf einer gedachten Ost-West-Symmetrieachse befindet sich etwa in der Mitte der Phimeanakas-Tempel. Westlich hinter dem Phimeanakas liegt ein kleines, ziemlich tiefes quadratisches Becken, welches eher einer nach unten sich verjüngenden Grube ähnelt, als wäre eine quadratische Kegelpyramide auf die Spitze gestellt. Steinerne Bodenstrukturen (eine Wasserleitung?) sind bis zur westlichen Mauerbegrenzung des Königspalast-Areals zu verfolgen. Das ungewöhnliche Becken diente gewiss nicht als Badebecken. Hier ist ein Ritual- oder Opferbecken zu vermuten. Ein in Form und Ausmaß vergleichbares Becken kann innerhalb der Stadt Angkor Thom nirgends nachgewiesen werden. Nördlich der vom Bayon-Tempel zum West-Gate führenden Straße befindet sich etwa auf Höhe des Prasat Top West (Monument 486) ein mittelgroßes Becken. Es ist nicht auszumachen, ob das Becken angelegt wurde oder der kleine See natürlicher Herkunft ist. Wie auch immer, der Platz inmitten der Stadt Angkor Thom, nur unweit vom Bayon-Trubel entfernt, ist ein verschwiegener Ort der Ruhe. Autohupen, Tuk-Tuk-Geknatter und Menschengeschrei sind hier nicht zu vernehmen. Heitere Vogelstimmen und übermütige Affenrufe lockern die Stille auf. Im Vergleich zum Trapeang Daun Mea ist der unbekannte Trapeang nördlich des Prasat Top West nur ein kleines Becken. Die Klassifikationen der Wasseranlagen sind nicht austauschbar, unterschieden wird offensichtlich nach Größe (Fassungsvermögen). Sra meint im Regelfall ein gemauertes Becken. Die Größen varieren von Sra Srei (Frauenbad 30x50m) und kleineren Becken bis Srah Srang (Königliches Bad 720x400m). Baray meint ein großangelegtes Wasserreservoir: der West Baray (2,1x8km) ist bis heute intakt, der East Baray (1,8x7,5km) ist trocken gelegt. Trapeang meint wahrscheinlich natürlich vorhandene Weiher und kleinere Seen. Der kurze Abriss zu den Wasserbecken in Angkor Thom belegt die technische Sorgfalt und gleichzeitige Kunstfertigkeit, die bei der Errichtung überlebenswichtiger Wasseranlagen in höchster Vollendung Anwendung fanden.
Irgendwo war der Satz zu lesen: es gäbe innerhalb der Mauern des Königspalastes außer dem Phimeanakas-Tempel nicht viel zu sehen. Wer solche "Weisheiten" bzw. Halbwahrheiten als verbindliche Erkenntnisse verbreitet, muss schlichtweg als ahnungslos Unwissender, oberflächlich Recherchierender, wenn nicht gar als leichtfertiger Lügner bezeichnet werden. Fotos: Günter Schönlein Verwendete Literatur: Marilia Albanese: ANGKOR. Die Schätze von Angkor. National Geographic Art Guide. Herausgeber: National Geographic Society. G+J/RBA GmbH & CoKG, Hamburg 2006, ISBN 978-3-937606-77-4 (italienisch: I tesori di Angkor. Übersetzt von Wolfgang Hensel) Noch fristet der Prasat Preah Pithu fast ein Schattendasein, obwohl seine Lage als zentral bezeichnet werden muss. Der Tempel liegt mitten in Angkor Thom und ist mit nur wenigen Schritten erreichbar. TukTuk-Fahrer können die Besucher direkt an der Eingangsterrasse zum Tempel aussteigen lassen. Anfang 2019 wurde der erste Bauschnitt der Restaurierungen abgeschlossen. Die Terrasse zum Tempel ist fertig, das heißt: der vermeintlich ursprüngliche Zustand ist wiederhergestellt worden. Zu hoffen ist, dass die fünf Tempel des Preah Pithu im jetzigen Zustand verbleiben und die Bildwerke unverändert am Ort belassen werden. Eine komplette Demontage und einen Wiederaufbau würden die Bauwerke des Preah Pithu nicht schadlos überstehen. Mit jeglicher Restaurierung stirbt ein Teil Originalität. Beim Anblick des Preah Pithu verbinden sich Natur und Architektur auf das Reizvollste, diese pittoreske Symbiose ist hier noch, das noch sei ausdrücklich betont, unverfälscht zu erleben. Nur wenige Autoren verweisen auf die kunstvollen Bildwerke des Prasat Preah Pithu. Die fünf Tempel des Prasat Preah Pithu wurden nicht zeitgleich errichtet. Diesem Umstand ist einerseits die nicht vorhandene bauliche Geschlossenheit der Anlage geschuldet, andererseits aber ist der langen Bauphase die ungeahnte stilistische Vielfalt der Lintel und anderen Bildwerke zu danken. Aufmerksame Besucher werden am Tempel T einen etwas verblichenen Lintel entdecken, der das öfters zitierte Motiv des Quirlen des Milchozean aufnimmt. Der Lintel wird gut sichtbar präsentiert, ist aber nicht an seinem ursprünglichen Platz verblieben. Vermutlich zierte er das West-Tor des Tempels. Es existieren fürwahr besser erhaltene Beispiele dieses Motivs, aber als Beleg ist dieser Lintel wichtig, bestätigt er doch die Präsenz Vishnus, denn Tempel T ist dem Gott Vishnu gewidmet. (Um Näheres zur Geschichte Quirlen des Milchozean zu erfahren, sei der Verweis auf den Artikel INMITTEN VON GÖTTERN TEIL 2 erlaubt, nachzulesen im selben Blog.) Bedauerlicherweise kann die Gottheit, welche im Zentrum des Lintel über Kala platziert war, nicht mehr identifiziert werden, dafür haben sich im rechten Part des Lintel das Blatt- und Rankenwerk sehr gut erhalten. Während der Milchozean-Lintel eher flach gearbeitet wurde, durch Verwitterung noch an Tiefe eingebüßt hat, muss der Kala-Lintel fast der Halbrelief-Kategorie zugeordnet werden. Die schwungvolle Erhabenheit des Motivs kann jeden Kunstliebhaber nur begeistern. (Detaillierte Einzelheiten in den Darstellungen zu Kala liefert der Aufsatz LINTEL – SPEZIAL in diesem Blog.) Tempel U schließt sich unmittelbar an Tempel T an. Beide Tempel sind jeweils von einer separaten Mauer umrahmt, jedoch von einem gemeinsamen Wassergraben umgeben. Tempel U ist dem Gott Shiva gewidmet. Die Ausrichtung der Tempel U und T orientiert sich westlich. Das ist selten und im Angkor-Gebiet nur noch für Angkor Wat zutreffend. Der Lintel über dem Nord-Portal zur Cella nimmt erneut die Milchozean-Thematik auf. Die Bildwerke der Tempel T und U stehen inhaltlich in Verbindung. Shiva, Vishnu und Brahma bedingen einander. Die Trimurti ist die höchste und kraftvollste der Verwirklichungen, die im hinduistischen Götter-Pantheon möglich sind. Das Tympanum des West-Tores von Tempel U (am Boden präsentiert) verweist auf den Gott Vishnu. Ein ähnliches Tympanum mit dem Vishnu-Garuda-Motiv kann beispielsweise am Nord-Tor des Angkor Wat (am Ta Loek Entrance) besichtigt werden. Das ebenfalls nur in Teilen erhaltene Angkor Wat-Tympanum ist im Außenbereich in Ufernähe des Wassergrabens aufgestellt und kann dort besichtigt werden. (In meinem Blog im Artikel INMITTEN VON GÖTTERN TEIL 10 wird das Tympanum vom Ta Loek Entrance als Foto 17 vorgestellt und kann zum Vergleich mit dem Preah Pithu Tympanum dienen.) Tempel U wurde in der Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet. Im äußeren Erscheinungsbild ähnelt er auffällig dem Tempel T, die Größendimensionen sind jedoch erheblich dezimiert. Die Tempel U und T wurden auf keiner gemeinsamen Ost-West-Symmetrieachse errichtet. Der Tempel U liegt etwas nördlich verschoben. Während und unmittelbar nach der Regenzeit kann Tempel U nicht vom Osten her betreten werden, was auch nicht beabsichtigt war. Der beide Tempel umschließende Wassergraben ist nur westlich geöffnet, der Zugang zu den Tempeln U und T war nur über die westlich liegende Eingangsterrasse geplant. Tempel U und T bilden eine in sich geschlossene Einheit. Einer der schönsten Lintel des Preah Pithu hat sich im Tempel U in situ erhalten. Selten ist derart virtuos in Sandstein gearbeitet worden. Jedes Museum, welches Khmer-Kunst zeigt, würde diesen Lintel als Glanzstück präsentieren. Shiva-Nataraja (zehnarmig) dominiert das Bildgeschehen. Leichtfüßig tanzt Shiva auf einer kleinen Lotosblüte. Ihm zur Seite die Götter Brahma (links) und Vishnu (rechts), beide präsentieren sich sitzend auf Lotosblüten. Unter ihnen der mächtige Kala, der alles trägt, schützt und verbindet. (Einzelheiten zu Shiva-Nataraja sind im Artikel INMITTEN VON GÖTTERN TEIL 6 in diesem Blog nachzulesen.) Die von Kala fest im Griff gehaltenen Löwen-Monster haben sich wiederum in die gewundenen (meist floral stilisierten) Schlangen (Naga) verbissen. Unter diesen Schlangen-Bögen präsentieren sich jeweils drei Götter aus dem hinduistischen Pantheon. Im linken Bildteil ist der Gott Ganesha (Elefantengott) eindeutig zu identifizieren. Links neben Ganesha präsentiert sich eine weibliche Gottheit, durchaus logisch wäre die Annahme, dass sich neben Ganesha seine Mutter, die Göttin Parvati zeigt. Die dritte Gottheit im linken Bildteil kann nicht identifiziert werden. Weder die Kopfbedeckung noch die Sitzhaltung liefern konkrete Anhaltspunkte. Am äußersten linken Bildrand sitzt auf einem Lotosthron ein Buddha. Hier könnte eine Inkarnation des Gottes Vishnu gemeint sein. Die Götter im rechten Bildteil sind noch schwerer zu erkennen. Sie tragen topfartige Kronen und scheinen weiblicher Natur zu sein. Lediglich die Gottheit ganz rechts am Bildrand trägt Merkmale, die auf Yama verweisen, wobei auch diese Annahme nicht eindeutig belegt werden kann. (Einzelheiten zu Yama sind im Artikel INMITTEN VON GÖTTERN TEIL 12 in diesem Blog nachzulesen.) Auffällig sind die variierten Kala-Darstellungen und die veränderten Löwen, die sich aufrecht stehend Kala zuwenden und gleichzeitig die Schlangen umklammern. Auf einer quadratischen Terrasse ruht der Tempel X. Die durchgehend buddhistischen Bildwerke des Tempels X veranlassten die Forscher zur Annahme, dass dieses Bauwerk erst im 14. Jahrhundert errichtet wurde. Sehr schön gestaltet ist der Buddha-Lintel im östlichen Vestibül. Eindrucksvoller noch ist der üppige Bildschmuck in der quadratischen Cella. Der umlaufende doppelreihige prachtvolle Buddha-Fries ist in Angkor Thom einmalig. – Weiter östlich befindet sich eine rechteckige aus Lateritsteinen errichtete Terrasse, auf der ein kleiner Stupa (ebenfalls aus Lateritsteinen) seinen Platz hat. Diese Terrasse ist von Seima-Steinen (Sandstein) umgeben, solche Steine markieren den heiligen Bezirk einer buddhistischen Tempelanlage. – Noch weiter östlich ist der Zugang zur Tempelanlage auszumachen: Lateritstufen, die von zwei Elefanten-Statuen flankiert werden. Dieser Zugang, die Laterit-Terrasse, Tempel X und ein kleines Wasserbecken (östlich gelegen) müssen als buddhistische Gesamtkonzeption verstanden werden, sie haben mit Tempel T und Tempel U nichts zu tun. Außerhalb des Zugangs, noch weiter östlich liegt ein großes Wasserbecken (Trapeang) Nördlich von Tempel U liegen die Tempel V und Tempel Y. Die Errichtung von Tempel V wird ins 12. Jahrhundert datiert. Im Aufbau ist der Tempel V allen anderen hier schon beschriebenen Tempeln ähnlich. Auf einer quadratischen, mehrstufigen Pyramide, die von keiner Mauer umgeben ist, erhebt sich der Prasat. Auffällig ist hier der Einsatz von sehr großen Steinelementen. Auch der verlängerte östliche Zugang ist in Preah Pithu die Ausnahme. Im Tempel V werden interessierte Besucher zwar die Schmuckelemente an den Wänden und Pilastern wahrnehmen, aber vergeblich nach einem Lintel suchen. Westlich führt ein Damm zu einer Kreuz-Terrasse. Das ist der Weg aus dem Tempel heraus oder zum Tempel hin. Eine ähnliche kreuzförmige Terrasse kann südöstlich des Phimeanakas-Tempels (im Königspalast-Areal) besichtigt werden. Eine Ausnahme im Aufbau bildet der Tempel Y. Zu sehen ist ein langgestrecktes rechteckiges Gebäude, welches auf einem (wahrscheinlich künstlich aufgeschütteten) kleinen Hügel errichtet wurde. Zwei wichtige Tympanum-Bildwerke am Tempel Y sollten unbedingt betrachtet werden. Nord-Tympanum: Vishnu auf Garuda im Kampf gegen den Asura Bana Süd-Tympanum: Vishnu (Vamana), der Drei-Schritte-Mythos aus den Puranas Liebhaber der Khmer-Bildhauerkunst geraten im Prasat Preah Pithu mit großer Wahrscheinlichkeit ins Schwärmen, finden sich doch im Umfeld der Tempel viele wunderbar bearbeitete Steine und nicht zuletzt entzücken die Verzierungen der Terrassen und die herrlich gestalteten Außenflächen der Tempel die Betrachter. Alle Bildwerke im Preah Pithu wurden mit akribischer Sorgfalt gearbeitet. Der Bildschmuck des Preah Pithu kann dem Schmuck bekannterer Tempel aus dieser Zeit vielleicht nicht unbedingt den Rang ablaufen, aber die Qualität der Ausführung lässt kaum Wünsche offen. Östlich des Hügels wurden ein kleines quadratisches Wasserbecken und nördlich von Tempel Y ein großes rechteckiges lateritsteingefasstes Wasserbecken angelegt. Wer soweit nördlich vorgedrungen ist, der sollte die wenigen Schritte zum Prasat Krae Pithu nicht scheuen. Leider haben sich von diesem kleinen Tempel, der auf einer Laterit-Terrasse seinen Stand hatte, keine Bildwerke, nur noch einige Sandsteinfragmente erhalten, aber im Kontext zu den fünf Tempeln des Prasat Preah Pithu ist der Standort des kleinen Tempels an der Südwestecke des großen nördlichen Beckens wesentlich. Wer Vollständigkeit anstrebt, der sollte um das nördliche Becken spazieren. An der Nordostecke ist ein weiterer kleiner Tempel auszumachen. Viel ist von dem namenlosen Tempel nicht übrig geblieben. Zu Füßen des eingewachsenen Steinhügels, dem ehemaligen Prasat, finden sich Lingams, ein Gargoyle und Sandsteinfragmente, obenauf eine fast unversehrte Yoni, das sind unwiderrufliche Belege für eine Tempelanlage. Hinweis: Um Irrtümern vorzubeugen, sei hier noch auf die unterschiedlichen Benennungen der fünf Tempelbauten des Prasat Preah Pithu verwiesen:
Tempel T = Tempel 481 Tempel U = Tempel 482 Tempel X = Tempel 483 Tempel V = Tempel 484 Tempel Y = Tempel 485 Unabhängig davon haben sich die Bezeichnungen Monument 486 = Prasat Top West und Monument 487 = Manghalartha Tempel durchgesetzt. Die Bezeichnungen 486 und 487 sind geläufiger als die Nummerierungen der fünf Preah Pithu Tempel. Alle Tempel dieser Nummerierungen liegen im weiteren Umfeld des Bayon-Tempels. Prasat Pithu liegt im nordöstlichen Bereich der Stadt Angkor Thom, nördlich der zum Victory Gate verlaufenden Straße. Monument 486 und 487 liegen südlich bzw. nördlich an der Ost-West-Achse, die den Bayon-Tempel schneidet. – Welche Registriernummern werden wohl den kleinen Tempeln am nördlichen Becken zugewiesen worden sein? Weitere verborgene, stark eingewachsene Reste von Tempelanlagen finden sich nördlich des Prasat Preah Pithu. Die Suche nach diesen Tempeln ist nicht nur mühsam und wenig lohnenswert, sondern auch gefährlich. Die Gefahren auf unwegsamem Gelände im Dschungel sind nicht zu unterschätzen. Viele Wege führen ins Dickicht. Schlussendlich werden nur Steine und Mauerfragmente gefunden, die das Vorhandensein und den Standort ehemaliger Tempelanlagen und Terrassen beweisen. |
Autor Günter Schönlein
Auf meinen bisher acht Reisen nach Kambodscha habe ich viele Khmer-Tempel photographisch dokumentiert. Mit Pheaks Hilfe suchte ich auch viele schwer zu findende entlegene Tempel auf. In diesem Blog möchte ich meine dabei erworbenen Eindrücke und Kenntnisse gerne anderen Kambodscha-Liebhabern als Anregungen zur Vor- oder Nachbereitung ihrer Reise zur Verfügung stellen. sortiert nach Themen:
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Kirtimukha Kambodschas Löwenskulpturen Kampong Thom Museum Kanheri Caves Karla Caves Kapitelle Karttikeya und andere Vahanas Kasen Tempel Kat Kdei Tempel und mehr Kbal Chen Tempel Kbal Spean Khleangs & Prasat Suor Prat Khmer-Bronzen in Mandalay Khandoba Tempel Aurangabad Khmer Halsschmuck Khmer zur See Khuldabad Kinnari Kirtimukha Klöster in Siem Reap Kna Phtoul Tempel Koh Ker Koh Ker Tempelmauern Kok Singh Tempel Kouk Nokor Tempel Kouk Tempel Kok Pongro Kravan Krishna & Kaliya Krishna Govardhana Krol Ko Spezial Krol Romeas & Kral Romeas Lakshmi in der asiatischen Kunst Lakshmirasimha Tempel Jagaval Leak Neang (Phnom Bok) Leak Neang (Pre Rup) Leben am Fluss Lingam & Yoni Lintel Literatur-Empfehlungen Lolei - Restaurierungs-Stand Lost Collection Löwen in Indien Löwen in Indonesien Löwen in Kambodscha Löwen in Myanmar Löwen in Sri Lanka Mahakali Caves Makaras der Cham Mandalays Khmer-Bronzen Mandapeshwar Caves Marmorberge Da Nang Mebon Tempel Banteay Chhmar Mihintale Mucalinda versus Naga Museen in Kambodscha Museen in Siem Reap Museum of Da Nang Musik und Tanz der Cham My Son (Teil 1) My Son (Teil 2) My Son (Teil 3) My Son (Teil 4) My Son (Teil 5) Myanmars Holzarchitektur 1 Myanmars Holzarchitektur 2 Myanmars Holzarchitektur 3 Myanmars Löwenskulpturen Myanmar Stupas Mythos vom Milchozean Naga Naga-Chakra Namenlose Tempel am Bayon Nandi und andere Vahanas Narasimha und Hiranyakahipu Nationalmuseum in Phnom Penh Neak Buos Tempel Nebentempel Banteay Chhmar Neuentdeckungen in Roluos 1 Neuentdeckungen in Roluos 2 Neuentdeckungen in Roluos 3 Neuentdeckungen in Roluos 4 Neuentdeckungen in Roluos 5 Nokor Bachey Tempel Norodom Sihanouk Museum Pachisi Spiel Pandava Caves - 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