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Der Keshava Tempel präsentiert sich im Bestzustand. Die Archaeological Survey Of India ist sich bewusst, welche Wertigkeit diesem Tempel beizumessen ist, dafür spricht nicht zuletzt ein sehr informatives wissenschaftlich aufbereitetes Dokumentationszentrum zur Geschichte und Bauweise des Tempels. Außerdem gibt im Eingangsbereich zum Tempel eine blaue Tafel wichtige Basisinformationen, gottlob in englischer Sprache, dazu ein Foto vom Tempel, nämlich eine Draufsicht aus einer Perspektive, die Besucher niemals erreichen können (Bild 1.1 – 1.3). Es empfiehlt sich, die Informationstafeln im Dokumentationszentrum zu lesen, ehe die Besichtigung ansteht. Etliche Bildtafeln geben Auskünfte zur Architektur des Tempels, den dekorativen Elementen und den wichtigsten Götterbildern (Bild 2.1 & 2.2). Frühmorgens die Tempelvisite zu starten, bringt nur Vorteile, erstens haben Fotografen bestes Licht und zweitens halten sich die Besucherströme in überschaubaren Grenzen. Der 1268 geweihte Tempel zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird die Infotafel in diesem Artikel dreigeteilt vorgestellt: in zwei Textblöcken (Bild 1.1 & 1.2) und dem besagten Foto (Bild 1.3). Sind der Grundriss und die Architektur den Besuchern vertraut, fällt das Architekturverständnis der Tempelanlage leicht. Die Ost-West-Orientierung der Hoysala-Tempel ist obligatorisch, so auch hier. Betreten wird das Tempelgelände durch den Ost-Gopuram (Bild 3.2), beim Durchschreiten desselben fokussiert sich der Blick auf die Ost-Fassade des Tempels, der auf einem Sockel ruht, welcher mit seiner äußeren Bauform den Tempelbau reflektiert. Der geometrisch angelegte Säulengang (Bild 3.3), der von außen nur als Mauer registriert wird (Bild 3.1), gibt der bewegten Tempelarchitektur einen würdigen Rahmen. Der Keshava Tempel ist rundum verziert, betreffs dekorativer Schmuckausstattung werden sämtliche Kriterien und Erwartungen mustergültig erfüllt. Keine Löwen, sondern Elefanten stehen an den Eckpunkten des vielfach gezackten Sockels (Jagati). Einige der schön gehauenen Elefantenstatuen fehlen. Der Elefant als Wächtertier symbolisiert Stärke, Macht und Reichtum (Bild 3.5 & 3.6). Das untere umlaufende Reliefband der Adhistana ist durchgängig von Elefanten besetzt, sie zu zählen wäre ein mühseliges Unterfangen, die Elefantenparade zu betrachten macht Freude, von serieller monotoner Reihung kann nicht die Rede sein (Bild 3.5 & 3.7). Der Betrachter ist von der Pracht der Fassade hin und her gerissen, er weiß nicht, ob er sich zuerst den sechs Bildbändern der Adhistana oder den Götterbildern der Bhitti widmen soll. Das zweite Band über dem Elefantenreliefband ist von Pferden mit Reitern besetzt. Das dritte Reliefband ist ein Zierband, stilisierte Yalis, die auch als Kirtimukhas zu deuten sind, unterbrechen das durchgängige wunderbar florale Muster. Im vierten Registerband werden Szenen aus der Ramayana, der Mahabharata, den Bhagavata Purana und der in Deutschland am ehesten bekannten Bhagavad Gita, (wiederum ein Teil der Mahabharata) wiedergegeben. Das fünfte und sechste Band ist von Makaras bzw. Hamsas besiedelt. Schichtet sich die dekorative Vielfalt an der Adhistana übereinander, so präsentiert sich auf der Bhitti (erfreulicherweise in Sichthöhe) die Götter-Phalanx in unbeschreiblicher Dichte nebeneinander gereiht (Bild 3.3, 3.4 & 3.7). Die Götter-Reliefs am Keshava Tempel zählen zum Besten, was die Hoysala-Bildhauer zu leisten vermochten, an Aussagekraft, Lebendigkeit und Detailreichtum sind die Götterbilder kaum je übertroffen worden. Unmöglich können Laien alle Götter kennen, an ihren Attributen, ihren Haltungen und Gesichtern lassen sich die Götter identifizieren. Es macht Freude, die Götterparade abzuschreiten, den Göttern von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen, auch wenn nur wenige Götterreliefs westlichen Reisenden vertraut sein werden. Die Überfülle des hier vorhandenen hinduistischen Götterpantheons überwältigt noch jeden Betrachter. Kunstfreunde geraten ins schwelgerische Begutachten und Vergleichen. Eine bescheidene Auswahl markanter Götterbilder wird in Folge vorgestellt. Problemlos erkennbar ist Ganesha, der Elefanten-Gott, hier tanzend vierarmig, zwei Musiker (Becken und Trommel) geben Rhythmus und Takt vor. Ohne Zweifel erfreut sich Ganesha höchster Beliebtheit in Süd-Indien, seine Präsenz in Form von Reliefs, Statuen und Bildern muss Legion genannt werden. Kein Gott wurde wohl häufiger dargestellt (Bild 4.1). Surya, der Sonnengott, gilt als eine der ältesten Gottheiten, die verehrt werden, die meisten Darstellungen zeigen ihn in einen von sieben Pferden gezogenen Wagen, hier präsentiert sich der Gott Surya in aufrechter Haltung, zur Seite stehen ihm Usha und Pratyusha, seine Frauen. Usha: erster Lichtstrahl des Morgens und Pratyusha: letztes Licht des Tages (Bild 4.2). Der Gott Brahma mit vier Gesichtern ist leicht zu erkennen, wobei an einem Relief oder auf einem Bild nur drei Gesichter zu sehen sind. Bei einer freistehenden Statue wäre das vierte Gesicht darstellbar. Das Relief zeigt den Gott als ehrwürdigen bärtigen alten Mann, assistiert wird der Gott von zwei Chamaradharinis (bekannter als Chauri Bearer) hier sind es Yakshinis (Bild 4.3). Die Göttin Saraswati gilt als die Verkörperung der Weisheit und Gelehrsamkeit, sie ist den Künsten, dem Tanz und der Musik gewogen, manche Schriften erwähnen sie als Gattin Brahmas. Hier wird sie tanzend dargestellt. Zwei Hände ihrer acht Arme halten eine Vina, das für sie typische Lauteninstrument, weshalb die bis heute gespielte edle Langhalslaute als Saraswati-Vina bezeichnet wird. Eine andere Hand zeigt den Rosenkranz (Japamala), eine weitere Hand präsentiert Schriftblätter (Pustaka). Einer von zwei Musikern hat sich am unteren Reliefrand erhalten (Bild 4.4). Mahishamardini (öfters auch als Mahishasuramardini bezeichnet) ist eines der bekanntesten Kampfmotive der indischen Mythologie: die Göttin Durga besiegt Mahisha. Der Asura (Dämon) namens Mahisha in der Zwittergestalt als Büffel/Mensch ist machtlos gegen die kämpferische Durga, die von ihrem Löwen assistiert wird (Bild 4.5). In fulminanter Bewegung präsentiert sich die tanzende Göttin Lakshmi, die Gattin Vishnus, sie verkörpert Glück, Wohlstand, Gesundheit, Fruchtbarkeit und viele positive Eigenschaften, sie wird als gütige Göttin verehrt. Ihre Hände halten Lotus und Mais, die Wurfscheibe und das Muschelhorn bereit. Wurfscheibe und Muschelhorn sind Attribute, die ihre Zugehörigkeit zu Vishnu attestieren. Zwei Musiker, einer nur erhalten, spielen für Lakshmi auf (Bild 4.6) Keshava, die namensgebende Gottheit des Tempels, ist eine Verkörperung Vishnus. Im westlichen Garbhagriha befindet sich das zentrale Gottesbild, Keshava im Großformat. Die Darstellung an der Außenwand des Tempels passt sich in Größe und Stil allen anderen Götterbildern der Fassade an. Der stehende Keshava weist seine kennzeichnenden Attribute vor. Assistiert wird der Gott von Shridevi und Bhudevi (Bild 4.7). Der Terminus Sachindra meint den Gott Indra und Sachi, das himmlische Paar auf dem Elefant Airavata. Indra ist kenntlich am Vajra (Donnerkeil) (Bild 4.8). Aufrecht stehend in Frontansicht (Samabhanga) blickt der vierarmige Indra auf den Betrachter herab, auch in dieser Darstellung ist der mächtige Donnerkeil nicht zu übersehen (Bild 4.9). Vishnu, immer wieder Vishnu, der Gott tritt in allen seinen wichtigsten Inkarnationen in Erscheinung (Bild 4.10). Narayana meint Vishnu auf dem Schlangenthron, der Naga breitet schützend seinen Nackenschild über Vishnus Haupt (Bild 4.11). Hinweis: Narayana ist nicht zu verwechseln mit Vishnu Anantashayana: Vishnu auf der Weltenschlange Ananta im Schöpfungsschlaf (Bild 4.19). Krishna als Flötenspieler (resp. Vishnu) erscheint im Reliefkanon des Keshava Tempels mehrfach, so auch im südlichen Garbhagriha und auf den Bildbändern der Adhisthana. Der Sanskritbegriff für diese Darstellung lautet Venugopala (Bild 4.12). Zwei selten dargestellte Avatare Vishnus bleiben am Keshava Tempel nicht ausgespart. Vishnu Matsya, Vishnu als Fisch gilt als seine erste Inkarnation (4.13 & 4.13.1). Vishnu Varaha, Vishnu als Eber ist seine dritte Inkarnation (Bild 4.14 & 4.14.1) Narasimha = Mensch-Löwe, Vishnus vierter Avatar zeigt den Gott meist in grimmiger Positur, erinnert wird an die Tötung des Dämons Hieranyakashipu. Das kleine Relief zwischen zwei Säulen ist Teil vom Reliefband der Kakshasana (Bild 4.16). Seltener ist die gemeinsame Darstellung von Narasimha und Lakshmi zu sehen, die stilistisch den anderen Götterbildern gleicht (Bild 4.15). Bekannte Vishnu/Krishna-Legenden im Kleinformat finden sich auf den schmalen Bildbändern der Adhistana und der Kakshasana. Krishna tötet den Schlangendämon Kaliya und Krishna hebt den Berg Govardhana (Bild 4.17), das sind zwei häufige Krishna-Reliefs, deren Bildaussage sich in den benachbarten Hochformaten auf das wesentliche Geschehen beschränkt. Das zweite Govardhana-Relief zeigt Krishna, welcher den Berg mit einem Arm hebt und mit dieser Tat die Menschen und Tiere vor den Strafen Indras rettet (Bild 4.18). Vishnu im Schöpfungsschlaf auf der Weltenschlange Ananta (bzw. Shesha) ist ein bekanntes Motiv. In diesem Relief ruht Vishnu zwar auf der Schlange, aber nicht im Weltenozean, sondern unter dem Dach eines Tempels, bezeichnenderweise lässt sich der Tempel als Hoysala-Bau identifizieren. Es mag Zufall sein, dass fünf Shikaras (Türme) in Reihe das Tempeldach überragen, eine Darstellung, welche die Vermutung zulässt, hier sei an den Panchalingeshwara Tempel in Somanatahapura oder an den gleichnamigen Tempel in Govindanahalli gedacht worden. Die genannten Tempel sind die einzigen Hoysala-Tempel, die architektonisch nicht zu den erprobten Baumustern passen. Fünf Türme in Reihe, verbunden durch einen gemeinsamen Korridor existieren im Kontext der Hoysala-Architektur nur an den oben erwähnten Standorten (Bild 4.19). Ergänzender Hinweis 1: Trotz Tempeldach im Mittelteil ist der scheinbar ausgesparte Weltenozean auf vier vertikalen Wellenbändern im linken Bildteil vom Relief zu sehen, zahlreiche Wassertiere sind auf der gewellten Reliefpartie sehr anschaulich dargestellt. – Im rechten Reliefteil sind der Wald und seine Tierwelt zu sehen (Bild 4.19). Ergänzender Hinweis 2: Die Darstellungen der Wasser- und Landwelt gleichen in auffälliger Ähnlichkeit einigen themenverwandten Reliefs an manchen Khmer-Tempeln in Kambodscha. Zum Vergleich der Reliefs wären der Bayon-Tempel und Reliefs an mehreren Terrassen in der Tempelstadt Angkor Thom zu empfehlen. Vihnu verwandelt sich in eine Frau, versucht mit einem Tanz die Asuras (Dämonen) abzulenken, welche gegen die Götter kämpfen, um beim Quirlen des Milchozeans das Amrita zu erlangen. Vishnus Erscheinen als schöne Frau (Mohini) verwirrt die Dämonen und ermöglicht den Göttern sich den Nektar der Unsterblichkeit (Amrita) zu sichern. Vom Tanz ist im Relief (Bild 4.21) nichts zu sehen, hier ruht der weibliche Vishnu auf einem Thron. Zahlreiche ansehnlich schöne weibliche Figuren sind auf der Außenfassade verewigt, ob es sich allenfalls um Göttinnen handelt, sei dahingestellt. Die Göttinnen (Bild 4.20 & 4.22) tragen immerhin typische Vishnu-Attribute. Die Tempelhalle glänzt nicht nur mit blanken fein gedrechselten Specksteinsäulen, sondern überzeugt auch als hervorragendes Beispiel sehr gediegener Raumgestaltung. Hier fügt sich alles zum harmonischen Gesamteindruck. Die Aufteilung der Größenverhältnisse der Antarala und der Garbhagriha und die Aufstellung der Götterbilder in den jeweiligen Schreinen vermitteln eine ausgewogene Solidität, die sich mit besonderer Ästhetik vereint (Bild 5). Großartige Bildhauer sorgten für die prächtige Raumausstattung, wie auch die vermutlich gleichen Bildhauer die herrlichen Götterreliefs an den Außenwänden des Tempels schufen. Es ist wohl kein Zufall, dass einige der Künstler ihre Namen an den von ihnen geschaffenen Reliefs hinterließen, sie waren sich offenbar ihrer Kunstfertigkeit bewusst. Derartige Künstlersignaturen sind im asiatischen Raum unüblich, meist sind nur die Namen der Auftraggeber überliefert, im Regelfall werden Könige, Priester, Generäle oder andere wohlhabende Personen genannt. Im südlichen Garbhagriha wird das freistehende Relief von Krishna Venugopala verehrt (Bild 6.1), im mittleren (westlichen) Schrein steht Vishnu Keshava (Bild 6.2) und Vishnu Janardhana (Bild 6.3) wird im nördlichen Schrein angebetet. Die drei Kultbilder müssen von einer Hand gefertigt worden sein, die einheitliche Stilistik spricht für diese Vermutung. An den drei gleichartig gestalteten Piedestalen ist an den Sichtseiten jeweils ein kleines Garuda-Relief eingearbeitet, damit kommt der treue Gefährte Vishnus zu Recht und Würdigung. Äußerst ungewöhnlich und außerordentlich kunstvoll sind die verschiedenen Deckengewölbe gearbeitet. Die Blicke nach oben werden in jeden Fall Staunen auslösen. Kunstvollere Himmel in dieser Vielfalt, denn als solche sind die Gewölbe zu verstehen, sind vermutlich in keinem anderen Hoysala-Tempel geschaffen worden. Jedem der Deckengewölbe muss das Attribut Meisterwerk attestiert werden (Bild 7.1 – 7.3). Trotz der differierenden Decken wird die Geschlossenheit der Raumwirkung nicht aufgehoben. Gleich welchen Standpunkt der Betrachter einnimmt, in dieser Tempelhalle verursacht kein Zierelement auch nur den geringsten Stilbruch, selbst das einzige rechteckige Deckengewölbe besticht mit geschlossener Linienführung, alle anderen quadratischen Gewölbe gehen in runde bis oktogonale Formen über. Der Säulenkorridor (Bild 8) birgt 64 kleine Schreine, die fast alle verschlossen sind und leer stehen. Eifrige Besucher können den schattigen Korridor abschreiten und werden unerwartet in manchen Räumen einige abgestellte Kunstwerke entdecken. Die exakte fotografische Dokumentation einzelner beiseite geräumter Kunstwerke bereitet Schwierigkeiten, weil feinmaschiger Draht die Sicht in die Schreine und auf die Statuen- und Reliefragmente erschwert (Bild 8.1 - 8.3). Blicke vom Korridor auf den zentral platzierten Tempelbau offenbaren nochmals die großartige Tempelarchitektur. Kunstfreunde sollten für ihre ausführliche Visite zirka zwei Stunden einplanen. Fotos und Text: Günter Schönlein
Korrektur: Vanessa Jones
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Zur Begriffserklärung: "Torana ist ein freistehendes Tor, das in der buddhistischen, hinduistischen und jainistischen Architektur des indischen Subkontinents verwendet wird. Es markiert oft den Eingang zu einem Schrein, Stupa oder Tempel und dient als Übergang von der profanen zur sakralen Welt. Der Begriff "Torana" stammt aus dem Sanskrit und bedeutet "Tor" oder "gewölbter Eingang". (KI-Übersetzung aus https://en.wikipedia.org/wiki/Torana erstellt am 9.7.2025) Eine der bekanntesten Toranas Indiens konnten Kunstfreunde lange Jahre hindurch im leider schon vor etlichen Jahren geschlossenen Museum für Asiatische Kunst in Berlin-Dahlem begutachten. Aufgestellt war dort in einem Innenhof die Replik des Ost-Tores der Stupa zu Sanchi. Inzwischen steht seit Ende 2022 eine Naturstein-Kopie dieses bemerkenswerten Anschauungsobjektes im Außenbereich vom neuen Museum Humboldt Forum in Berlin-Mitte (auf der Lustgartenseite). Möge das frei zugängliche Kunstwerk von Farbattacken durch illegale Sprayer, die sich als Künstler verstehen, verschont bleiben. Die hier vorgelegte kurze Betrachtung beschränkt sich mit einer Ausnahme auf wenige Toranas, die der Autor auf einer Rundreise durch Rajasthan im November/Dezember 2024 vorgefunden hat. Intakte Toranas sind eher die Seltenheit als wirklich die Regel, nicht jeder Tempeleingang entspricht vom architektonischen Aufbau einer Torana. Ein Torbau (Gopuram) kann nicht allenfalls zur Torana stilisiert werden, wenn auch die Funktion durchaus gleich ist. Eine Torana, wie auch jedes andere Tor trennt den weltlichen vom sakralen Bereich. Die Tempelgruppe von Menal (Menal Shiv Mandir) wird durch den Nord-Gopuram betreten. Mitten in der ummauerten Tempelanlage steht eine leider nur fragmentarisch erhaltene 4-Säulen-Torana. Der Standort scheint beim Wiederaufbau willkürlich gewählt, denn keinem der vorhandenen Tempel lässt sich dieser Torbogen zuordnen. Auch der Sockel hinterlässt keinen authentischen Eindruck, echt hingegen sind die vier Säulen, wobei hier wiederum die zwei mittleren Säulen sich nicht gleichen. Es ist davon auszugehen, dass ursprünglich sechs Säulen zur Torana gehörten, die aus drei gleichartigen Säulenpaaren bestand. Die äußere Traverse zeigt einen gestuften Abschluss, das kann ein Beweis für eine weitere vormals aufliegende Traverse sein. Der geschwungene Makara-Bogen, das einzig verbliebene Fragment vom oberen Aufbau mutet in seiner jetzigen Position fremdartig, wenigstens atypisch an. Von diesem Eingangsbogen sind viele Teile verloren gegangen, dennoch gibt dieser Torbogen ein ansehnliches Beispiel für den Nagara-Stil, nach dessen Maßgaben in Nord-Indien vom 8. – 11. Jahrhundert zahlreiche Tempel erbaut wurden. Berühmte und bekannte Beispiele für diesen markanten Baustil sind die Tempelgruppen von Khajuharo. Der Torana vom Saas Bahu Tempel steht mit großer Wahrscheinlichkeit am Originalstandplatz. Gewiss wurde der Tempel ursprünglich seeseitig von der Ostseite her betreten. Vier Säulen mit oktogonalen Basen und ausgesprochen schönen Kapitellen und ein mittiger Makara-Bogen machen den ansehnlichen Reiz dieses Tores aus. Die genau durchdachten Abmessungen der Abstände der Säulen zueinander, deren Höhe und die Überhöhung des mittleren Durchgangs durch den Makara-Schmuck adeln diesen Torana zu einem erhabenen Bauwerk, sein würdevolles, dem Tempel angemessenes Erscheinungsbild lässt sich kaum übertreffen. Spekulative Mutmaßungen betreffs des ehemaligen Zustandes verbieten sich von selbst. Mehr am Rande aufgestellt als in den unmittelbaren Blickpunkt gerückt stehen zwei freistehende Säulen im Areal der östlichen Tempel der Baroli-Tempelgruppe, diese zwei Säulen sind die einzigen Überreste einer Torana. Keiner vermag mehr bestimmen, vor welchem Tempel bzw. vor welcher Tempelgruppe das Tor stand. Stilistisch passen die prächtigen Säulen eher zum ansehnlichen östlichen Tempelbereich, weniger zum westlichen Bereich, dessen völlig anders wirkenden Tempel dem Gott Shiva geweiht sind. Alle Tempel der östlichen Gruppe öffnen sich gen Osten, es wäre folglich davon auszugehen, dass auch der Torana im Osten stand, dort aber trennt heute eine später errichtete Mauer das Umland vom Tempelbereich. Gleich wie, die Säulen sind außerordentlich prachtvoll gestaltet. Der untere mit Figuren besetzte Teil der Säulen weist als Grundform das Oktogon auf, der obere mit Girlanden dekorierte runde Säulenschaft bildet den Gegenpart. Wir blicken auf zwei herrliche Beispiele indischer Bildhauerkunst, die der Pracht der Tempel durchaus angemessen sind. Die Nähe zur sogenannten Goldenen Stadt Jaisalmer sichert dem abgelegenem Dorf Lodarva (auch Lodarwa oder Lodurva) im westlichen Rajasthan mehr Pilger als kunstinteressierte Reisende. Der kleine Ort mitten in der Wüste Thar wäre kulturgeschichtlich bedeutungslos, stünde nicht dort der Lodarva Parshvanath Jain Tempel, dessen Torana ist noch vollständig erhalten bzw. gut restauriert und erfüllt bis heute seine Funktion als Eingangstor. Hinter der kahlen Tempelmauer stoßen die Pilger (und auch die Besucher) völlig unerwartet auf das gediegene und unvergleichlich prächtige Eingangstor. Für die Mauer, das Tor und den gesamten Tempel wurde der lokal in Massen vorhandene gelb getönte Sandstein verwendet, für die Innenräume teilweise auch Marmor. Das feingliedrige Schnitzwerk am Torana findet seine Vollendung am wunderbar verziertem Querjoch, welches den Eindruck von einem auf zwei Säulen ruhenden Miniaturtempel hinterlässt. Die mittig platzierte Gottheit unter dem oberen Makarabogen kann, der Logik folgend, nur ein Jain-Idol sein. Die Flächen der oberen Kapitelle sind durchgängig mit Gottheiten geschmückt, ansonsten ergänzen feine Rautenbänder das Bildwerk. An den unteren Bereichen der Säulen und den Basen sind die Spuren langjähriger Benutzung unverkennbar. Laxmeshwar, ein überschaubares Dorf im Süden Indiens, wird von einheimischen und fremdländischen Touristen wegen seiner zahlreich erhalten gebliebenen mittelalterlichen Tempeln aufgesucht. Die in der Neuzeit gebauten Tempel in dem kleinem Ort werden kaum beachtet, dabei ist der Vergleich mit den alten Tempeln durchaus interessant. Am Shree Shaninah Jain Swetamber Mandir in Laxmeshwar sind alle baulichen Eigenheiten vorhanden, welche üblicherweise historische Jain-Tempel auszeichnen. Der Blick richtet sich dem Thema gemäß auf die Tore. Die Jain verwenden für ihre Tempelbauten vorwiegend edle Materialien, meistens Marmor, so auch hier. Der große Torana (straßenseitige Ansicht) lädt mit seiner Pracht die Menschen förmlich ein, den Tempel zu betreten. Das schöne Eingangstor mit vier Säulen (plus zwei Säulen für die seitlichen Mauerflächen mit Elefantenreliefs) und das kleine Zwei-Säulen-Tor im Hof sind im wesentlichen Aufbau tradierten historischen Vorbildern verpflichtet. Symmetrie und harmonischer Gesamteindruck erheben die schmucken Tore zur Augenweide. Amber (auch Amer), eine kleine Gemeinde, kann wie Laxmeshwar mit etlichen alten Tempeln aufwarten, so auch mit dem im späten 16. Jahrhundert bis zum frühen 17. Jahrhundert erbauten bemerkenswerten Sri Jagat Siromaniji Tempel, der ein ausgewiesener Krishna-Tempel ist, aber dennoch durch einen typischen Jain-Torana betreten wird, wenngleich speziell dieses Tor Elemente im späten Nagara-Stil nicht verleugnen kann. Im Straßen- und Gassengewirr von Udaipur finden sich zahlreiche Tempelbauten verschiedener Religionsgemeinschaften, neben Hindu-Tempeln bieten sich auch etliche Jain-Tempel zur Ansicht bzw. zur rituellen Nutzung. In der Jagdish Temple Rd, südlich vom Shitalvath Jain Tempel fällt zwischen Wohn- und Geschäftshäusern auf der westlichen Straßenseite ein Tempel besonders auf, weil sich der dunkle Torana vom hell angemalten Mauerwerk deutlich abhebt. Puritaner unter den Kunstfreunden könnten durchaus berechtigt einwenden, dass es sich bei diesem Eingangstor um keinen Torana im echtesten Sinn handelt, sondern dieser eher als Vorbau zu bewerten ist. Wie auch immer, die Funktion bleibt die gleiche. Am Nachmittag war dieser Tempel leider verschlossen, weshalb kein Name erfragt werden konnte, auch Google Maps gibt derzeit (Juli 2025) keine verbindliche Auskunft, folglich muss leider von einem unbekannten Tempel gesprochen werden. Reizvoll gestaltet sind die mit religiösen Glückssymbolen dekorierten Sichtflächen der Pfeiler. Höchst attraktiv stechen die schrägen Unterstützungen vom Querjoch hervor: Elefanten und zwei männliche Wesen reichen Krüge empor, hier wäre an Kalashas oder an Purnagathas zu denken, anstatt der Gaja-Lakshmi, welche zu den Krügen und Elefanten passen würde, blickt als Hüter des Eingangs ein Kirtimukha herab, diese gelten als besonders effektiv wirkende Schutzwesen zur Abwehr böser Kräfte. Das Paar der männlichen schwebenden Figuren ist mit Flügeln ausgestattet, westliche Besucher tippen unweigerlich auf engelhafte Erscheinungen. Wäre sicher, dass hier eine Torana von einem Hindu-Tempel zu begutachten ist, ließen sich die fliegenden/schwebenden Wesen als Vidyadharas definieren. Gemeinsam mit ihren weiblichen Gegenparts, den Vidyadharis, zählen sie zu den Upadevas, den Halbgöttern mit außerordentlichen Fähigkeiten. Wie beim Betrachten einer Torana, eines vermutlich kunstgeschichtlich unbedeutenden Tempels, nicht leicht zu beantwortende Fragen aufkommen, zeigt dieses schwer zu definierende Tor. Wobei noch anzufügen wäre, dass auch im buddhistischen Kontext die Vidyadharas/Vidyadharis gleichwohl Verehrung erfahren. Fotos und Text: Günter Schönlein
Korrektur: Vanessa Jones Jagat, eine kleine Ortschaft, liegt rund 50km südlich vom bekannteren Eklingji entfernt, zum besseren Verständnis der Lage noch eine zweite Ortsangabe: Jagat liegt rund 40km südöstlich der Großstadt Udaipur. Zweitrangige Straßen und holprige Nebenstraßen verbinden die Orte. Beschilderungen am Weg sind Mangelware. Abgeschiedene Ziele haben einen Vorteil, sie bleiben von lästigen Menschenansammlungen verschont. Im Falle von Jagat lässt sich der mangelnde Besucherstrom nur auf die abseitige Lage von Dorf und Tempel zurückführen, denn lohnen würde sich die Besichtigung allemal, immerhin bestätigt WIKIPEDIA, das der Ambika Mata Tempel zu den »besterhaltenen mittelalterlichen Tempelbauten im Norden Indiens« zählt. Trotz ausführlich lobender WIKIPEDIA-Beschreibungen (in Deutsch und Englisch) bleibt der Tempel ein Geheimtipp bzw. ein Fall für Kunstliebhaber. Die meisten Besucher sind wohl gläubige Anwohner, die den Tempel vermutlich täglich in den Morgen- und Abendstunden zum Beten aufsuchen. Am frühen Nachmittag konnten wir den Tempel ungestört besichtigen. Ambika, ein Wort aus dem Sanskrit bedeutet zunächst Mutter, wird aber auch als weiblicher Vorname verwendet. Die mythologische Auswertung ergibt mehr: Ambika war die Schwester von Rudra, die als Parvati und Durga identifiziert wird. Nebenbei: Rudra, eine Schöpfung Brahmas, war ein vedischer Gott, manche sehen ihn als Vorläufer Shivas an. In der Mahabharata erscheint eine Ambika als Tochter von Kashya, dem König von Kashi. Die Jain erkennen Ambika als eine Yakshini. Der Sanskritbegriff Mata bedeutet Mutter, wenn also von Ambika Mata die Rede ist, lassen sich die Worte mit Muttergöttin Ambika, übersetzen, denn Mutter gedoppelt macht keinen Sinn. Ambika Durga gilt als Schutzgöttin der Macht. Bekanntermaßen besiegte die starke Durga den Büffeldämon Mahisha, dieser Kampf findet sich in zahlreichen Reliefs verewigt. Der umzäunte Tempelkomplex ist nicht zu verfehlen, die Straße R11 führt direkt vorbei. Lediglich aus zwei Bauten besteht der Ambika Mata Tempel, nur aus Mandapa und Tempel. Beide auf einer gemeinsamen Ost-West-Achse errichteten Bauten verdienen gleichermaßen intensive Begutachtung. Der Mandapa funktioniert als Eingangstor und zeigt im Verhältnis zum Tempel rein optisch Größe und weist neben seinem stattlichen Erscheinungsbild viele sehenswerte Details auf. Wer die wenigen Stufen von der Straße zum Tempelareal herabsteigt, wird gleich von einem reich verzierten Türrahmen fasziniert sein, weshalb hier schon erstmals Verharren auf der Stelle und Staunen angesagt sind. Ohne den Torbau betreten zu haben, wird schon mittels Durchblick in circa 25m Entfernung der Tempel sichtbar, diese Sichtachse ist durchdacht und beeindruckt. Mit einem Blick erschließt sich das Tempelensemble. Auf geniale Eigenheiten der Verzierungen an den Bauelementen der Mandapa kann nur sachlich hingewiesen werden, sehen, erkennen und wertschätzen müssen die Betrachter selbst. Eine formvollendetere Verbindung von der Türschwelle mit den Basen vom Türrahmen und den Pilastern ist selten mit solch perfekten Ästhetizismus realisiert worden. Die Schwelle ist der erste vorgesehene Platz zur Niederwerfung, hier vollzieht sich der unmittelbare Kontakt mit den Gottheiten. Der vorgezogene runde Stumpf dient der Berührung mit den Händen oder mit der Stirn. Die seitlich eingerückten Kirtimukhas behüten die Halle und die Gläubigen. Den Rest an Ehrfurcht gebieten die Dvarapalas (Tempelwächter) und die zahlreichen Gottheiten, welche sich auf den Basen, den Rahmenleisten und Pilastern versammelt haben. Der sitzende Ganesha ist als weitere Schutzgottheit auf dem Querjoch zu sehen. Von Gottheiten in ungewöhnlicher Anordnung besetzt ist der Türsturz. Fünf vor- und vier eingerückte kleine Tempelnischen (Aediculae) beherbergen neun unbekannte, jedenfalls schwer zu identifizierbare göttliche Wesen. Schauen wir aber in die Nische 9 (ganz rechts) erkennen wir einen übergroßen, grimmig dreinschauenden körperlosen Kopf. Wir meinen, hier Rahu zu erkennen, der üblicherweise im Ensemble der neun Planeten in derart überbetonter Darstellung in Erscheinung tritt. Unsere These lautet: sollte Rahu richtig erkannt sein, der übrigens immer ganz rechts zu sehen ist, dann blicken wir auf eine ungewöhnliche Reihe der Neun Planeten (Navagraha). Die meisten Navagraha-Reliefs zeigen die vermenschlichten (antropomorh dargestellten) Planeten in sitzender Haltung, hier sind alle Planeten stehend zu sehen, insofern ist das eine ganz spezielle Variante einer Navagraha-Reihe. Der Vollständigkeit halber muss eingestanden werden, dass wir die vier liegenden/fliegenden halbgöttlichen Wesen zu Seiten Ganeshas unter dem Planetenrelief nicht benennen können. Zu viele, den Göttern dienstbare Wesen bevölkern die hinduistischen Himmelswelten, wer sollte die ungezählten Figuren auf den Reliefs auseinander halten. Es ist nicht zu übersehen, der Türrahmen ist beidseitig ausschließlich mit Göttinnen besetzt. Flankiert werden diese Ambikas (Matrikas=Muttergöttinnen) von halbgöttlichen Wesen, in Erscheinung treten also nur weibliche himmlische Erscheinungen, während auf den Pilastern florale Dekorationen und Purnagathas (Vasen) überwiegen. Dem Laien erschließen sich z. B. Durga und Varahi, Sarasvati und Brahmi. Wir blicken im Grunde auf die Verherrlichung weiblicher Schöpferkraft, im Sanskrit zusammenfassend unter dem Begriff als Shakti definiert, nicht identisch mit Vishnus Frau Shakti, allerdings lassen sich unter dem Sammelwort Shakti alle Göttinnen von Brahmi bis Parvati erfassen. Hier findet sich ein Kompendium weiblicher Erscheinungen dargestellt, welches sich als starken unverzichtbaren Gegenpart zur männlichen Götterphalanx versteht. Intensiver noch komprimiert als am Mandapa lässt sich das weibliche Schöpferpotential an den Reliefs vom Tempel nachweisen. Unbedingt muss auf die ausgesprochen schönen und teilweise ungewöhnlichen Kapitelle im Mandapa verwiesen werden. An Gestaltungsvielfalt ist das Ensemble dieser Bauelemente kaum zu überbieten. Leider lassen sich betreffs der Identität mancher der eigenwilligen Figuren auf den vierseitigen Kreuzkapitellen nur Vermutungen anstellen. Ein Löwe, ein Makara lassen sich leicht erkennen, doch die vermenschlichten Wesen, sowohl weiblich als auch männlich, mit teilweise schmerzverzerrten Antlitz und verkrümmten Körper müssen wohl am ehesten den Yakshas zugeordnet werden. Hier könnte nur eine Sonderstudie Auskunft geben, ob die je geschrieben wurde, ist dem Autor nicht bekannt, der auch nicht weiß, ob diese Kapitelle jemals intensiv betrachtet und ihr kunsthistorischer Wert außer von Wissenschaftlern erkannt wurde. Dieser Artikel beschränkt sich auf die Fotozusammenstellung einiger Kapitelle der Mandapa. Zu sehen sind generell vierseitige Doppelkapitelle, die auf Amalakas lagern. Die Ausnahme bilden Kapitelle, die auf einer zweiseitigen Makara-Amalaka-Kombination ruhen (Bilder Kapitelle I – III). Die Kapitelle (Bilder V, VII & VIII) veranschaulichen auf den kreisrunden Amalakas, wobei, um exakt zu bleiben, von Doppel-Amalakas zu reden ist: eine untere und eine obere größere Amalaka-Halbscheibe bilden das Lager für ein vollständig ausgeformtes Amalaka (Faltenkissen). Die Bilder IV und VI zeigen Detailaufnahmen einzelner Kapitell-Figuren. Die Tempelarchitektur setzt sich aus vier Bausegmenten zusammen und entspricht damit den Sakralbauintentionen dieser Zeit, realisiert wurde die harmonische Verschmelzung von einem kleinen Eingangsportikus (Mukhamandapa), einer großen Vorhalle (Mandapa), einem kleinen Vorraum (Antarala) und dem Sanctum (Garbhagriha). Der Baustil von diesem Tempel erinnert unwillkürlich an die berühmten größeren Tempelmonumente in Khajuraho, welche die Herrscher der Chandela-Dynastie zwischen 950 und 1050 erbauen ließen. Vom Sockel bis zum Dach sind die Fassaden vollständig mit Reliefs bedeckt. Eine fortlaufende Folge von Götterbildern und himmlischen Mischwesen machen den Tempelschmuck aus. Über dem Portikus spannt sich ein Satteldach, die Vorhalle ist von einem Pyramidendach bedeckt, der Shikhara (Turm über dem Sanktum) ist von Miniatur-Shikharas (Urushringas) ergänzt. Durch seitliche Fenster (Jali) fällt Licht in die Halle. Zwei Typen von Durga-Darstellungen sind zu unterscheiden: einerseits die dynamische, will heißen im Kampf, in Aktion befindliche Göttin und anderseits die statische, will heißen, die stehende oder sitzende, nur ihre Attribute präsentierende Göttin. Die feinen Unterschiede zwischen Durga, Chamunda, Ambika und Parvati sollen hier nicht näher erläutert werden, im Grunde symbolisieren alle Reliefs die weibliche Schöpferkraft. Wichtig ist, dass auf der Süd- West- und Nordfassade jeweils eine kämpfende Durga als Haupt-Göttin in Erscheinung tritt, dass außerdem in den jeder Fassade zugeordneten Miniatur-Tempelchen zu ebener Erde auch je eine dynamische Durga ihren kämpferischen Auftritt feiert. Die fünf kleinen Anbauten, unscheinbare Schreine, werden sicher kaum beachtet, doch als Besonderheit, die nicht jeder Tempel dieser Epoche aufweisen kann, verdienen sie spezielle Würdigung, zumal sich darin kleine Durga-Reliefs befinden, welche die bildhauerische Darstellungsvielfalt der legendären Kampfszene zwischen dem Büffeldämon Mahisa und der Göttin Durga (Mahisasuramardini) erschließen. Fazit: es finden sich drei große und fünf kleine dynamische Durga-Darstellungen. Am Sockel sind Kirtimukha- und Elefantenreliefs in zigfachen Wiederholungen präsent, doch die darüber in paarweise auf dem Sockel versammelten, variabel dargestellten Vidyadharas/Vidyadharis (Upadevas: Mensch-Vogel-Wesen) ziehen nebenher die Aufmerksamkeit auf sich, wenn die statischen Durga-Bilder in den bodennahen kleinen Schreinen begutachtet werden. Erwähnenswert: Nordseitig unmittelbar neben dem Tempel und direkt am Gargoyle ergänzt ein etwas mehr als mannshoher quadratischer Schrein das Gesamterscheinungsbild der Tempelanlage, obwohl sein Standplatz atypisch genannt werden muss, auch ein Pendant an der Südseite nicht existiert, stört dieser Schrein, der übrigens auch wieder Reliefs der kämpfenden Durga aufweist, die Gesamtharmonie der Tempelanlage kaum. Liebhaber symmetrischer Tempelarchitektur können grübeln, weshalb dieser vermutlich später erbaute Schrein seinen Standplatz derart nah am Tempel zugewiesen bekam und weitere Schreine gleicher Bauart fehlen. Die Betrachtung der figuralen Vielfalt lässt sich in mehrere Sparten aufschlüsseln, so kann man jeweils gesondert die weiblichen bzw. die männlichen Gottheiten in Augenschein nehmen, ebenfalls nicht zu übersehen sind die zahlreichen himmlischen Frauen, die den Göttern zu Diensten verpflichtet sind, weiterhin, und deren Anzahl ist beträchtlich, fallen die Vyalas auf (auch: Yali genannt), das sind löwenähnliche Mischwesen, welche sich auf den Fassaden zwischen die Götter und Halbgötter drängen. Konzentriert sich der Betrachter auf die genannten und weitere Einzelheiten kann sich die Besichtigung erheblich in die Länge ziehen, dabei beschränkt sich diese bescheidene Auflistung nur auf den Außenbereich. Der erste Blick in die Tempelhalle mit Durchblick bis zum Sanctum hinterlässt einen positiven Eindruck. Die Dekorationen beschränken sich auf die Kapitelle der schlichten runden Säulen, desweiteren auf die Deckengewölbe und auf den prachtvollen Türrahmen zum Heiligtum. Geradezu peinlich anzuschauen sind die äußerst unprofessionell montierten, übrigens völlig überflüssigen schwarzen Lampen mitten auf den Pilastern des Rahmens. Falls hier Fachleute tätig waren, fehlte denen jegliche Spur ästhetischer Empfindung, derart sinnentfremdete Aktionen, sicher ahnungslos, unüberlegt und ohne böse Absicht begangen, beschädigen Kunstwerke, das ist traurig, aber Realität. Türrahmen und Türsturz sind vorrangig (wenn nicht gar durchgängig) weiblich besetzt, versammelt ist ein Ensemble hinduistischer Göttinnen. Das mit bunten Stoff bekleidete, leider verhüllte Kultbild im Sanctum, (vermutlich eine Ambika), ist kaum zu erkennen. Von der Göttin ist wenig zu sehen, wie auch der inhaltliche Aufbau vom Reliefbild eher ein Rätsel bleibt, lediglich die äußere Form des Reliefs erschließt sich dem unzufriedenen Betrachter. Wie in der Mandapa (Eingangs-Torbau) fallen auch in der Mukhamandapa (Porticus, kleine Vorhalle) und in der großen Mandapa (Tempelhalle) variabel ausgeformte Kapitellfiguren auf. Nehmen wir an, dass es sich, wie im Torbau ebenfalls um Yakshas handelt. Einige von ihnen wirken sehr menschlich, weil ihr Körperbau anatomisch richtig erfasst ist. Besonders schön und sehr natürlich weiblich gestaltet überragt eine Yakshi alle weiteren Erscheinungen. Andere Yakshas zeigen schmerzverzerrte oder entstellte Gesichter. Seltsam verkrümmte Körper und Gliedmaßen sind allen eigen. Doch nicht nur die Yakshas/Yakshis faszinieren oder entsetzen den Betrachter, zusätzlich ruft die fachgerechte elektrische Verkabelung wiederum mehr als nur Verwunderung hervor. Erfreulich fallen beim Verlassen des Tempels die fein geschnittenen quadratischen Säulen in der kleinen Vorhalle in den Blick. Die Glück verheißenden Vasen (Purnagatha), die ergänzenden in sich verwundenen Schlangenleiber und die floralen Motive machen den Reiz dieser kunstvoll dekorierten Säulen aus. Wie in der Einleitung schon erwähnt, wird auf Grund seines abseitigen Standortes der um 960 erbaute Ambika Mata Tempel kaum zum Publikumsmagnet avancieren, doch Kunstliebhaber mittelalterlicher Tempelarchitektur Rajasthans werden den teilweise beschwerlichen Zufahrtsweg nicht scheuen, um diesen fast noch im sprichwörtlichen Dornröschenschlaf befindlichen Ambika Mata Tempel zu besichtigen.
Fotos und Text: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones Nördlich von Udaipur und westlich der Road 58 liegt eingebettet von Hügeln und Bergen der malerische Begela Lake. Wer den Begela See ansteuert, hat mit Sicherheit den berühmten Wallfahrtsort Eklingji auf dem Plan, doch keinesfalls sollte an den Sas Bahu Tempeln vorbeigefahren werden. Am Südwestufer des Sees wurden die Sas Bahu Tempel gebaut. Die Tempelgruppe besteht aus zwei größeren Tempeln und mehreren kleinen Schreinen auf einem gemeinsamen Sockel. Die ausführliche im Eingangsbereich angebrachte Informationstafel ist das sicherste Indiz für die besondere Wertschätzung der Tempelanlage. Besucher betreten aus südwestlicher Richtung das abgegrenzte Tempelgelände. Schon der erste Blick verrät, hier ist nicht irgendein x-beliebiger Tempel zu besichtigen. Die physische Ansicht der Google Maps-Karte der Sas Bahu Tempelgruppe zeigt die innerhalb einer Ummauerung befindlichen zwei Haupttempel, zwei kleinere Tempel und die Überreste mehrerer Schreine, gleichzeitig ist die leicht nach Nord verdrehte Ost-Westausrichtung der Tempelanlage erkennbar. Die zwei Haupttempel tragen keine eigenständigen Namen, deshalb wird zur unmissverständlichen Unterscheidung vom Tempel-Nord und vom Tempel-Süd gesprochen. Der größere Tempel-Süd ist von zehn Schreinen umgeben. Der kleinere Tempel-Nord entspricht in der Bauweise dem Panchayatana-Stil, um ihn herum stehen nahe den Eckpunkten vier Schreine. Auf der Fortsetzung der Achse des Nordtempels in östlicher Richtung steht innerhalb der Ummauerung eine Thorana. Ursprünglich gelangten die Pilger vom Seeufer her zu den Tempeln, also aus östlicher Richtung, durchschritten die Thorana, stiegen die Stufen hinauf, passierten zwei Schreine und betraten erst dann die Andachtsorte zum Gebet. Diese durchaus sinnreiche Konzeption gerät leicht außer Blick, weil der heutige Zugang der jetzigen Straßenführung geschuldet westlich erfolgt. Näher betrachtet wird zunächst der Tempel-Nord, also der kleinere der beiden Tempel. Trotz aller Gedrungenheit in der Bauweise fällt die harmonische Geschlossenheit von Mahamandapa und Garbhagriha auf. Es ist nicht zu erkennen, ob beabsichtigt oder wegen Zerstörung der Amalaka (steinernes rundes Faltenkissen) auf dem Shikhara (Turm über dem Sanctum) fehlt. Davon abgesehen, mutet es geradezu erstaunlich an, wie sich die gedrängt übereinander geschichteten Miniatur-Shikharas, zu einem sich solide verjüngenden und dennoch eleganten Turm verbinden. Die Fassaden vom Sanctum unterhalb des Shikharas zeigen nur am markant vorstehenden Süd-, West- und Nordpilaster jeweils ein Götterrelief, ansonsten dominieren Gesimse und Pilaster die glatten Flächen. Mahamandapa (Haupthalle) und Mandapa (Vorhalle) sind offen gestaltet, folglich ist der Blick auf die dachtragenden Säulen im Innern freigegeben. Der Weg in den Tempel ist von drei Seiten möglich, nördlich und südlich führen Treppen direkt in die Haupthalle, von Osten erfolgt der Zugang über die Vorhalle. Im Unterschied zum Sanctum sind die hüfthohen, leicht nach außen gekippten Wandflächen der Mahamandapa und der Mandapa durchgängig mit Reliefbildnissen auserlesener Qualität bedeckt. Die Infotafel spricht vom Twin Vaishnava Temple, also von einem Vishnu Doppeltempel, Vaishnava=Vishnu, entsprechend finden sich auf den Reliefs beider Tempel neben anderen Götteridolen zahlreiche Vishnu-Avatare verewigt. Abgesehen vom runden Deckengewölbe und den teilweise sehr außergewöhnlichen Kapitellen nimmt sich die Verzierung in der Haupthalle des Tempel-Nord karg aus. Vom Grundriss her gleichen sich der Nord- und Südtempel, letzterer ist nur etwas größer. Der Shikhara ist nicht vollständig erhalten, aber erkennbar wie der Tempel-Nord aus Miniatur-Shikharas zusammengesetzt und die Fassade des Sanctums ist in gleicher Weise mit Gesimsen und Pilastern strukturiert. Die wesentliche architektonische Differenz zum Tempel-Nord besteht in einer geschlossen gestalteten Mahamandapa. An der Stelle, an der beim Nordtempel die seitlichen Eingänge sind, befinden sich beim Tempel-Süd, erkerartig vorgezogene von Pilastern eingefasste Fassaden. Im unteren Bereich fallen Reliefs in feinster Qualität ins Auge, im oberen Bereich Jalis (durchbrochene Fenster). Stilistisch gleiche Reliefs finden sich an der Außenfront der Vorhalle wieder, hierdurch wird der Anspruch ästhetischer Harmonie erfüllt – betreffs dieser erstklassigen Bildhauerarbeiten ist der Begriff Meisterwerke nicht fehl gebraucht. Wer mag, kann diese Reliefs als eindringlichen Hymnus an die Gottheiten verstehen. Der Seitenanblick von der Vorhalle ist dennoch nur ein Vorgeschmack auf das, was den Besucher beim Betreten des Tempels an künstlerischer Vollkommenheit erwartet. Bereits die Vorhalle bildet einen gediegenen Blickfang, eine solche Schwelle, solche Pilaster und Lintel, einen derart kunstvoll gestalteten Türrahmen haben ansonsten nur namhafte Tempel aus dieser Zeit aufzuweisen. Blicken Kunstliebhaber nach oben zum Deckenrelief paaren sich Freude und Staunen, die Vielfalt der Motive macht sprachlos. Filigrane Reliefs fügen sich zu wortloser Andacht, die Fülle der Figuren fügt sich zum steinernen Gebet. Der visuelle Verweil auf dem Türrahmen und dem herrlichen Sturz gerät zum Augenschmaus. Selten ist eine kunstreichere Vereinigung beider Architekturelemente zu finden. Lintel und Deckengewölbe vereinigen sich zur ornamentalen Fantasie, welche die Einmaligkeit himmlischer Weiten assoziiert. Solche Bilder in Stein zählen zu den großartigen Werken indischer Reliefkunst, die im späten 10. und frühen 11. Jahrhundert entstanden und an Dichte der Figuren und Intensität der Aussage kaum je an anderen Tempeln übertroffen wurden. Wer genauer hinschaut, wird die Vielzahl der Bildelemente im Eingangsbereich unterscheiden. Den inneren Rahmen der Tür bildet ein schmales ornamentales Reliefband. Ein ungefähr ähnlich breites Band zeigt halbgöttliche schwebende Wesen (Surasundaris?), die auf Grund mangelhafter Erhaltung schwer zu definieren sind. Das nächste Band auf dem Türsturz ist besonders hervorzuheben, denn es zeigt die neun personifizierten Planeten, welche unter dem Sanskritbegriff Navagraha firmieren. Zwischen den sitzenden Planeten schiebt sich jeweils eine tanzende Figur, so entstand ein aus neun breiten und acht schmaleren Säulensegmenten regelmäßig gegliedertes Bildband. Vor den drei harmonierenden Reliefbändern dominiert mittig der Gott Vishnu auf Garuda. An diesem Platz finden sich meist die jeweiligen Schutzgötter platziert oder aber die namensgebende Gottheit. Auf schmucken, überaus reich verzierten Pilastern mit Kelchkapitellen, welche vertikal den Türrahmen einfassen, lagert der prächtiger Türsturz. Allein dieser Lintel muss ohne Übertreibung als eigenständiges Kunstwerk bewertet werden. Der Sturz kann in seiner Gesamtheit betrachtet und bewundert werden. Möglich ist aber auch die Bestimmung der einzelnen Gottheiten in den vorstehenden kleinen Tempelchen (Aedicula/Ädikula), dies Unterfangen dürfte den nichtstudierten Kunstfreunden schwerfallen, zu denen sich auch der Autor zählt, weshalb hier nähere Details fehlen. Das quadratisch eingefasste kreisrunde Kuppelsegment wird nur von vier Kirtimukkhas bewacht, ansonsten dominieren ornamentale Reliefmuster die himmlische Überdachung der Veranda. Der Tempelinnenraum (Mahamandapa) zeigt unvermutet eine nochmalige Steigerung ornamentaler und figuraler Prachtentfaltung. Hier haben die Bildhauer ihrer Phantasie freien Lauf gelassen, ohne das religiöse Gestaltungskonzept anzutasten. Vier Säulen, verbunden durch steinerne Makara-Bögen bestimmen die wunderbare Gesamtansicht des Raumes, der betreten werden muss, will man zum Garbhagriha, dem Heiligtum, gelangen. Licht fällt durch die seitlichen Jali-Wände und durch die Türöffnung in den Prunkraum. Die vier von unten bis oben herrlich geschnittenen Säulen, die geschwungenen Bögen, die Traversen und das steinerne Gewölbe bilden eine in sich geschlossene architektonische Einheit. Besucher verweilen, wenn man so will, unter einem festlich dekorierten steinernem Baldachin und blicken in ein von Göttern reich besetztes Himmelsgewölbe. Weitere reliefierte Gewölbe in diversen Formaten und prachtvollen Mustern schmücken die anderen Deckensegmente der Tempelhalle. Wie oft, so auch hier, findet sich das Sanctum leer, dieser Raum war einst wohl auch nur schlicht ausgestattet, es galt die Aufmerksamkeit allein auf die Gottheit zu lenken, meist ein Lingam, eine Statue oder das Relief einer Gottheit. Kunstsinnige Besucher verweilen andächtig in der Mahamandapa, ein Raum der einerseits als museale Präsentation mittelalterlicher indischer Bildhauerkunst betrachtet werden kann, andererseits als einer der prächtigsten Sakralräume in Rajasthan zu bewerten ist. Selten wurden filigranere Figuren und ornamentale/florale Muster in Stein geschnitten, derart anschaulich wurde das hinduistische Götterpantheon nur in wenigen Tempeln dieser Periode steinern verehrt. Sich von der betörenden Schönheit dieses Raumes zu trennen, fällt dem kunstverständigen Besucher schwer. Als Beleg für diese überschwänglichen Einschätzungen folgen Bilder von zwei Säulen, einem Pilaster und einem Relief. Bei aller vorhandener Pracht in den zwei Haupttempeln sollten die erhaltenen kleineren Schreine nicht völlig missachtet werden, erstens ist der Vergleich der Architektur dieser Schreine mit der Bauweise der beiden großen Tempel interessant und zweitens finden sich ansehnliche Götterreliefs, die mindestens einen Blick wert sind. Abschließend ist noch eine zusammenfassende Besichtigung des Sas Bahu Tempels vom Osten her zu empfehlen. Der Blick aus der niedrigen Perspektive durch die Thorana hinauf zu der Tempelgruppe und der Weg über die wenigen Stufen auf den Sockel, auf welchen die Tempel und Schreine ihren Standplatz haben, macht es möglich, das Baukonzept der Tempelanlage in seiner ursprünglichen Gesamtheit zu erfassen. Die Thorana selbst, bestmöglichst rekonstruiert und restauriert, wirkt leider nur wie ein schwaches Abbild vormaliger Pracht, sie muss noch beeindruckender ausgesehen haben. Der Verlust der Aufbauten auf den drei Traversen, welche die vier Säulen verbinden, sticht unmittelbar ins Auge. Andererseits lassen vier wunderbare Relieffragmente, aufgestellt an den Eckpunkten vom Thorana-Sockel, ahnen, was tatsächlich verloren gegangen sein muss. Nach einer Badestelle am Bagela Lake wird kein Tourist suchen, Ziele werden immer die historischen und neueren Tempelbauten in Seenähe sein, allen voran der Sas Bahu Tempel, bei Google Maps als Sahastra Bahu Temple eingetragen. Fotos und Text: Günter Schönlein
Korrektur: Vanessa Jones Zwölfter Reisetag: Baroli – Bijolia – Menal – Chittorgarh Shri Parshvanath Digambar Jain Tempel Mandakini Tempelkomplex Menal Shiv Tempelkomplex Chittorgarh Fort Als Auftakt des sonnigen Tages besichtigten wir den Shri Parshvanath Digambar Jain Tempel. Der Name benennt nur einen Tempel, meint aber ein großflächiges Gelände, auf dem etliche moderne Jain Tempel und Schreine stehen. Noch sind die Bauarbeiten nicht abgeschlossen, der Eindruck auf einer Dauerbaustelle unterwegs zu sein, drängt sich auf. Was Monumentalität betrifft, haben wir in Rajasthan keinen größeren Jain Tempel, auch keine ausgedehntere Jain Anlage gesehen, dabei ist Bijolia mit rund 15000 Einwohnern nur eine Kleinstadt. Das Jain Pilgerzentrum beruft sich wohl auf die Tatsache, dass dort laut Felsinschriften im Jahr 1160 fünf Jain Tempel erbaut wurden, von denen anscheinend keiner erhalten blieb, zumindest haben wir auf dem Gelände keinen alten Jain Tempel entdeckt. Etwa 2km südöstlich von Bijolia breitet sich das Tempelgelände aus. Das gesamte Areal fällt durch Ordnung und Sauberkeit angenehm auf. Zukünftige Rasenflächen sind schon angelegt, auch an Blumenrabatten, Sträucher und Bäume ist gedacht worden. Irgendwann stehen ansehnliche Tempel in einer schmucken Parkanlage. Neben dem Haupttempel entsteht ein turmartiges Gebäude. Wird das ein Pilgerhotel? Wann wird das Pilgerzentrum fertig sein? Drei Tempel und eine Beckenanlage stehen auf dem Bijolia-Gelände zur Ansicht. Der gesamten in der Zeitspanne vom 11. bis zum 13. Jahrhundert erbauten Tempelanlage könnte stilistische Geschlossenheit attestiert werden, wären nicht die von Mogulbauten entlehnten dem Undeshvar Mahadev Tempel unpassend aufgesetzten Architekturelemente vorhanden: gemeint sind die Chhatris, jene offenen, vermutlich später hinzugefügten nutzlosen, nur der Verzierung dienenden Pavillons im Dachbereich. Trotz des bemängelten Stilbruchs sind die Bijolia Tempel ein lohnenswertes Ziel, nicht zuletzt wegen einigen außergewöhnlichen Reliefs an den Fassaden und Säulen der Tempel, hier muss etwa an einen stehenden Ganesha, auch an einen weiblichen Ganesha (eine Ganeshi?) oder an eine drastisch erschreckende Durga gedacht werden, außerdem sind einige Kapitelle bemerkenswert, üblicherweise vierseitig gestaltet, hier oktogonal, also mit acht Trägerfiguren. Senkrechte Sonne über uns, das heißt, wir müssen in der Mittagsglut eine große Tempelanlage besichtigen. Die Mahanal Tempel in Menal stehen auf dem Programm. Ausschließlich roter Sandstein strahlt uns warm entgegen und blendet die Augen. Schlechtes Licht für Fotos. Ungünstige Bedingungen, aber für unser Wohlbefinden haben wir mit genügend Wasser im Rucksack gut vorgesorgt. Die Mahanal Tempelgruppe von Menal umgibt eine hohe Mauer. Noch ehe wir die Anlage betreten, zeichnet sich ab, hier würde es viel zu tun geben, also aufmerksam unterwegs sein und möglichst umfassend die Tempel und die Reliefs digital festschreiben. Schon an der Außenseite vom Tor sehen wir drei Reliefs, die unbedingt ein Foto wert sind, allen voran Ganesha. Kein Tag an dem der Elefantengott, ein Sohn Shivas, nicht präsent gewesen wäre. Die Menschen lieben, verehren und glauben an ihn. Bhairava, der "Furchteinflößende", eine Inkarnation Shivas verweist auf eine dem Gott Shiva gewidmete Tempelanlage, diesbezüglich wäre zumindest Klarheit geschaffen. Die von der ASI restaurierten kleinen und großen Tempel der Menal-Gruppe geben dem Laien viele Rätsel auf. Hier muss über viele Jahre hinweg gebaut worden sein, stilistisch unterscheiden sich die Tempelbauten erheblich. Zwei schmale Schreine sollen im 8. Jahrhundert erbaut worden sein, andererseits gibt eine Felsinschrift von 1170 Auskunft, dass die Tempel Ziel vieler Pilgerfahrten waren. Es verging geraume Zeit, ehe wir alle Tempelbauten visuell erfasst und wenigstens die äußeren Strukturen auf den SD-Karten gespeichert haben. Wir müssen die Anlage verlassen, um über ein Felsplateau vorbei an einem Wasserfall zu einem weiteren Tempel zu gelangen, der wohl als letzter Bau der Gesamtanlage entstand. Diesen Tempel nicht gesehen zu haben, ist kein Verlust, doch schon wegen der Landschaft lohnt der Abstecher nach Draußen. Dort im Außenbereich herrscht Ruhe, wenig Publikum ist hier unterwegs, das mag zur Regenzeit anders sein, dann wird das Felsplateau vom Regenwasser überspült sein und der Wasserfall mächtig rauschen. Am 25. November 2024 tropft nur ein klägliches Rinnsal in die Felsschlucht hinab. Zu anderen Jahreszeiten muss der Wasserfall ein imposantes Naturschauspiel liefern. Nach dem Kurzausflug in die Canyonlandschaft von Menal begeben wir uns zurück auf das Gelände der Tempelgruppe, dort gilt es die Feinarbeit zu erledigen. Details müssen erfasst, sehenswerte Reliefs, Säulen, Pfeiler, Kapitelle, Türstürze und Türschwellen fotografiert werden. Statuen finden sich in keinem der Tempelbauten. 90 Minuten haben wir unter glühender Sonne ausgehalten, haben unsere Aufgaben fürwahr im Schweiße des Angesichts erledigt. Der Lohn: eine erkleckliche Anzahl aussagestarker Fotos, die zur späteren Auswertung auf den Festplatten der Computer bereitstehen. Kurz vor 16Uhr erreichen wir Chittorgarh. Ich habe unseren Fahrer gebeten, bei der Auffahrt zur Festung an jedem der sieben Tore kurz zu halten, um jeweils ein Fotos zu schießen, eine Anweisung, die er befolgt, so kann ich beliebig oft die Serpentinenauffahrt zum Fort nachvollziehen. Wir schlafen zwei Nächte innerhalb der Festung in einem von Frauen geführten gepflegten Hotel. Kaum haben wir das Zimmer bezogen, machen wir uns auf den Weg, um Teile der nördlichen Festung zu erkunden. Ehrgeizig wollen wir noch die letzten zwei Lichtstunden des Tages ausnutzen, ehe wir im Hotel gemeinsam mit einer australischen Familie das Dinner einnehmen. Im Fort haben sich mehrere Wasserbecken unterschiedlicher Größe erhalten, inwieweit diese Speicher noch von praktischen Nutzen sind, ist schwerlich zu ermessen, für Trinkwasserzwecke halten wir das Wasser als absolut unbrauchbar. Kulturhistorisch sind diese Becken wertvoll, zumal an den Wänden meist Reliefs eingemauert sind, solche Spolien lohnen allemal den Abstieg, mitunter sind sogar kleine Tempel zu entdecken. In keinem Reiseführer wird weder der Kund noch der Schrein erwähnt, der in einer Ecke direkt über dem Wasser seinen versteckten Platz hat, zwar ist der Abstieg zu dem äußerst reizvollem Ganesha-Schrein etwas waghalsig, aber lohnenswert allemal. Bleiben wir bei diesem vom Autor geprägten Namen, weil der Elefantengott an und in diesem kleinen Schrein mehrfach präsent ist, obgleich der kleine Tempel eindeutig dem Gott Shiva dediziert ist. Noch nirgends woanders sahen wir Ganesha auf einem Lotosblatt, das wunderschöne Motiv ist nicht populär. Selbst wenn das Relief eine neuere Arbeit sein sollte und dem Kunstgewerbe zuzurechnen sein sollte, meinen wir dennoch eine Rarität entdeckt zu haben. Fotos und Text: Günter Schönlein
Korrektur: Vanessa Jones |
Autor Günter Schönlein
Auf meinen bisher acht Reisen nach Kambodscha habe ich viele Khmer-Tempel photographisch dokumentiert. Mit Pheaks Hilfe suchte ich auch viele schwer zu findende entlegene Tempel auf. In diesem Blog möchte ich meine dabei erworbenen Eindrücke und Kenntnisse gerne anderen Kambodscha-Liebhabern als Anregungen zur Vor- oder Nachbereitung ihrer Reise zur Verfügung stellen. sortiert nach Themen:
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