Einen Pram Tempel als verbindliches Ziel anzugeben, kann leicht zu Verwirrungen führen. Selbst eingefleischte Fahrer, denen ausgefallene Kundenwünsche nicht fremd sind, werden kaum die Standorte aller Pram Tempel in Kambodscha kennen. Alle sind bei Google-Maps unter demselben Namen aufgeführt. Um Verwechslungen auszuschließen, sind genaue Ortsangaben bzw. Zufahrtsrichtungen vonnöten. Zur Klarstellung folgt an dieser Stelle eine Liste der vom Autor besuchten Pram Tempel: Pram Tempel: 70km nordwestlich von Siem Reap, nördlich vom Char Leu Tempel Pram Tempel: 85 km östlich von Siem Reap südlich der R64, südlich vom Trapeang Chhun Pram Tempel: im südlichen Bereich der Koh Ker Tempelgruppe Pram Tempel: 90 km nordöstlich von Siem Reap, südlich der R64 Am bekanntesten ist der Pram Tempel im Südbereich der Koh Ker Tempelgruppe. Noch ehe von Siem Reap kommende Besucher Koh Ker erreichen, fahren sie ahnungslos oder bewusst am vielleicht schönsten der oben aufgeführten Pram Tempel vorbei, das geschieht kurz nach Überquerung der Distrikt-Grenze Siem Reap/Preah Vihear. Auf diesen Pram Tempel beziehen sich die weiteren Ausführungen. Der von Wald umschlossene Pram Tempel versteckt sich zwei Kilometer südlich der Hauptstraße (R64). Ein schmaler Pfad führt zum Tempel. Malerisch gelegen und nur zu Fuß erreichbar finden sich von Bäumen umgeben fünf Ziegel-Prasat in der von Khmer-Baumeistern erprobten zweireihigen Anordnung: drei Prasat stehen in der vorderen Reihe, die Sichtschneisen füllend stehen zwei Prasat dahinter. Dieses Aufstellungskonzept erinnert an den Preah Phnom Tempel (Region Angkor Chum) und den Preah Ko Tempel in Roluos. Im optischen Erscheinungsbild gleicht der Pram Tempel dem Preah Phnom Tempel am ehesten. Beide Tempel müssen annähernd zeitgleich vermutlich in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts erbaut worden sein. Die Google-Kartenwiedergabe vom Pram Tempel weist deutlich einen umlaufenden Wassergraben in der üblichen den Tempel einfassenden, östlich offenen und rechtwinkligen Form aus. In natura ist der Graben auf Grund der Bewaldung nur schwer auszumachen. Der Wassergraben wird die meiste Zeit im Jahr kein Wasser führen. Wie der Preah Phnom Tempel und viele andere Tempel wurde auch der Pram Tempel ausgeraubt. Von den Innenausstattungen der Prasat sind keine Ritualgegenstände in den Sakralräumen verblieben. Auch alle Türstürze sind aus den Mauergefügen gerissen worden. Bearbeiteter Sandstein scheint magische Kräfte auf Sammler auszustrahlen und deren besitzeinnehmenden Leidenschaften anzufachen. Türrahmen verbleiben meist an Ort und Stelle. Säulen, Lintel, Altartische und Skulpturen sind begehrte Objekte, so nimmt es kaum Wunder, dass häufig nur noch klägliche Überbleibsel der Raubzüge zu sehen sind. Achtsame Anwohner behüten und verehren die Reststeine. Nicht immer sind Sandsteinfragmente als Löwen oder Götterstatuen zu identifizieren. Sechseckige, glattflächige Türpfeiler ohne Verzierungen stützten die Lintel, welche zusätzlich auf den Quer-Joch der Türrahmen lagerten. Hinter den Türstürzen befinden sich auffällige Maueröffnungen in Dreiecksform, welche vermutlich der Belüftung dienten. Diese Öffnungen sind allerdings keine Spezifika des Pram Tempel, sie gehören zur Standardausstattung aller Ziegel-Tempel, hier wurde nichts Anderes als das bewährte, nicht von den Khmern erfundene Bauprinzip des Kraggewölbes verwirklicht, an welchen die Khmer-Baumeister festhielten, egal ob ein Dachgewölbe, ein Torbogen oder eine Entlüftungsluke gebaut wurde. Ungewöhnlich ist der Einbau dreier Mauernischen in einem Tempelinnenraum (rechtes Bild). Diese Nischen sind nur am Süd-Prasat der hinteren Tempel-Reihe vorzufinden. Der Zweck dieser Nischen muss Vermutung bleiben. Statische Erfordernisse sind auszuschließen. Aufbewahrungsort für Ritualgegenstände? Für kleinere Götterstatuen aus Stein oder Bronze? Für Palmblattschriften mit religiösen Texten? Für nichtverderbliche Opfergaben? Im Garbhagriha residierten die jeweiligen in Stein verewigten Gottheiten. Angebetet wurden Lingas oder andere Götteridole. Die Heiligen Räume (Sanctum Sanctorum) durften nur die Priester betreten. Sie führten die täglichen Rituale und Initiationen aus. Der quadratische Innenraum (linkes Bild) barg ein Lingam, in der runden Vertiefung im Tempelboden ruhte das Lingam. Lohnenswert ist der Blick in den mittleren Prasat der vorderen Reihe. Im besten Zustand befindet sich die gemauerte Dachkonstruktion. Die stufenweisen quadratischen Verengungen sind typisch und als Standard an vielen Ziegel-Tempeln zu sehen, doch nicht überall so unverfälscht erhalten. Nicht zu übersehen sind die verschieden gestalteten Außenwände der fünf Prasat. Glatte Außenwände machen die hinteren Prasat und den nördlichen Prasat der vorderen Tempelreihe kenntlich. Lediglich der mittlere und der südliche Prasat der vorderen Reihe sind mit Scheintüren und schmucken Pilastern und Gesimsen versehen. Offenbar mussten diese beiden Tempel durch besondere Dekorationen hervorgehoben werden. (Der Laie meint hieran die Haupt- und die Neben-Tempel unterscheiden zu können.) In den Haupt-Tempeln fanden wahrscheinlich die wichtigsten Rituale statt. Der Zweck der nicht geschmückten Neben-Tempel ist nicht zu bestimmen. Die Vielfalt der technischen Möglichkeiten nur mit Ziegeln Formstrukturen zu gestalten, fasziniert stets aufs Neue. Eine Unregelmäßigkeit stört die Harmonie der östlichen Tempelansicht. Der nördliche (schmucklose) Prasat fällt durch eine sehr hohe Tür auf (im Bild ganz rechts). Wurden in diesem Bau große Statuen aufbewahrt, die zu bestimmten Festen nach Draußen gebracht werden mussten? Die weiteren Türrahmen am Pram Tempel gleichen sich in der Bauhöhe und entsprechen menschlichen Wachstumsmaßen. Wahrscheinlich nachträglich gebaut wurde der von vorn nicht zu sehende kleine Laterit-Bau im nordwestlichen Tempelbereich. Das Gebäude, dessen Verwendungszweck nicht bekannt ist, steht eng neben dem nördlichen Ziegel-Tempel und schließt die zweite Tempelreihe ab. Selbst ambitionierte Tempelstürmer werden am Pram Tempel nicht stundenlang verweilen müssen, zumal Koh Ker als Hauptziel lockt und dort als erster Tempel der Pram Tempel besichtigt wird. Das ist eine seltene Gelegenheit zwei Pram Tempel (ohne ablenkende Zwischeneindrücke) zu vergleichen. Der kurze Abzweig lohnt sich allemal. Soviel noch: Pram steht für fünf, also fünf Prasat.
Für Unverdrossene, die auf dem Weg nach Koh Ker weitere Tempel aufsuchen wollen, können noch die südlich der R64 liegenden Prasat Songkei Sheng & der Prasat Neang Teav empfohlen werden. In diesem Blog können jeweils ein Artikel zum Pram Tempel in der Region Angkor Chum und zum Pram Tempel Trapeang Chhun aufgerufen werden: https://www.angkor-temples-in-cambodia.com/schoumlnlein-blog/pram-tempel-char-leu-tempel https://www.angkor-temples-in-cambodia.com/schoumlnlein-blog/pram-tempel-trapeang-chhun Fotos und Text: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones
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Westlich vom Beng Mealea Tempel sind mehrere unbekannte Tempel zu entdecken. Nördlich der R64, kurz bevor Beng Mealea erreicht wird, zweigt ein Fahrweg ab, der zu einem modernen Tempel führt. Etwas östlich dahinter versteckt sich der Prasat Kuk Troap. Die Süd-West-Ecke vom Beng Mealea-Wassergraben und den Prasat Kuk Troap trennen kaum 500m Luftlinie. Im Februar 2017 mussten Interessenten nicht lange nach dem Tempel suchen, kurz zuvor hatte eine flächendeckende Brandrodung den Wald und das dornige Unterholz vernichtet. Lockere Holzasche bedeckte den Waldboden. Flugasche lagerte auf den Steinen. Verbrannt roch die Luft. Kein Gopuram hat sich innerhalb der rechteckigen Mauereinfassung erhalten. Das Tor zum Tempel muss sich an der Ost-Seite befunden haben, was der üblichen Ausrichtung hinduistischer und buddhistischer Tempel entspricht. Auf dem Tempelareal liegen wild verstreut viele Steine umher, nur zwei Gebäude vom Prasat Kuk Troap stehen noch halbwegs aufrecht. Zu sehen sind der zentrale Tempel und ein weiterer Bau, für beide Bauten wurde Sandstein verwendet. Der Zentral-Prasat erinnert im äußeren Erscheinungsbild entfernt an ein Dharmasala, doch die typischen kennzeichnenden Stilelemente fehlen, um den Prasat eindeutig als Dharmasala zu bewerten. Geschichtet aus groben, nicht verzierten Sandsteinquadern steht der hohe Vorbau (Mandapa) vor dem Langhaus (Tempel-Innenraum). Der Türsturz ist entfernt worden und auch die den Türsturz tragenden Säulen fehlen. Der verbliebene massive Türrahmen trägt die Last vom Tympanum und der Bedachung. Das Giebelfeld zeigt keine Spuren einer Reliefbearbeitung, nur die rund geschwungene Bogenform schmückt den Tempeleingang. Auch die Pfeiler mit Basis und Kapitell sind flächig glatt verblieben, hier wurde nur auf den Eindruck der Form gesetzt. Die völlige Schmucklosigkeit verunsichert den heutigen Betrachter. Vielleicht ist der Tempel niemals fertig gestellt worden? Angesichts des vorhandenen Bauzustandes ist das keine völlig unberechtigte Überlegung. In den Vierkantlöchern über dem Eingang steckten Balken, die ein Vordach trugen, das sind aber nachträgliche Anbauten, die dem Geschmack und den Ansprüchen späterer Nutzer genügten, jedoch nicht unbedingt den Tempel ansehnlicher machten. Zur ursprünglichen Nutzung des turmartigen Nebengebäudes kann der Autor keine Auskunft geben. Immerhin sind an den oberen Mauerschichten schlichte Gesimse zu registrieren, diese versunkenen Querstreifen sind geringfügige Anzeichen für Dekorationsmaßnahmen an diesem Tempel. Zwischen den Laterit- und den grob behauenen Sandsteinen fand sich nur ein Sandsteinbruchstück, welches als Beleg für figurale Dekoration gelten mag. Der Vollständigkeit halber sei noch eine abgekippte Tür-Säule am Ausgang des Zentralprasat (Westseite) erwähnt. Selbst im Originalzustand war der Prasat Kuk Troap kein Glanzstück der Khmer-Tempelarchitektur, doch nach der Besichtigung vom Beng Mealea Tempel wäre der Prasat Kuk Troap eine sinnreiche Ergänzung, vielleicht auch eine willkommene Abwechslung oder ein Kontrastprogramm zum Beng Mealea Tempel.
Hinweis: Unentwegte können etwa 400-500m nördlich vom Prasat Kuk Troap nach den spärlichen Überresten vom Prasat Trung Lolok und vom Prasat Preah Ketok Mealea fahnden. Fotos und Text: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones Den Beng Mealea Tempel und den Prasat Preah Khan in Kampong Svay verband zu Khmer-Zeiten eine wichtige Straße. Diese in östlicher Richtung orientierte, etwas südlich abdriftende Khmer-Trasse existiert noch. Etliche historische Khmer-Brücken bestätigen den Verlauf der alten Straße. Die heutzutage verkehrstechnisch zweitrangige Straße ist weder asphaltiert noch gepflastert. Interessanter noch als die Khmer-Brücken sind die Tempel, welche sich an bzw. in der Nähe dieser Straße erhalten haben. Von Beng Mealea nach Kvav Market beträgt die Entfernung ungefähr 30km. Ehe der kleine Marktflecken erreicht wird, breitet sich direkt nördlich der Straße ein wahrscheinlich natürlich entstandenes Wasserbecken aus, welches im Google-Kartenwerk als Trapeang Chhun bzw. Boeng Chnoun bezeichnet wird. Etwa 600m südlich der Straße muss der Pram Tempel im dichten Wald gesucht werden. Einheimische verweisen auf diese oder jene Baumgruppe als Orientierungshilfe. Kein Hinweisschild an der Straße zeigt den Weg zum Tempel an. Selten kommen Fremde und fragen nach dem Tempel. Interessenten sind auf sich allein gestellt. Anfangs geht es über Felder, der Rest der Strecke führt ins Dickicht. Kein Pfad zum Tempel ist ausgetreten. Mit einem Kompass ausgestattet, kann die südliche Richtung nicht verfehlt werden. Unvermittelt tauchen untrügliche Kennzeichen auf, den Tempel gibt es wirklich. Jedoch das hier angewandte Verfahren unkontrollierter Brandrodung ist nicht geeignet, den Zugang zum Tempel zu erleichtern. Was macht es schon, wenn Besucher durch knöchelhohe Ascheschichten waten müssen. Gravierender ist, weil nicht wieder rückgängig zu machen, dass hierdurch die Steine unnütz geschwärzt und teils durch die Erhitzung geborsten sind. Nebenher entsteht noch der Eindruck zweier Vegetationszonen, denn während eine willkürlich hervorgerufene Trockenzone die Tempelanlage umgibt, breitet sich im Innenbereich üppiger Wildwuchs aus. Die Gefahr von Flächenbränden scheint nicht kalkuliert worden zu sein. Nutzbringender wären Baumfällungen, die gleichzeitig der Brennholzversorgung der Anwohner zugute kämen. Der kulturhistorische Wert solcher Tempelanlagen ist den Siedlern kaum bewusst. Zum Leben und Überleben sind die Felder wichtig, deren Bestellung fordert die Menschen. Für die Erhaltung historischer Tempelanlgen sind die Bauern nicht verantwortlich. Der Staat, resp. die Kulturbehörden wären zuständig, doch alle verfügbaren Mittel fließen in die Erhaltung und Vermarktung der Kern-Region von Angkor. Folglich müssen sich Kenner und Tempel-Liebhaber mit den misslichen Situationen der unbekannten Tempel begnügen, sprich abfinden. Tempelstürmer sind am Pram Tempel ernsthaft gefordert. Trittsicherheit und Kletterkünste sind gefragt, um wenigsten eine befriedigende Teilbesichtigung durchzuführen. Gefährliche Verletzungen und Begegnungen mit Schlangen sind nicht auszuschließen. Der erste Anblick ist ernüchternd, fast entmutigend, doch schon nach wenigen Schritten treten vertraute Lateritsteinfarben und Konturen aus dem Buschwerk hervor. Den Pram Tempel umfasste eine solide, nur noch partiell erhaltene Laterit-Mauer, die für viele Tempel dieser Größenordnung während dieser Stilperiode zur charakteristischen Standardausstattung zählte. Die Abgrenzung zwischen Profan- und Sakralbereich musste gewährleistet sein. Eine annähernd genaue Vermessung durch Schrittzählung, die eine Schätzung der Außenmaße gestattet, wird durch die örtlichen Gegebenheiten verhindert. Ein geradliniges Abschreiten der Außenmauern ist nicht möglich. Die ungefähre Länge von 30-45m und die Breite von 20-25m scheinen durchaus den realistischen Maßen nahe zu kommen. Diese Maße entsprechen ungefähr dem leichter zugänglichen, bei Beng Mealea südlich der Straße gelegenen, im Erscheinungsbild ähnlichen Prasat Chrey. Alle weiteren Ausführungen zum Pram Tempel sind unter Vorbehalt zu bewerten. Natur und Mensch haben ihren Anteil zur Zerstörung der Tempelanlage beigetragen. Baustrukturen, die auf Gebäude, wie etwa Bibliotheken und Tempel schließen lassen, sind nur bedingt auszumachen. Unter den vorhandenen Zustandsbedingungen wäre das Erstellen einer Grundrisszeichnung sehr schwierig. Luftaufnahmen (per Drohne) böten eine Gesamtübersicht, welche ebenerdig nicht möglich ist. Klar einzuordnen ist der östliche Zugang zum Tempel. Teile eines Gopuram stehen noch aufrecht, jedoch die meisten Bauteile des Eingangstores liegen am Boden. Für den opulent wirkenden Tor-Bau (Gopuram) wurden Laterit und Sandstein verwendet, hier vermischen sich die Materialien. Für den Tempel und alle anderen Bauten im Innenbereich wurde ausschließlich Sandstein in leicht rötlicher Tönung zum Einsatz gebracht. Ziegelmauern bzw. Ziegelsteine fanden sich bei der Oberflächen-Besichtigung nicht. Steine, nichts als Steine liegen gehäuft, aufgetürmt oder flach ausgebreitet umher, dennoch sind einige typische Gebäudefragmente im passablen Zustand erkennbar. Mehrere Gebäudeeingänge mit Pilastern und Säulen, Wandteile mit gediegenen Fensterfronten und hervorragend bearbeitete Sandsteinbauteile belegen den einstmals prächtigen Zustand des Tempels. Kein Lintel findet sich am Pram Tempel. Alle Türstürze sind zerbrochen oder verschleppt worden und weil Bruchstücke und alle Lintel fehlen, fällt die Bestimmung, welchem Gott der Tempel dediziert war, schwer. Eine sehr kleine Kammer, lediglich ein quadratischer Innenraum mit einer runden Vertiefung, die vermutlich einem Lingam sicheren Stand gewährte, ist der einzige nicht absolut tragfähige Beweis für die Shiva-Verehrung, welche jedoch erst nach der Regierungszeit Jayavarman VII. stattgefunden haben wird. Was im Ta Prohm Tempel (Angkor) nur gegen Gebühr (Tages-Eintrittskarte) zu bewundern ist, kann im Pram Tempel kostenlos begutachtet werden: mächtige Wurzeln umklammern die Mauern, sprengen diese auseinander oder verhindern deren Einsturz, riesige Bäume haben auf Gebäudeteilen Fuß gefasst und dort ihren festen Stand gefunden. Es darf als gesichert gelten, dass der Pram Tempel zeitgleich mit dem Beng Mealea errichtet wurde. Dieser kleine Tempel muss auf die Liste der Tempel gesetzt werden, die während der Regierungszeit Jayavarman VII. erbaut wurden. Alle Bauteile und reliefierten Beweisstücke, so bruchstückhaft sie auch sein mögen, sprechen für den ausgereiften Bayon-Stil. Alle vorhandenen Teilstücke der Reliefs vom Pram Tempel ließen sich ohne Schwierigkeiten dem Beng Mealea Tempel zuordnen. Die Motive der Reliefs und die schmückenden Bauelemente entsprechen einander. Der Zusammenhang zwischen dem Beng Mealea Tempel und den umliegenden Tempeln der Region erschließt sich dem kundigen Laien. Eine wissenschaftliche Studie steht noch aus oder ist längst geschrieben, jedoch dem Autor nicht verfügbar bzw. nicht bekannt. Sehr wenige Reliefs vom Pram Tempel haben die Zeiten am ursprünglichen Standort überdauert. Alle wertvollen Sandsteinbauteile sind entwendet worden. Tempel auszurauben, muss zu bestimmten Zeiten viel Geld eingebracht haben. Der internationale Kunst-Schwarzmarkt wurde reichhaltig bedient. Die nichtreparablen Zerstörungen und unwiederbringlichen Verluste der Kunstobjekte allein dem natürlichen Verfall zuzuschreiben, wäre eine mehr als naive Anschauung. Die meisten Bauern in dieser Gegend wohnen direkt an der Straße. Im Bereich der Häuser bauen sie Obst und Gemüse an. Hinter den Gärten breiten sich ihre Felder und Weiden aus. Wo Menschen leben, entsteht Müll, das ist weltweit ein bislang nur teilweise gelöstes Problem der Zivilisation. Wer durch Kambodscha reist, kann den achtlos weggeworfenen Müll an den Straßenrändern nicht übersehen, doch auch private Mülldeponien hinter den Grundstücken der Bauern sind keine Seltenheit. Die fachgerechte Müllentsorgung zählt in Kambodscha zu den bislang nicht bewältigten Problemen der modernen Zeit. Aufklärung findet wahrscheinlich nur in Großstädten statt, auf dem Land werden die Menschen mit ihrem Müll allein gelassen. Fotos und Text: Günter Schönlein
Korrektur: Vanessa Jones Die alte Khmer-Straße von Beng Mealea zum Preah Khan Tempel in Kampong Svay zieht geradlinig am Südufer des Trapeang Chhnun vorbei. An der Südwest-Ecke des Wasserbeckens zweigt nördlich eine Nebenstraße ab. Gut einhundert Meter entfernt von der Kreuzung finden sich gut getarnt die Überreste vom Ta En Tempel. Das hölzerne schlichte Wohnhaus der Bauern an der Kreuzung ist nicht zu übersehen. Nur wenige Familien in Kambodscha verfügen auf ihrem Grund und Boden über einen Khmer-Tempel. Freundliche Leute führen die Neugierigen bereitwillig durch ihren Garten übers Feld zum Tempel. Wer nur einen kleinen Haus-Schrein erwartet, wird überrascht sein, denn zu sehen ist ein Sandstein-Tempel im Bayon-Stil. Der erste Eindruck ruft Bestürzung hervor: fast völlige Zerstörung, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Auf kleiner Fläche liegen große Mengen Steine. Anstatt Erdreich oder Wiese breitet sich eine Steinwüste aus. Bäume und Sträucher ergreifen Besitz von der Tempelruine. Nach kurzer Übersicht erschließen sich drei definierbare Baustrukturen: eine Galerie und zwei Gebäude. Zwei aufrecht stehende breite Seitenpfeiler eines Türrahmens bestätigen den Eingang in einen Tempelbau oder in die Galerie (Bild 4 & 5). Am Boden liegende wuchtige Bauteile, die das Format von Sandsteinquadern für Wände überschreiten, ermöglichen die Vermutung eines massiven Vorbaus. Ein Säulenstumpf vor dem linken Rahmenteil lässt die Annahme zu, dass der Eingang mit einem Lintel verziert war, was wiederum für einen Tempelbau spräche (Bild 4 & 5). Das Kraggewölbe (Bild 5 & 6) überdacht die letzte Passage einer Galerie. Die massive Mauer (Bild 6 rechts) lässt ahnen, dass hier eine etwas längere Galerie gestanden haben muss. Ob die Galerie mit einem Gebäude verbunden war, ist nicht erkennbar. Die westlich orientierte Galerie (Ausgang) könnte gleichzeitig auch als Außenmauer der Tempelanlage gedient haben. Das interessanteste Bauwerk auf dem Tempelgelände ist ein vermutlich quadratisches, niedriges Gebäude, das wahrscheinlich als Stelen-Haus benutzt wurde (Bild 7 & 8). Vielleicht war es gar das zentrale Heiligtum? Die üppige Ausstattung der (einzig sichtbaren) Wand mit Pilastern, Kapitellen, Lintel und Tympanum mit Akroterien ist nicht ungewöhnlich, doch derlei Aufwand wurde nur an Tempelbauten getrieben. Einige Fragen wirft das Fenster auf. Üblicherweise sind Tempeleingänge östlich orientiert, die drei anderen Wandseiten sind mit Scheintüren dekoriert. Hier ist jedoch keine Scheintür ins Mauerwerk integriert, sondern ein Säulen-Fenster nach Khmer-Art eingebaut. Die Wandfläche über dem Fenster ist mit einem Lintel-Relief geschmückt, gekrönt wird die Wand mit einem Tympanum, derart dekoriert sind im Regelfall nur Zugangsportale, doch ein Fenster ist kein Eingang. Der Türsturz (Bild 9) muss trotz mangelhafter Erhaltung als spezielles Exemplar bezeichnet werden. Das Motiv scheint typisch und in Serie gefertigt worden zu sein. Um die Nagas im Zaum zu halten, wird der gefräßige Dämon Kala von zwei Löwen assistiert, das ist ein oft wieder kehrendes Motiv, dass jedoch zwei weitere Löwen in den Außenbereichen des Reliefs in Erscheinung treten, kommt weniger häufig vor. In den ovalen Zwischenräumen, die sich aus den Windungen der Nagas ergeben, müssen sich Figuren befunden haben, entweder personifizierte Nagas oder halb- bzw. göttliche Himmelswesen, denen wenden sich die äußeren Löwen zu. Der Löwe (ganz links) zeigt sich in völlig entspannt-gelöster Haltung, selten werden Löwen derart ungefährlich abgebildet. Die geknickten Beinstellungen der Löwen und die frontalen Porträts zeichnen diese Tiere als besondere Wesen aus. Der stark beschädigte Zustand des Lintel verhindert die Identifikation einer Gottheit über Kala. Hübsch anzuschauen sind die langen Glockenblumen zwischen den Ovalen, geschmackvoll füllen die Blumen die Leerräume. Der Türsturz setzt sich aus mehreren Steinquadern zusammen. Die jetzt vorhandenen auffälligen Stoßfugen scheinen nicht durch Materialbruch verursacht zu sein. Regulär wurden Türstürze aus einem Steinblock gefertigt. Denkbar wäre, dass die ursprünglich glatte, nur von engen Fugen durchzogene Mauerfläche zum Lintel umfunktioniert wurde, um dem Tympanum ein angemessenes Pendant zu bieten. Die stehende Gottheit (leider kopflos) auf dem Tympanum (Bild 11) meint den Gott des Mitgefühls Lokeshvara. Hier lässt sich tatsächlich der Bezug auf bekannte Motivvorgaben nachweisen. Fast motivgleiche Tympana können beispielsweise am Ta Nei Tempel in Angkor begutachtet werden. Auch die fantasiereich gearbeiteten Pfeiler mit Kapitellen (Bild 10) bestätigen die Bayon-Periode. Sowohl das Tympanum als auch der Pfeiler sind die untrüglichen Beweis-Relikte für die Ära des Königs Jayavarman VII, auf dessen Veranlassung nicht nur bekannte Großtempel gebaut wurden, sondern auch etliche kleinere Tempel, die an den Verbindungswegen der Haupttempel errichtet wurden. Zwischen dem Beng Mealea Tempel und dem Preah Khan Tempel (Kampong Svay) befinden sich wenigstens ein halbes Dutzend kleinerer Tempel. Die Bedeutung solcher Straßen in Bezug auf archäologische Stätten ist nicht zu unterschätzen, sie erfüllten mehrere Zwecke, einerseits waren sie als Transport- und Versorgungstrassen für die Heerestruppen gedacht, andererseits nutzten die Menschen diese Straßen als Pilgerwege, weshalb an diesen Straßen entlang viele Tempel gebaut wurden. Ambitionierte Tempel-Liebhaber könnten alle herumliegenden Steine begutachten und würden manche Bauteile als Stufe, Basis, Kapitell oder Dachteil erkennen und ganz gewiss fänden sich auch ansehnliche Relieffragmente (Bild 12 & 13). Entdecker sind am Ta En Tempel richtig, ohne Publikum können sie ungehindert ihrem Hobby frönen. Die vorhandene Bausubstanz lässt keine gesicherten Rückschlüsse auf einen Grundriss zu. Keine der Bauten steht in einem tempeltypischen Verhältnis zueinander. Dem Autor ist keine Publikation zum Ta En Tempel bekannt. Alle Fakten und unverbindlich geäußerten Vermutungen sind das Ergebnis einer Besichtigung und der nachträglichen Fotoauswertung.
Hinweis: Alle Fotos dokumentieren die im Februar 2017 vorgefundene Bausituation. Nur wenig entfernt südlich der Hauptstraße steht einer der vier wenig bekannten Pram Tempel Kambodschas. Fotos: Birgit Schönlein Foto 5 & 6: Günter Schönlein Text: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones |
Autor Günter Schönlein
Auf meinen bisher acht Reisen nach Kambodscha habe ich viele Khmer-Tempel photographisch dokumentiert. Mit Pheaks Hilfe suchte ich auch viele schwer zu findende entlegene Tempel auf. In diesem Blog möchte ich meine dabei erworbenen Eindrücke und Kenntnisse gerne anderen Kambodscha-Liebhabern als Anregungen zur Vor- oder Nachbereitung ihrer Reise zur Verfügung stellen. sortiert nach Themen:
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Kirtimukha Kambodschas Löwenskulpturen Kampong Thom Museum Kanheri Caves Karla Caves Kapitelle Karttikeya und andere Vahanas Kasen Tempel Kat Kdei Tempel und mehr Kbal Chen Tempel Kbal Spean Khleangs & Prasat Suor Prat Khmer-Bronzen in Mandalay Khandoba Tempel Aurangabad Khmer Halsschmuck Khmer zur See Kinnari Kirtimukha Klöster in Siem Reap Kna Phtoul Tempel Koh Ker Koh Ker Tempelmauern Kok Singh Tempel Kouk Nokor Tempel Kouk Tempel Kok Pongro Kravan Krishna & Kaliya Krishna Govardhana Krol Ko Spezial Krol Romeas & Kral Romeas Lakshmi in der asiatischen Kunst Leak Neang (Phnom Bok) Leak Neang (Pre Rup) Leben am Fluss Lingam & Yoni Lintel Literatur-Empfehlungen Lolei - Restaurierungs-Stand Lost Collection Löwen in Indien Löwen in Indonesien Löwen in Kambodscha Löwen in Myanmar Löwen in Sri Lanka Mahakali Caves Makaras der Cham Mandalays Khmer-Bronzen Mandapeshwar Caves Marmorberge Da Nang Mebon Tempel Banteay Chhmar Mihintale Mucalinda versus Naga Museen in Kambodscha Museen in Siem Reap Museum of Da Nang Musik und Tanz der Cham My Son (Teil 1) My Son (Teil 2) My Son (Teil 3) My Son (Teil 4) My Son (Teil 5) Myanmars Holzarchitektur 1 Myanmars Holzarchitektur 2 Myanmars Holzarchitektur 3 Myanmars Löwenskulpturen Myanmar Stupas Mythos vom Milchozean Naga Naga-Chakra Namenlose Tempel am Bayon Nandi und andere Vahanas Narasimha und Hiranyakahipu Nationalmuseum in Phnom Penh Neak Buos Tempel Nebentempel Banteay Chhmar Neuentdeckungen in Roluos 1 Neuentdeckungen in Roluos 2 Neuentdeckungen in Roluos 3 Neuentdeckungen in Roluos 4 Neuentdeckungen in Roluos 5 Nokor Bachey Tempel Norodom Sihanouk Museum Pachisi Spiel Pandava Caves - Teil 1 Pandava Caves - Teil 2 Parmentier, Henri Phnea Kol Phnom Bakheng Phnom Bayang Tempel Phnom Bayang Nebentempel Phnom Bok Phnom Chhngork Cave Tempel Phnom Chisor Phnom Da Phnom Kampot Tempel Phnom Komnop Pagoda Phnom Krom Phnom Penh Bootsfahrt Phnom Sampov Prambanan Löwenfiguren Pram Tempel Pram Tempel bei Kralanh Pram Tempel (Trapeang Chhun) Prasat Andet bei Beng Mealea Prasat Banteay Ampil Prasat Banteay Khchorng Prasat Banteay Prei Nokor Prasat bei Beng Mealea Prasat Chanseyma Prasat Chaw Srei Vibol Prasat Cheang Thom Prasat Chrei Prasat Chrung Prasat Kandal Doeum Prasat Kansaeng Prasat Kas Hos Prasat Khla Krahoem Prasat Khnat Prasat Kok Pongro Prasat Kong Phluk Prasat Kongbong Prasat Kouk Chak Prasat Kouk Nokor Prasat Kravan Prasat Kuk Bros & Prasat Kuk Srei Prasat Kuk Troap Prasat Leak Neang Prasat Neang Khmau Prasat Olok Prasat Patri Prasat Phra Keo Prasat Preah Pithu Prasat Prei am Airport Prasat Prei Prasat Prasat Prohm Kal & Spean Toap Prasat Rorng Ramong Prasat Rorng Ramong am Bakheng Prasat Salvien Mean Prasat Sanlong Prasat Suor Prat & Khleangs Prasat Ta Keo Prasat Ta Muon Prasat Ta Noreay Prasat Ta Prohm Prasat Ta Tnur Prasat To Prasat Tonle Snguot Prasat Top West Spezial Prasat Totung Thngai Prasat Trapeang Kaek Prasat Trapeang Roupou Preah Ang Sang Tuk Preah Khan Tempelmauern Preah Khan Spezial Teil 1 Preah Khan Spezial Teil 2 Preah Khan Spezial Teil 3 Preah Khan Spezial Teil 4 Preah Khan Spezial Teil 5 Preah Khan Spezial Teil 6 Preah Khan versus Banteay Kdei Preah Norodom Sihanouk Museum Preah Phnom Tempel Preah Pithu Preah Theat Kvav Preah Tis Brücke Prei Khmeng Stil Prei Tempel Spezial Provincial Museum Battambang Purnagatha Teil I Purnagatha Teil II Purnagatha Teil III Quirlen des Milchozeans Reamker-Epos Reangsei Tempel Region Beng Mealea Reisebericht 2019 Teil 1 Reisebericht 2019 Teil 2 Reisebericht 2019 Teil 3 Reisebericht 2019 Teil 4 Reisebericht 2019 Teil 5 Reliefs am Baphuon Tempel Richner, Beat Rishis - 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