Die Übersetzungen für das englische Substantiv boundary bewegen sich inhaltlich in einem engen Bedeutungsrahmen: Grenze, Abgrenzung, Begrenzung, Umgrenzung, Grenzlinie, Berandung. Die boundaries, welche hier vorgestellt werden, müssten korrekt als boundary stones bezeichnet werden, denn als Begrenzungssteine waren sie in ihrer ursprünglichen Funktion bestimmt und als boundary stones sind diese Steinpfeiler in der englischsprachigen Fachliteratur zu Khmer-Tempeln benannt. Im Angkor-Gebiet haben sich nicht allzu viele Grenzsteine/Grenzpfeiler an ihrem Bestimmungsort erhalten. Vorwiegend stehen solche Pfosten (Pfeiler) beidseitig an Zugangswegen (Alleen bzw. Prozessionswegen), die zu Tempeln führen. Weniger sind die boundary als Orientierungshilfen an Straßenrändern oder vor Brücken zu sehen. In seltenen Fällen markieren einzelne Steine spezielle Punkte innerhalb eines Tempels, eines Dorfes oder einer Region. Weitaus häufiger sind Sema Stones (Seima Steine) zu finden, sie grenzen den Heiligen Bezirk einer Tempelanlage von der Profan-Welt ab; diese meist paarweise aufgestellten Steine sollen hier nicht betrachtet werden. Markante Beispiele für boundary stones im Angkor-Gebiet sind am Ost-Zugang vom Preah Khan Tempel zu sehen. Wer den Tempel ostseitig betritt, muss an diesen Pfeilern vorbeigehen. Sie markieren bzw. begrenzen die Allee, welche die Anlegestelle vom Jayataka Baray, die sich zur Terrasse ausweitet, mit dem Brückensteg, der zum Ost-Gopuram führt, verbindet. An diesem breiten Prozessionsweg befinden sich fast alle Pfeiler noch aufrecht stehend zu beiden Seiten. Durch die zweiseitige Anordnung der Pfeiler wird unmissverständlich der Weg in den Tempel markiert. Die Steine ruhen in parallel verlaufenden, durchgängig flachen Sandsteinverankerungen, die gleichzeitig die Breite der Allee vorgeben. Es ist anzunehmen, dass sich unter der jetzigen festgetretenen Sand- und Wiesennarbe der mit Laterit gepflasterte Weg verbirgt. Der Übergang vom Sandgrund zur befestigten Allee (Sandsteinpflaster) in Richtung Brücke hin ist nicht zu übersehen (Bild 2 & 6). Von der Anlegestelle/Terrasse führen Laterit-Stufen zur Allee hinab; sich diese Allee ohne feste Pflasterung vorzustellen, entbehrt jeder Wahrscheinlichkeit. Die ungewollte Niveauanhebung des Bodens, hervorgerufen durch Schwemm- und Flugsandablagerung und naturbedingte Kompostierung, ist am Anfang deutlich wahrnehmbar und flacht sich in Richtung Tempel ab (Bild 1). Erst in der zweiten Hälfte der Allee sind die Pfeiler in voller Höhe und die randseitigen Sandsteinschwellen zu sehen (Bild 2). Der Aufwand zur Fixierung der Pfeiler ist keineswegs gering zu nennen. Etwa 50cm breite, seitlich mit Rillen versehene Sandsteinschwellen halten die Pfeiler in Reihe und gleicher Höhe. Das Wort Nivellierung werden die Khmer nicht gekannt haben, aber sie wussten Bauteile auszurichten bzw. sicher zu arretieren. Die Pfeiler haben an der Unterseite einen Zapfen, praktischerweise als dicker Vierkant geformt, diese Zapfen ruhen in gleichgroßen Vertiefungen der Randschwellen. Die Last der Pfeiler verlagert sich über die untere Planfläche der Pfeiler auf die Sandsteinschwellen. Es muss nicht ausdrücklich betont werden, dass die Pfeiler im garantiert akkurat vermessenen Abstand zueinander aufgestellt wurden. Der aus all diesen Maßnahmen resultierenden Gesamtästhetik kann sich kein menschliches Auge verschließen (Bild 2). Für viele Menschen ist es noch heute ein erhebendes Gefühl auf dieser Allee dem Ost-Gopuram entgegen zu schreiten. Der Preah Khan Tempel war ein buddhistisches Heiligtum, genaugenommen eine Stadt, in der laut Gründungsstele 97 840 Menschen lebten. Die Größe der Stadt erschließt sich durch die Maße des äußeren Mauerrings. An den vier Koordinaten führt jeweils ein Tor in den Tempel, doch nur an der Ost- und an der Westseite wurden breite Alleen angelegt, zumindest haben sich nur die Alleen auf der Ost-West-Tangente erhalten. Am Nord- und Südtor sind zwar die Brücken über den umlaufenden Wassergraben nachweisbar, doch sollten Alleen vorhanden gewesen sein, hat sie der Dschungel verschlungen. Die westliche Allee scheint kürzer als die östliche Allee, wahrscheinlich mussten Teile der westlichen Allee dem großflächigen Parkplatz weichen, denn die Allee mündet übergangslos in den Parkplatz. An keinem Angkor-Tempel wurden aufwendiger gestaltete boundaries aufgestellt als am Preah Khan Tempel, eine Behauptung, die sich im Verlauf des Artikels bestätigen wird. Die Pfeiler sind vierseitig bearbeitet. Den unteren Bereich zieren aufrecht stehende Löwen. Das obere dickere Pfeilersegment war mit je vier Buddha-Statuen geschmückt. Eine elegant geformte Lotosblüte bekrönte die Pfeiler. Harmlos galten die Löwen, doch die Buddha-Bildnisse wurden allesamt ausgemeißelt. Was dem König Jayavarman VII. Anliegen war, machten spätere intolerante Generationen zunichte. Hunderte Pfeiler an den Alleen und tausende Zinnen auf der Tempelmauer wurden der ach so schädlichen Buddha-Bildnisse entledigt. Kahlstellen künden von dieser sinnlosen Bilderstürmerei. Aufmerksame Besucher werden dennoch am Übergang zur Brücke einige unversehrte Buddha-Bildnisse entdecken. Die Bilder 3 – 6 vermitteln die aufwendige kunstreiche Gestaltung der Pfeiler, hier hatte mindestens eine Werkstatt Monate oder Jahre zu tun. Quadratische Pfeiler konnten sicher viele Steinmetze anfertigen, doch die Aufträge, verzierte formvollendete mit Bildwerk und Zierrat versehene Pfeiler in großen Stückzahlen herzustellen, waren sicher nur besseren Werkstätten vorbehalten. Blickt man nur auf die Ausstattung der Alleen, der Außenmauer und der vier Tore, steigt die Vorstellung betreffs Aufwand und Material, Zeit und Arbeitskraft in Bereiche des Nichtvorstellbaren und da ist noch mit keinem Wort der Tempelbau angedeutet. Das Wunderbare, das Unerklärliche fasziniert bis heute. Auf ein nicht minder großes Wunder blicken die Menschen, wenn sie vor dem Ta Keo Tempel stehen. Die riesige Tempel-Pyramide ist nicht zu Ende gebaut worden. Vom Ufer des inzwischen ausgetrockneten und teilweise bewaldeten East Baray führt eine Allee zum Tempel. Ob der Weg durchgehend bis zum Ufer befestigt war, lässt sich nur schwerlich klären. Die Überreste der Allee (Bild 7 & 8) sind auf einer Strecke von etwa 80-100m zu erkennen, zu sehen sind dort etliche Pfeiler in Reihe und zum Ende hin Laterit-Pflaster. Die Pfeiler selbst sind einfach gearbeitet. Auf einem glatten Schaft ruht ein verdickter, oben gerundeter Kubus, zweckgebundene Schlichtheit war verordnet (Bild 8 & 9). Der Qualitätsunterschied zu den Pfeilern vom Preah Khan Tempel ist auf einen Blick kenntlich. Der Ta Keo Tempel verfügt über vier Gopuram. Die Brücken über den Wassergraben, der den Tempel umgab, sind nachweisbar, entsprechende Sandsteinbauteile liegen an den jeweiligen Plätzen. Eine westliche Allee oder gar weitere Alleen haben sich am Ta Keo Tempel nicht erhalten, falls vorhanden gewesen, mussten diese Alleen der Straße, dem Kommerz und dem Dschungel weichen. So sehr es dem Hobbyarchäologen gelüstete, diese Alleen ausfindig zu machen, zumindest auf Überreste dieser Alleen zu stoßen, musste er sich schlussendlich eingestehen, dass er mit solchen Aktionen weit über die gesteckten Ziele hinausschießen würde. Im Dschungel allein unterwegs sind die Gefahren nicht zu unterschätzen. Am sehr gut restaurierten Chau Sey Tevoda Tempel fährt kaum ein Besucher vorbei. Manch einer wird den östlich orientierten Steg, der sich zur Kreuzterrasse weitet, betreten. Dieser Platz eignet sich als Fotostandpunkt für Gesamtaufnahmen vom Tempel. Wenige schauen ostwärts und nehmen die Pfeilerallee zur Kenntnis. Aus eben genannten Gründen stehen dem Autor keine Fotos zur Verfügung. Zwei Fotos dieser Allee bietet die Fotostrecke (Foto 1 & 2) auf der hervorragenden Internetseite https://www.orientalarchitecture.com/sid/21/cambodia/angkor/chau-say-tevoda-temple Nicht zu ignorieren ist die Allee im Banteay Srei Tempel, über die muss jeder Besucher gehen. Jeder schreitet an den sehr elegant geschwungenen Pfeilern vorbei. Wie alle Bauteile am Banteay Srei Tempel, sind auch die boundary stones höchst exquisit gearbeitet. Die im Schaft verjüngten und meisterhaft gerundeten Pfeiler müssen als Nullserie veranschlagt werden, bislang sind dem Autor an keinem anderen Angkor-Tempel derart formschöne boundary stones aufgefallen (Bild 10 & 11). Der Banteay Samre Tempel wird nördlich angefahren. Touristen werden von den Guides meistens bis zur Ost-Seite geführt. Von dort ist der Blick auf die lange Balustrade und den Tempel gut möglich. Das Hauptaugenmerk liegt logischerweise auf dem Tempel selbst. Tatsächlich schließt sich an die überlange östliche Naga-Balustrade ein Weg an, doch eine Allee als Fortsetzung der Balustrade, die den Prozessionsweg verlängern würde, ist nicht zu erkennen. In westlicher Richtung führt ein Sandweg aus dem Tempel heraus und dieser belanglose, kaum beachtete Weg mündet in eine breite, von der Forschung völlig vernachlässigte Laterit-Allee, die westwärts bis zu einer Siedlung führt. Diese Allee muss im Kontext zur Naga-Balustrade betrachtet werden. Von Osten kamen die Pilger, betraten den Tempel und verließen selbigen westlich auf besagter Allee und die war einstmals hervorragend ausstaffiert. Mannshohe massive Pfeiler standen auf breiten Sandsteinschwellen (Bild 12). Die Schwellen lagern auf einer dicken Unterschicht aus Laterit. Erstaunlicherweise sind diese Schwellen, die wirklich nur der Arretierung der Pfeiler dienen, an ihren Außenseiten durchaus kunstvoll verziert (Bild 14). Wer ist außen neben der Allee gegangen und hätte die Verzierungen zur Kenntnis genommen? Die Zapfen der Pfeiler und die dazu passenden Aufnahmelöcher sind seltsamerweise rund gehauen (Bild 15). Vielleicht waren die Rundpassungen leicht konisch geformt, so hätten sich die Säulen durch ihr Eigengewicht festgesetzt, derartige Verbindungen werden als Presspassungen bezeichnet. Mit diesem angewandten Verfahren konnten sich die Säulen nicht verdrehen, noch mehr Sicherheit und Standfestigkeit bot die Vierkantzapfenpassung. Auf der Pfeilerbasis ruht ein geradliniger Vierkantschaft, der sich oben wie ein Kapitell verdickt, doch wiederum einer parallelen Linienführung folgt. Die vier Außenlinien werden auf dem leicht gewölbten Dach des Kubus zusammengeführt, oben heraus wächst eine Lotoslüte (Bild 17). Für den harmonischen Übergang vom Schaft zum Kubus sorgen abgestufte Gesimse im Angkor-Dekor (Bild 16). An diesen Pfeilern verbinden sich sparsam dosierte, aber ausgewählte Dekorelemente mit der ebenmäßigen Schlichtheit der Flächen. Die wenigen wirklich unversehrt erhaltenen Pfeiler hinterlassen einen hervorragenden Eindruck, im Grunde sind sie der Ausstattung des Tempels ebenbürtig. Der Artikel BANTEAY SAMRE in diesem Blog liefert weitere Informationen und Bilder zur West-Allee und zur östlichen Naga-Balustrade. Spätestens seit Frühjahr 2019 wird am Chaw Srei Vibol Tempel der Angkor-Pass (Ticket) verlangt. Vormals war die Tempelanlage mächtig verwildert. Viele Bausubstanzen waren eingewachsen. Keiner kümmerte sich um die wenigen Besucher. Inzwischen wurde das gesamte Areal für jedermann problemlos zugänglich gemacht, wobei sich diese Aktion nur auf das Gebiet innerhalb der Mauern beschränkt. Die Mauern, die Tore und der Tempel blieben unberührt, ebenso unangetastet blieb auch die Ost-Allee. Der umlaufende breite Wassergraben ist jeweils westlich und östlich unterbrochen, folglich liegt die Hauptorientierung der Tempelanlage auf der Ost-West-Koordinate. Der westliche Weg ist nur noch für Einheimische wichtig. Touristen starten ihre Visite an der Nord-West-Ecke der Tempelmauer, sind bestürzt über den Grad der Zerstörung des West-Tores und übersehen das einzige und fast verlorene aufrecht stehende Beweisexemplar für die westliche Tempelallee (Bild 18). Der vormals mächtige Ost-Gopuram ist völlig zerstört. Kaum einen Besucher wird es verlangen, den riesigen Steinberg von beiden Seiten zu begutachten. Doch nur wer sich nach draußen begibt, also die Mauer überwindet, (es gibt Lücken), wird die Ost-Allee sehen (Bild 19). Ist auch die Allee selbst kein erhebender Anblick (Bild 19), können sich doch die Unentwegten an einigen Fundstücken (Bild 20 – 22) und an stattlichen Bäumen erfreuen. Marilia Albanese empfiehlt der hübschen Landschaft wegen einen Ausflug nach Chaw Srei Vibol. Kein Pfeiler steht mehr aufrecht. Die Beweise für das ehemalige Vorhandensein der Ostallee liegen am Boden, wachsen ein und versinken (Bild 19). Das Beweismaterial, obwohl hart, weil aus Sandstein, wird im Sinne des Wortes von der Natur verschlungen (Bild 20 – 22). Kaum auszudenken, was sich unter der jahrhundertealten Erdschicht verbirgt; doch selbst engagierte Kunstfreunde führen keinen Klappspaten im Gepäck. Die Pfeiler waren mit sehr starkem Vierkant verzapft (Bild 20), ihre Form entspricht anderen Pfeilertypen, bewahrt dennoch Eigenständigkeit (Bild 21 & 22). Direkt im Beng Mealea Tempel befindet man sich selten allein, es sei denn die Visite wird 7Uhr gestartet. Auf der Ost-Allee, die den Tempel mit einer großen Versammlungsterrasse verbindet, ist man zu jeder Tageszeit allein unterwegs. Zuerst passiert man die Tempelmauer (Bild 23), danach wird ein Wassergraben überquert, alsbald erreicht man besagte Ostallee, deren Existenz durch einige aufrecht stehende Pfeiler bestätigt wird (Bild 24 & 25). Diese Pfeiler erscheinen etwas gedrungener als die Pfeiler vom Chaw Srei Vibol Tempel. Mit etwas gutem Willen und geschultem Auge lassen sich die ganz zaghaft konvex gewölbten Flächen der Kuben registrieren (Bild 24). Die folgende Fotostrecke beschränkt sich auf die Gegenüberstellung der Pfeiler, die schon im Artikel beschrieben wurden. Erst das Nebeneinander der Bilder ermöglicht die unterschiedlichen Pfeiler-Typen auf einen Blick zu erfassen. Um fast allen Erwartungen gerecht zu werden – denn eingangs wurden beiläufig besondere Steine in Tempelanlagen erwähnt – sollen hier noch einige Bilder spezieller boundary eingebracht werden. Sowohl der quadratische kaum bearbeitete Laterit-Pfeiler am Prasat Tor (Bild 27: rechts hinter dem Baum in der Bildmitte) als auch der Sandstein-Pfeiler am Prasat Lolei (Bild 28/29) markieren jeweils die zentrale Mitte, das innere Zentrum dieser Tempelanlagen. Die Bedeutung der Fixierung solcher Punkte kann hier nicht erklärt werden. Über Kosmogonien und Himmelsachsen u. a. m. wäre zu referieren, sich dissertierend über Spezialthemen zu ereifern, überlassen wir den Wissenschaftlern. Abschließend sollen noch einige boundary gezeigt werden, die im Angkor Conservation in Siem Reap aufgestellt sind. Das Angkor Conservation, eine Art Magazin, verwahrt teils unter freien Himmel, teils in offenen und verschlossenen Hallen, bewegliche Sandsteinbauteile von Angkor-Tempeln, die wahrscheinlich sonst längst geraubt worden wären. Neben Statuen, Stelen, Linteln, Säulen, Akroterien, Naga-Finials und sonstigen Bauteilen werden auch einige boundary stones präsentiert. Nach allen bisher vorgeführten boundary stones muten diese Exemplare ein wenig artfremd an. Der Pfeiler (Bild 30/31) gibt sich eher als Votiv-Stele. Bild 32 & 33 zeigt Rück- und Vorderseite eines Pfeilers. Auf beiden Seiten gibt sich Yama die Ehre oder ist es Shiva? Auf jegliche Beschriftung wird im Angkor Conservation verzichtet. Zufällig wurde am Yama/Shiva-Boundary (Bild 32) mit schwarzer Farbe ein Vermerk angebracht (im Bild unten rechts): der Fundort ist mit Ta Som angegeben. Die Kennzeichnung verrät einen Tempel als Fundort, doch nicht den genauen Standort, an dem der Pfeiler geborgen wurde, auch ist kein Alter ersichtlich. So spärlich mit Informationen versorgt, bleiben dem Kunstfreund nur Vermutungen und seine mühsam gesammelte Erkenntnisse. Vielleicht sind die zu boundary deklarierten Pfeiler eher als Sema Stones (Seima Steine) zu definieren? Die flache Form der Steine und die doppelte Bildseite verführen zu dieser Annahme und, was nicht zu vergessen ist, Sema Stones sind im umfassenden Sinn auch den Grenzsteinen zuzurechnen, denn diese Steine scheiden die Profan- von der Sakralwelt – also doch boundary. Die nordwestlich von Siem Reap im Wat Khnat gefundenen spärlichen Überreste vom Prasat Khnat hinterlassen kaum Eindruck, doch die boundary sind sehenswert, zumindest das Exemplar (Bild 34). Vielleicht ist das Exemplar (Bild 35) nur eine Umarbeitung, d. h. eine nachträglich abgeflachte Variante eines ursprünglich ähnlich voluminös geformten boundary. Die letzten erhaltenen Sandsteinfragmente vom Prasat Khnat sind insofern wichtig, weil dieser verlorene Prasat neben dem Prasat Prei Khmeng und dem Prasat Ak Yom die einzig verbliebenen nennenswerten Bausubstanzen der Prei Khmeng Periode (einer Vor-Angkor-Periode) im Umfeld von Siem Reap sind. Kaum ein Tourist wird die Besichtigung des Banteay Kdei Tempel auslassen, dieser sehenswerte Tempel zählt zu den Pflichtaufgaben aller Angkor-Besucher. Wenige nur werden die boundary registrieren. Ihre äußere Form ist nicht sonderlich spektakulär, doch der Platz ihrer Aufstellung ist ungewöhnlich. Die Tore werden von Dvarapalas, die Terrassen von Löwen und Nagas bewacht. Festgeschriebene Wege führen in die Angkor-Tempel. Diese baulichen Standardsituationen lassen sich vom Angkor Wat bis zum Preah Khan Tempel nachweisen, dass jedoch massive Pfeiler (boundary) beidseitig neben den Stufenzugänge zu den Terrassen aufgestellt wurden, also nochmals den Sakralbereich ausweisen, obwohl sich die Menschen doch längst im Tempelbereich aufhalten, ist dem Autor bislang nur am Banteay Kdei Tempel aufgefallen (Bild 36, 38 & 39). Die sehr gedrungene niedrige Form der Pfeiler ist der Höhe der Terrassen angepasst. Bemerkenswert sind die betont großen Lotosblüten auf den Oberseiten der Pfeiler, sie scheinen fast die Berührung herauszufordern (Bild 37 & 39). Lotos steht für Reinheit: Betritt den Tempel reinen Herzens. Straßenführungen ohne Brücken sind kaum denkbar. Ohne Brücken kamen auch die Khmer nicht aus. Eine der bemerkenswerten heute noch befahrbaren Brücken kann in Kampong Thom besichtigt werden. Die Brücke selbst soll hier nicht begutachtet werden, doch ihre Boundary müssen in diesem Artikel vorgestellt werden. Die Naga-Balustraden sind im Bayon-Stil gestaltet, folglich müsste die Brücke zwischen 1180 und 1220 erbaut worden sein. Die Boundaries markieren die Zufahrt auf die Brücke. Ähnlich wie an Zugängen zu Tempeln bewachen links wie rechts Dvarapalas die Brücke. Zuallerletzt noch einen Tipp: Im National Museum Siem Reap wird ein Vishnu Boundary Stone vom Kok Po Tempel (Angkor Periode 12. Jahrhundert) präsentiert. Der 94x38x31cm große Sandsteinblock ist vierseitig bearbeitet, darauf sind 1020 Miniaturdarstellungen des Gottes Vishnu zu sehen.
Der hauseigene Katalog MASTERPIECES IN ANGKOR NATIONAL MUSEUM GUIDE BOOK erläutert und zeigt das Kunstwerk auf den Seiten 72/73. Ein alternierender Artikel zum Thema Boundary ist in diesem Blog abrufbar: SEIMA-STEINE Verwendete Literatur: MASTERPIECES IN ANGKOR NATIONAL MUSEUM GUIDE BOOK (S.72/73) Copyright 2011 ISBN 978-616-90798-0-4) MARILIA ALBANESE – DIE SCHÄTZE VON ANGKOR (S. 280/281) National Geographic Hamburg 2006 ISBN 978-3-937606-77-4 Fotos und Text: Günter Schönlein Fotos 40 – 42: Birgit Schönlein Korrektur: Vanessa Jones
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Autor Günter Schönlein
Auf meinen bisher acht Reisen nach Kambodscha habe ich viele Khmer-Tempel photographisch dokumentiert. Mit Pheaks Hilfe suchte ich auch viele schwer zu findende entlegene Tempel auf. In diesem Blog möchte ich meine dabei erworbenen Eindrücke und Kenntnisse gerne anderen Kambodscha-Liebhabern als Anregungen zur Vor- oder Nachbereitung ihrer Reise zur Verfügung stellen. sortiert nach Themen:
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Der Blog enthält sowohl Erlebnis-Reiseberichte als auch reine Orts- und Tempel-Beschreibungen, siehe Kategorien "Persönliches" und "Sachliches" in der Liste von Tags oben, sowie eingestreute Beiträge zu anderen Reiseländern und Themen.
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