Lage: 53km südöstlich von Siem Reap, etwa 40km in Richtung Phnom Penh auf der NR6 fahren, danach nördlich abzweigen, mehrere Zufahrten sind möglich. Ohne Karte bzw. andere Hilfsmittel ist der Tempel schwer zu finden. Koordinaten: 13.2675048 104.2453006 Tempel: Hindu-Tempel, Ziegelprasat, Vor-Angkor-Periode oder frühe Angkor-Periode Der Tomnob Anlong Kravil Tempel ist bei Google Maps gelistet und korrekt eingetragen, darf aber nicht mit der Tomnob Anlong Kravil Pagoda verwechselt werden, die wird als Buddhistischer Tempel etwas weiter westlich in der Karte angezeigt. Der Eintrag ist irreführend. Die Pagoda existiert nicht. Auf sandigen Feldwegen kämpften wir uns durch flaches Land. Immer näher kamen wir dem Google-GPS-Punkt, doch irgendwie hatten wir die Orientierung verloren, jedenfalls meinten wir den Tempel zu sehen. Während Sopheak einen Zufahrtsweg für das Motorrad suchen wollte, dachte ich, die geschätzten 800m könne ich leicht zu Fuß gehen. Je näher ich der Baumgruppe kam, in der wir zuvor glaubten, den Tempel gesehen zu haben, desto mehr zerfloss die Illusion. Wir waren beide einer Täuschung anheimgefallen und hatten uns verloren. Die Richtung wusste ich, der Tempel musste schließlich irgendwann auftauchen. Einen Baggerfahrer, der Land rodete, fragte ich nach dem Tempel, doch der verstand nichts, selbst das Wort Prasat schien ihm fremd zu sein. Einer Frau mit zwei Kindern konnte ich auch nicht begreiflich machen, wonach ich suche. Endlich stieß ich auf ein Gehöft. Unter einem Sonnenschirm saßen mehrere Personen, die schauten mich an, als wäre ich von einem anderen Planeten auf die Erde gefallen. Kein Wunder: ein fremder Mann mit Helm und ohne Motorrad, was ist da schief gelaufen? Nichts. Ich bin immer geradeaus gelaufen, nur die Richtung stimmte nicht. Leider beschränkten sich die Englischkenntnisse dieser Menschen einzig und allein auf ein freundliches Hello. Nachdem ich das Wort Prasat dutzendfach und mehrfach verschieden kunstreich prononciert vorgetragen hatte, begriff eine ältere Bäuerin endlich mein Begehren und wiederholte PRASAT PRASAT und lachte. Ja genau, sag ich doch, mein ich doch. Nun zeigte man mir die Richtung. Ich aber zeigte auf eines der drei Motorräder und holte zwei Dollar aus dem Geldbeutel. Jetzt hatte die Begriffsstutzigkeit ein Ende gefunden. Der Bauer fuhr mich zum etwa zwei Kilometer entfernten Prasat Tomnob Anlong Kravil, wies auf den Tempel, der ohnehin nicht zu übersehen war, setzte sich alsbald auf einen Stein und wartete brav und unverdrossen auf einen möglichen Aufbruch. Schließlich wollte der ehrliche Mann auch für den Rückfahrservice sorgen. Jetzt begann das gebärdengestützte Wortspiel erneut. Wie sollte ich dem gutmütigen Mann begreiflich machen, dass ich meinen Fahrer habe, der ganz bestimmt hierher kommen würde und er in der Zwischenzeit unbesorgt zurückfahren könne. Nach einer halben Stunde begriff er, dass ich mich nicht von der Stelle rühren würde. Mehrfach hatte ich in die Richtung seines Dorfes gezeigt, auf sein Moped, auf ihn und wieder in die Richtung seines Hofes gewiesen. Er aber wollte mich hier nicht schutzlos allein lassen, inzwischen hatte ich mich ebenfalls auf einen Stein gesetzt. Kopfschüttelnd machte er sich schließlich doch auf den Weg. Der seltsame Mensch aus Europa wird ihm und seiner Familie gewiss tagelang Gesprächsstoff geliefert haben. Und Sopheak? Kam wenig später vorgefahren. Wo anders als am Tempel hätten wir uns treffen können? Die Anspannung wandelte sich zur Erleichterung, die wieder zur Begeisterung. Wortlos und ohne digitale Verständigung hatten wir beide richtig entschieden. Ausgerechnet heute befand sich mein vorsintflutliches NOKIA nicht im Rucksack. Der Tomnob Anlong Kravil Tempel wird jeden Tempel-Liebhaber begeistern. Der Tempel ist einmalig, ist unvergleichlich, kein Pendant weit und breit. Die geschätzten Außenmaße der Tempelanlage betragen (ohne Wassergraben) ungefähr 25x40m. Eine umlaufende Galerie, die sich nach innen öffnet und außen Fenster hat, umgibt den gesamten Tempel, unterbrochen wird diese Galerie von einem Ost- und einem West-Gopuram. Das Nord- und das Süd-Tor sind in die Galerie integriert, ohne wirklich als Tor zu funktionieren. Außenseitig sind diese Tore nur als Scheintüren eingearbeitet. Innseitig dienten die Tore dem Zweck, die Galerie verlassen zu können, um direkt zum Tempel zu gelangen. Allein die außergewöhnliche Galerie ist eine Augenweide. Außenseitig sind durchgängig recht breite, wenig hohe Säulenfenster eingelassen, wie sie noch nirgends zu sehen waren. Üblicherweise wurden runde Fenstersäulen aus massivem Sandstein in unterschiedlichen Längen und Stärken je nach Bedarf gefertigt und eingesetzt. Hier wurden quadratische Säulen und Rahmen aus Ziegelsteinen geformt und in die Mauer eingefügt. Kein Abschnitt der Galerie kann betreten werden. Die umlaufende Galerie ist an allen Seiten zusammengebrochen. An der Südost-Ecke der Galerie wurde (vielleicht nachträglich) ein zusätzliches Tor eingebaut. Die Türsäulen entsprechen im Muster den Mustern der Türsäulen des Tempels. Ob sich an der Nordost-Ecke ein gleiches Tor befand, ist im derzeitigen Zustand nicht erkennbar. Drei Ziegeltürme nebeneinander aufgebaut, das ist nichts Ungewöhnliches, so sind viele Khmer-Tempel gestaltet. Die drei Prasat des Tomnob Anlong Kravil Tempels sind miteinander verbunden, dadurch entstanden zwei kleine Kammern, die vom Mittelturm aus zu erreichen sind, das ist neu und einzigartig. Der Mittelprasat war ostseitig durch einen Mandapa zu betreten, von dem sich nur noch fragmentarische Partien der Seitenmauern erhalten haben, ansonsten aber ist der Erhaltungszustand der drei Prasat erfreulich gut. Die drei baugleichen Ziegeltürme sind exakt auf einer Nord-Süd-Achse ausgerichtet. Der Nord-Turm und der Süd-Turm sind mit jeweils zwei Scheintüren versehen. Der mittlere Turm hat westlich (Rückseite) noch einen Anbau, von dem nur noch die Grundmauern und der niedrige Ansatz einer Scheintür zu sehen sind. Durch diesen ungewöhnlichen, rückseitigen Anbau wird die Cella des Mittel-Turms um einen Raum erweitert, mit den anliegenden Seitenräumen ist die Cella also mit drei Seitenräumen verbunden. Die niedrigen Verbindungskammern zwischen den Türmen waren nur durch den Mittelprasat zugänglich. Von den nur ostseitig eingebauten herrlichen quadratischen Fenstern, die Licht und Luft in die kleinen Räume ließen, hat sich lediglich ein Bruchteil des südlichen Fensters erhalten. Der Zweck dieser Nebenräume bleibt unklar. – Wie zu sehen ist, kein Eingang der Türme ist unversehrt. Hier hat nicht nur der Zahn der Zeit genagt . . . die verbliebenen Lintel und Türsäulen befinden sich in einem beklagenswerten Zustand, Säulen wurden herausgerissen, Lintel stürzten zu Boden. Kein Lingam, keine Yoni, keine Statue sind in den Innenräumen zu finden. Hier wurde gnadenlos gewütet. Sämtliche Verzierungen, Pilaster, Kanten und Vorsprünge an den Türmen wurden durchgehend aus Ziegeln gefertigt. Die flachen Tympana über den Toren und an den Dachabstufungen zeigen flammenartige Zungen, die gen Himmel gerichtet sind. Über den Pilastern sind noch karge Reste von Naga-Finials zu erkennen. Ähnlich schlichte Ziegelbauten mit vergleichbar sparsamen Dekorationen können schon in der Robang Romeas Gruppe von Sambor Prei Kuk nachgewiesen werden. Zum Vergleich bietet sich auch der Prasat Leak Neang (Nähe Pre Rup Tempel) an. Erkennbare Ähnlichkeiten können durchaus nur Übernahmen oder Zufälligkeiten sein, die nicht zwangsläufig zeitgleich stattgefunden haben müssen. An Hand stilistischer Indizien wäre eine zeitliche Zuordnung möglich, doch für konkrete Datierungen müssen mehr Faktoren in Betracht gezogen werden. Hier müssen unbedingt sämtliche Bauteile und die konkreten Erscheinungsbilder der Tempelanlagen verglichen werden. Materialanalysen sind unverzichtbar. Laien können Vermutungen anstellen, Wissenschaftler können Bestätigungen finden, vor Irrtümern sind beide Sparten nicht gefeit. In der Archäologie, wie in fast allen Wissenschaften, kursieren häufig zwei oder mehrere Lehrmeinungen, von denen meist eine favorisiert wird, was ihren Widerruf nicht ausschließt. Wie also sollte ein in Khmer-Tempel vernarrter Liebhaber verbindliche Aussagen liefern können . . . ? Im Südostbereich des Tempelareals hat sich ein flaches rechteckiges Ziegelgebäude fast komplett erhalten. Dieser singuläre Bau zeigt an seinen Längsseiten ebenfalls die wunderbaren Fenster, die schon in der Galerie eingesetzt sind. Auf der Gegenseite (Nordostbereich) ist die Erdaufhäufung ziemlich hoch, was auf einen gleichen Bau dieser Art schließen lässt. Nun wäre es bequem von Bibliotheken zu sprechen, der Begriff hat sich für Nebengebäude in Tempeln eingebürgert. Ich weiß es nicht, kann also nicht behaupten, hier sei eine Bibliothek erhalten und die andere verloren. Zusammenfassung: der Tomnob Anlong Kravil Tempel ist ein ansehnlicher Ziegelbau in passablen Zustand. Alle Säulen, Türrahmen, Stufen und Lintel sind aus Sandstein gefertigt. Der Tempel ist von einer Galerie und einem breiten U-förmigen Wassergraben umgeben. Diese sehr kurze, sachlich nüchterne Beschreibung wird dem ungewöhnlichen Tempel, der mehr Beachtung verdienen würde, keinesfalls gerecht. Doch nirgends finden sich solche oder ähnliche Sätze, die den Tempel erwähnen würden und vielleicht für einen zaghaften Aufschwung seiner geringen Popularität sorgen könnten. Ich attestierte eingangs der Tempelanlage Einmaligkeit, was ich ausgangs dieser kurzen Beschreibung nur enthusiastisch wiederholend bestätigen muss. Kein Mensch begegnete mir am Tempel. Um die Mittagszeit schien das außerhalb des Wassergrabens errichtete Kloster wie ausgestorben. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass sämtliche Insassen mit ihren Tagwerk befasst waren und erst am Abend aus den bescheidenen Klostergebäuden wieder menschliche Stimmen tönen würden.
Nirgends war Literatur zu diesem Tempel aufzutreiben, keine Beschreibungen im Internet zu finden, keine Suchergebnisse zu verzeichnen, aber Google Maps/Routenplaner liefert über 300 Fotos zum Tomnob Anlong Kravil Tempel. Ich mag nicht glauben, der erste Deutsche gewesen zu sein, der diesen Tempel gesucht und gefunden hat. Vielleicht aber darf ich mich rühmen, der erste Besucher zu sein, der diesen Tempel in deutscher Sprache beschrieben hat. Vor mir, nämlich im Dezember 2013, waren jedenfalls schon die fleißigen Leute des Kamera- und Vermessungstrupps von Google Street View am Ort und deren vorbildlicher Arbeit verdanke ich den Hinweis auf diesen unbekannten sehenswerten Tempel. Möge dieser Artikel ein hoffentlich gelungener Versuch sein, den Tomnob Anlong Kravil Tempel aus seinem noch immer währenden unbegreiflichen Dornröschenschlaf zu erwecken. Autor: Günter Schönlein Fotos: Günter Schönlein (März 2019) Korrektur: Vanessa Jones
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Lage: 35km östlich von Siem Reap, Zufahrt über NR6 und Nebenstraßen Tempel: Hindu-Tempel Der Prasat Chanseyma wird in keinen handelsüblichen Reiseführern erwähnt. Die Google-Suche unter dem Stichwort Prasat Chanseyma währt 0,21 Sekunden und bringt magere sechs Ergebnisse, die nichts mit dem Prasat Chanseyma zu tun haben. Die dem Stichwort zugeordneten Bilder zeigen alles Mögliche und Unmögliche, nur keinen Khmer-Tempel. Doch der Tempel existiert, das Google Maps-System hat den Tempel und das Kloster erfasst. Die Fahrt mit dem Motorrad oder Auto zum Wat Prasat Chanseyma lohnt nur in Verbindung mit dem Prasat Sanlong. (Prasat Sanlong ist mit einem Artikel in diesem Blog beschrieben.) Angesteuert werden muss das kleine Dorf Phum Sanloung (Sanlong). Einige abseitig gelegene völlig unbekannte Tempelanlagen sind westlich des Dorfes zu finden. Leicht ist der Weg zum Wat Prasat Chanseyma zu fahren, wenn er nur nicht so extrem staubig wäre. Im Kloster schliefen außer den Rindern noch sämtliche Insassen. Es herrschte Sonntagsruhe. Im Vorfeld der Reisevorbereitungen war bei Google nur eine bewachsene Erhebung zu sehen, darunter könnte/müsste sich der Tempel verbergen. Viele der Google-Aufnahmen sind im August, September und Oktober gefilmt worden, also während bzw. nach der Regenzeit, deshalb ist alles grün anzuschauen. Ein Restrisiko blieb. Gäbe es wirklich mehr als diese kleine Erhebung zu sehen? Der Prasat Chanseyma bestand aus drei auf der Nord-Süd-Achse östlich geöffneten Ziegeltürmen. Diese drei Türme sind noch eindeutig nachweisbar. Der mittlere Prasat erhob sich etwa einen Meter höher, als die seitlichen Türme. Vielleicht ruhten die drei Prasat auf einer gemeinsamen Plinthe und was aktuell (März 2019) den Eindruck einer sanften Erhebung hinterließ, sind die Ziegelsteine der zusammengefallenen Prasat, die sich durch Erdreich und natürliche Kompostierung verfestigt und aufgehäuft haben. Die Laibungen der Tore zu den Prasat sind sehr solide, sehr schlicht gehalten, befinden sich aber am Originalplatz, was die Vermessung der Anlage erleichtern würde. Am mittleren Turm ist ein Türpfeiler an seinem Platz, die restlichen Pfeiler hat man entweder gestutzt oder sie waren zerbrochen. De facto wurden vier wertvolle Türpfeiler als Stützen für ein Spirithaus vermauert. Erstmals standen mir an einem Geisterhaus die Haare zu Berge, jedoch keineswegs aus Angst, die Bewohner des Geisterhauses könnten mir etwas zu Leide tun . . . Von einem Gopuram, der östlich gestanden haben könnte, ist nichts mehr zu sehen, jedoch nördlich, 20m neben dem Prasat Chanseyma, sind ebenerdig die Reste eines kleinen Gebäudes aus Lateritsteinen zu erkennen. Höchst auffällig sind im Kloster mehrere Plätze mit alten Steinmaterialien skurril markiert. Piedestale (wohlbemerkt: Altartische bzw. Sockel auf denen Götterstatuten oder Lingams gestanden haben) als Pflanzkübel für Bäume oder als Ablage für die Deichsel eines Ochsenkarren zu benutzen, um diesen zu präsentieren, auf solche absurde Ideen muss einer erst mal kommen . . . nun ja, man lernt nie aus. Vielleicht wurden die 3 Sandsteinteile (3 Prasat = 3 Piedestale) verschleppt, um sie den beschriebenen praktischen Zwecken zuzuführen? Wären die Piedestale aber am Platz ihrer ursprünglichen Verwendung verblieben, hätte nordöstlich ein kleiner Tempel gestanden? Wozu aber drei Piedestale in einem Schrein? Der Platz muss jedoch von Bedeutung sein, denn dort wurde ein Stupa errichtet. Wem ist hier besondere Ehre erwiesen worden? Alle weiteren Stupas (Gräber) wurden im östlichen und westlichen Bereich des Klosters errichtet. Wahrscheinlich standen die Piedestale (Altäre) in den drei Prasat des Chanseyma Tempels. Die Zeit für den Prasat Chanseyma ist noch nicht gekommen. Irgendwann werden sich die Menschen und hoffentlich auch die Mönche bewusst werden, welchen Schatz sie bislang mehr oder minder missachtet haben. Der Prasat Chanseyma hätte es verdient, freigelegt und regelmäßig vom Bewuchs befreit zu werden. Offenbar müssen sich die Menschen in Kambodscha mit anderen, wichtigeren Problemen befassen. Für abgelegene Tempelanlagen interessieren sich nur ambitionierte Touristen und – es bleibt zu hoffen – auch weiterhin Wissenschaftler. (Bestandsaufnahme: März 2019) Biegt man in die südliche Zufahrtsstraße zum Wat Prasat Chanseyma ein, wächst unmittelbar links hinter dem Torbogen ein mächtiger Baum. Geschützt unter diesem Baum steht ein Geisterhaus, an diesem lehnen eine oktogonale Türsäule und das Segment eines vierseitig verzierten Pfeilers (Boundary). Solche Pfeiler wurden an Tempeln verwendet, um den heiligen Bereich abzugrenzen bzw. den Zugang zu markieren. Die viereckigen Grenzpfeiler sind nicht zu verwechseln mit Seima-Steinen. Hinter dem Baum befindet sich ein Wassergraben. Hoch aufgegabeltes Reisstroh verdeckt vielleicht die Reste eines Tempels, der bei Google nicht geführt wird? Den Prasat Khla Krahoem hat Google nicht im Angebot. Vielleicht fanden sich die Angaben zur Lage des Tempels in Mapcarta oder einem sonstigen Kartensystem? Westlich des kleinen Dorfes Phum Sanloung trafen wir auf Bauern, die sich mit dem Anbau von Zwiebeln und Knoblauch beschäftigten, die konnten uns die Richtung zeigen, die nächsten wussten die Lage des Tempels zu definieren, dritte sagten, wir seien jetzt richtig, aber hier fänden wir nichts, hier gäbe es nichts anzuschauen. Jedoch nur 400m westlich läge der Prasat Phra Keo, dort könnten wir immerhin noch auf die Spuren eines Tempels stoßen. Kurz darauf standen wir in einem trockenen U-förmig östlich geöffneten Wassergraben, dem zu entsprechender Jahreszeit als Reisfeld eine überlebenswichtige Funktion zukommt. Die Erhebung, auf der ein Tempel stand, war klar zu erkennen. Die Muster der Anordnung und die Bauweisen der Tempel wiederholen sich. Wenig später vermerkten wir stolz den Fund von Ziegelsteinen, Bruchstücken von Laterit und Sandsteinteile von Türlaibungen. Im Entenwatschelgang kämpften wir uns durchs Unterholz und standen auf dem Tempelrand. Wir blickten in eine quadratische, fast rund gewordene Versenkung. Mehr hat sich nicht erhalten, mehr war vom Tempel nicht zu sehen, versunken im Erdreich, wie viele Tempel in Kambodscha. Handgreifliche steinharte Beweise, die das Vorhandensein eines Tempels an diesem Platz bestätigen, waren erbracht. Im Anschluss viele Fragen: Weshalb wurde der Tempel aufgegeben? Wer hat den Tempel zerstört oder entspricht der Jetzt-Zustand allein den Folgen des natürlichen Verfalls? Wer hat den Tempel ausgeraubt? Wo sind die Lintel geblieben? Wie könnte der Tempel ausgesehen haben? In welcher Epoche könnte der Tempel errichtet worden sein?
Die dürftigen Reste lassen die Erwägung zu, hier könne nur ein schlichter Ziegel-Prasat gestanden haben. Im Fall des Prasat Phra Keo können leider nur der exakte Standort definiert und die Außenmaße vom Graben und der Tempel-Insel ermittelt werden. Der mögliche Zusammenhang zum Prasat Khla Krahoem sollte nicht unterschätzt werden. Nur wegen den drei stark versehrten Tempeln in die verschwiegene, landwirtschaftlich intensiv genutzte Gegend um Phum Sanloung zu kommen, lohnt sich nicht, aber im Kontext zum Prasat Sanlong boten sich diese unbekannten, wie sich vor Ort herausstellte, wenig attraktiven Ziele zur Besichtigung an. Fotos: Günter Schönlein Text: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones Lage: 4km westlich vom Chaw Srei Vibol Tempel, etwa 25km nordöstlich von Siem Reap Tempel: verlorener Hindu-Tempel Sandige Wege führen vom Chaw Srei Vibol Tempel zum Banteay Kbal Chen Tempel. Der Weg westlich der R66 streift drei alte Khmer-Brücken. Keine dieser Brücken ist von Google erfasst. An der dritten Brücke lohnt ein Foto-Halt. Diese namenlose Spean ist eine mittelgroße durchaus ansehnliche Brücke, gebaut im Stil aller Khmer-Brücken. Fazit: drei Zufallsfunde direkt am Weg. Was menschliche Unvernunft anzurichten vermag, kann am Banteay Kbal Chen Tempel studiert und bedauert werden. Ein Satz, der in Großbuchstaben aufscheinen müsste. Vom Tempel hat sich nicht mehr als ein 1,5m hohes, zirka 15x20m großes Laterit-Fundament erhalten. Der Tempel selbst ist verschwunden. Das vermeintliche Fundament bzw. der Tempelsockel entpuppt sich nach näherer Inspektion als ehemalige in bekannter Khmer-Bauweise errichtete Tempelmauer. Das Areal innerhalb der rechteckigen Tempelmauer ist künstlich erhöht, sprich: aufgeschüttet worden. Es bleibt zu vermuten, dass sich in dem Schüttgut Bauteile des verlorenen Tempels befinden. Auf der so entstandenen, etwa mauerhohen, geebneten Fläche wurde ein Behelfs-Tempel errichtet, von einem Ersatz-Tempel zu sprechen, träfe wohl den unklaren Sachverhalt genauer. Vereinzelte restlich verbliebene Original-Tempelteile aus Sandstein wurden als Versatzstücke gnadenlos vermauert bzw. achtlos beiseitegelegt. Allein diese Teile und die typische Laterit-Mauer sind unanfechtbare Beweise für einen ehemals existierenden Khmer-Tempel. Große Frage: Was war geschehen? Zwei alte Männer beteuerten mehrfach, dass bis 1981 hier ein Hindu-Prasat gestanden hätte. Dann kamen die Chen, eine chinesische Minderheit, und haben den Tempel abgebaut=zerstört, den Rest besorgten die Roten Khmer. 2007 tauchten erneut Chinesen auf und errichteten vor ihrem Tempel ihr knallbuntes chinesisches Geisterhaus. Wirklich plausibel klang die lang und breit gewobene Geschichte nicht. Was auch immer an der Geschichte sich als Wahrheit oder Erfindung erweisen sollte sei dahingestellt, ernsthaft beklagt wurde der schmerzhafte Verlust eines Tempels. Die Männer haben die Geschichte ihres Tempels freiwillig und ungefragt erzählt. Touristen werden den Tempel selten aufsuchen, somit kann ausgeschlossen werden, dass eine eingeübte Story präsentiert wurde. De facto: wo heute unter einem Blechdach Buddha thront und angebetet wird, stand bis 1981 ein Hindu-Tempel aus der Khmer-Periode. Gewiss nicht völlig grundlos wird heutzutage der Tempel Banteay Kbal Chen Tempel genannt. Das Auffälligste am Banteay Kbal Chen Tempel sind rechteckige Bauteile, die an der Unterseite gleichmäßig runde Vertiefungen und Wölbungen aufweisen. Der Verwendungszweck dieser Sandstein-Quader konnte bisher nicht erschlossen werden. In zwei, drei Jahren wird die im Bau befindliche Pagoda auf dem Gelände des Wat Banteay Kballchen fertig und eingeweiht sein, danach hat das Beten unterm Blechdach ein Ende. Alle Menschen werden die neue Pagoda betreten, dort beten und ihre Opfer niederlegen und der historische Tempel wird vergessen werden. Im Falle des Banteay Kbal Chen Tempel haben gewissenlose Menschen schneller gehandelt, als der natürliche Verfall den Tempel beseitigen würde. Anmerkung 1: Die differierenden Schreibarten Wat Banteay Kballchen Pagoda und
Banteay Kbal Chen Tempel sind den Einträgen des Programms Google Maps entlehnt. Anmerkung 2: Der Erfahrungsbericht bezieht sich auf eine Tempelvisite am 20.3.2019. Anmerkung 3: Zweckdienliche Informationen zur Geschichte des Tempels sind jederzeit willkommen. Fotos: Günter Schönlein Autor: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones
Lage: Phnom Penh, Stadtmitte, 13. Straße, in Nachbarschaft zum Königspalast.
Die aktuellen Öffnungszeiten und Eintrittspreise sind der Internetseite des Museums zu entnehmen. Für das NATIONAL MUSEUM OF CAMBODIA in Phnom Penh muss die Werbetrommel nicht gerührt werden. Unter den Museen in Kambodscha muss das National Museum of Cambodia als Kleinod betrachtet werden. Es ist nicht nur der Stolz der Stadt und eine viel besuchte Touristenattraktion, es gilt den Kambodschanern schlechthin als National-Heiligtum. Über dieses Museum identifizieren sich die heutigen Khmer. Das Museum ist ihr Wahrzeichen und steht damit gleichrangig neben dem Angkor Wat. In diesem Museum werden der Welt die Hinterlassenschaften der KHMER in allen Facetten vorgeführt.
In den Sälen werden neben erstklassigen Statuen auch Lintels, Säulen und andere Sandstein-Relikte präsentiert. Reichhaltiger ist kein Museum in Kambodscha bestückt. Das Museum wurde übrigens von den französischen Besatzern erbaut. Die Grundsteinlegung fand im August 1917 statt und im April 1920 wurde das Museum offiziell eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Während der Herrschaft der Roten Khmer (1975 – 1979) blieb das Haus verschlossen und verwahrloste. Die Sammlungen überstanden ziemlich schadlos die düsteren Jahre des Terrors. In den achtziger Jahren wurden die Sammlungen neu geordnet und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Um den unglaublichen Wert der Schätze des Museums zu erkennen und zu würdigen, sind mehrfache Besichtigungsdurchgänge zu empfehlen. Kunstliebhabern ist Genuss garantiert.
Sehens- und lesenswert ist der viersprachig gestaltete Katalog im A4-Format Masterpieces of the National Museum of Cambodia An Introduction to the Collection. Copyright 2006, 2012 by Friends of Khmer Culture, Inc. PO Box 164, Norfolk, CT 06058-0164, USA ISBN: 978-99950-836-0-1
Das Fragment einer Kolossalstatue des Gottes Vishnu (Anantashayin) aus dem West Mebon Tempel, der auf einer Insel im West Baray im Angkor-Gebiet erbaut wurde, ist ein herausragendes Beispiel der Kunstfertigkeit der Khmer im Umgang mit Bronze. Kleine und mittelgroße Skulpturen aus Bronze haben sich vielfach erhalten, jedoch Monumentalstatuen sind äußerst selten. Anhand der erhaltenen Teile der Skulptur haben Wissenschaftler die Größe des auf der Weltenschlange Ananta liegenden Vishnu (häufig wird nur vom reclining Vishnu gesprochen) errechnet. Die komplette Skulptur maß einst mehr als 6m in der Länge und gilt mit diesem Ausmaß als eine der größten Bronze-Skulpturen die jemals in Südostasien in dieser Zeit (2. Hälfte 11. Jh.) geschaffen wurden.
Buch-Tipp: Ein wichtiges Nachschlagewerk zur Sammlung des National Museums of Cambodia ist ein opulenter Ausstellungskatalog der Bundeskunsthalle in Bonn. Einmalig, wahrscheinlich letztmalig, wurden die Schätze des National Museums Phnom Penh und anderer Museen Kambodschas in ungeahnter Überfülle nach Europa verliehen. Im Jahr 2007 wurde in Bonn, Berlin und Zürich die hervorragende Ausstellung ANGKOR GÖTTLICHES ERBE KAMBODSCHAS gezeigt. Aus diesem Anlass erschien der mit erstklassigen Fotos ausgestattete, schwergewichtige Katalog (395 Seiten, registriert als ISBN 978-3-7913-6086-7) im PRESTEL VERLAG München Berlin London New York.
TEPKAOSA SNAY ARCHAEOLOGICAL SITE
Lage und Zufahrt: Das Museum liegt 80km von Siem Reap entfernt, auf der NR6 durchgängig nordwestlich fahren, das Museum liegt in Blicknähe nördlich der NR 6
Tepkaosa Snay meint keinen Tempel. Tepkaosa Snay bezeichnet ein kleines archäologisches Museum, wohl auch deshalb der Zusatz Archaeological Site. Zwei ältere Männer lagen im Schatten des Hauses, ruhten sich aus. Einer von beiden hütete die Schlüssel und schloss auf, der andere öffnete Türen und Fenster. Licht und Luft strömten in den Ausstellungsraum. So ist wohl jedem seine Aufgabe zugewiesen. Nun weiß so ziemlich jeder, wie menschliche Skelette aussehen, aber Schmuck aus frühen Khmer-Zeiten ist nicht überall zu sehen und Khmer-Töpferwaren kennt man bestenfalls aus amerikanischen Büchern. In solchen Büchern werden meistens Prachtstücke abgebildet. Im Tepkaosa Snay wird Gebrauchskeramik gezeigt. (Die Schmuckstücke unter Glas durften nicht fotografiert werden.)
Die fachliche Inkompetenz der beiden Männer und die fast naive Präsentation der Objekte wirkten eher rührend, als dass sie zu verwerfen wären. – Einzig der Wille zählt. Es wird versucht, die Relikte aus glanzvollen Khmer-Zeiten, die in dieser Region ausgegraben wurden, zu bewahren. Die Investitionsmittel sind gewiss nur geringfügig, desto mehr verwundern der gediegene Zweckbau und der benachbarte Schrein und die Versammlungshalle bzw. Gebetshalle. Inwieweit die Sammlungen des Museums von wissenschaftlich ausgebildetem Personal betreut und ausgewertet werden bzw. ob überhaupt Forschungsarbeit stattfindet, war im Museum nicht zu erkunden.
Der obligatorische Banyan-Baum wächst auf dem (vielleicht historischen?) Gelände prachtvoll. Vielleicht wachsen auch die Sammlungen. Ausgrabungen in Kambodscha haben bislang immer wertvolle Relikte ans Licht gefördert. Der Eintritt in das kleine Museum ist frei. Spenden sind höchst willkommen. Das Museum hätte mehr Beachtung und Publikum verdient. Wer die NR6 Richtung Nordwest benutzen muss und in Richtung Sisophon unterwegs ist, dem sei ein kurzer Stopp am kleinen Tepkaosa Snay Museum empfohlen. BANTEAY MEANCHEY PROVINCIAL MUSEUM in Sisophon
Zufahrt und Lage: Das Museum liegt 105 km von Siem Reap entfernt, zu benutzen ist die NR6 in nordwestlicher Richtung.
Öffnungszeiten: unverbindliche Angaben. Fotografieren ist erlaubt. Sisophon (gesprochen Sisoponn) ist von Siem Reap problemlos mit dem Auto zu erreichen. Mitten in der Stadt ist ein schöner Park angelegt, dort befindet sich in zentraler Lage das Banteay Meanchey Provincial Museum Sisophon, eine Außenstelle des National Museums in Phnom Penh. Trotz vorgegebener Öffnungszeiten bleibt das Museum wohl meist verschlossen. Auf irgendeinen Menschen trifft man in der Nähe des Museums, der registriert und vermeldet per Mobiltelefon die Anwesenheit interessierter Besucher und bald erscheint der Herr der Schlüssel, um die gesicherten Pforten und Gitter zu öffnen. Eine Dauerbesetzung von morgens bis abends scheint nicht vonnöten, nur selten verirren sich Touristen nach Sisophon, noch seltener wohl ins Provincial Museum. Eher unterbricht man in Sisophon die Fahrt auf einen Kaffee im westlich orientierten Ambiente der modernen Bar TALK2COFFEE. Geordnet und zweisprachig (Khmer/Englisch) beschrieben sind sämtliche Objekte gut sichtbar präsentiert. Gezeigt werden Lintels, Säulen, Akroterien, Finials, Yonis, Lingams und Statuen aus verschiedenen Khmer-Epochen, kurzum: begehrte Stücke aus Sandstein. Leider ist das Platzangebot beschränkt und die Kapazität an Ausstellungsfläche schon vollständig ausgelastet. Größere Objekte müssen schon unter dem Vordach im Außenbereich des Museums abgestellt werden. Ein Anbau oder ein zweiter Museumstrakt wird zukünftig notwendig sein.
Episode: Der mit passenden Schlüsseln ausgestattete, gut gekleidete junge Mann (sicher der amtierende Museumsleiter) schien anfänglich unsere Begeisterung für die Kunstobjekte zu verstehen, wunderte sich aber wenig später doch, über den einen Menschen, der sich verrenkte und verbog oder auf Knien am Boden kroch, um die passenden Perspektiven für möglichst verzerrungsfreie Lintel-Fotos zu suchen. Einen solchen Typ hatte er wohl noch nicht in seinem heiligen Hallen erlebt. Während ich fotografierte, spürte ich, fotografiert zu werden. Zur Verabschiedung mussten sich Sopheak und ich noch für ein Erinnerungsfoto zur Schau stellen. Nun werde ich wohl, gottlob namenlos, im Facebook oder sonstigen sogenannten social medien als crazy tourist umherirren. Dieses Opfer musste ich zwangsläufig bringen. Der Gewinn war weitaus hochwertiger. Ich hatte erstens für mein Foto-Archiv den Bestand des Museums digital festgeschrieben und zweitens gewährte mir, was einer Auszeichnung gleichkam, der junge Museumsangestellte sogar noch einen Einblick in das Depot des Museums, einen vergitterten Raum, in dem sich Teile von Statuen, Lintel, Akroterien und sonstige Steinfragmente türmten. Meine Begeisterung schien ihn angesteckt zu hoben, so konnte er wenigsten heute einmal alle Schlüssel drehen.
Vor etlichen Jahren muss viel Geld für Museumsbauten in Kambodscha zur Verfügung gestanden haben, denn in fast allen Landesteilen wurden kleinere und größere Museen gebaut. Manche der Regionalmuseen gleichen sich sogar äußerlich. Vermutlich war geplant, für jeden Verwaltungsbezirk des Landes jeweils ein zuständiges Regionalmuseum zu bauen, was beispielsweise in den Regionen Kampong Thom, Battambang, Takeo, Kampot, Prei Veng und Svay Rieng verwirklicht wurde. KAMPONG THOM MUSEUM in Kampong Thom
Zufahrt und Lage: Entfernung von Siem Reap 145km, das Museum liegt direkt an der NR 6
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 7 – 16 Uhr, Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Fotografieren ist erlaubt.
Das im Jahr 2010 eröffnete kleine Museum ist mit vielseitigen Exponaten aus der Region mehr als nur vollgestellt. Weitere Sammlungsobjekte stehen im Hof unter einer Überdachung (im Foto rechts). Hier im Außenbereich finden auch die Restaurierungsarbeiten statt. Vor dem Haus links und rechts neben den Stufen sind zwei Löwen aus Sambor Prei Kuk aufgestellt. Weitere Relikte aus der Sambor Prei Kuk-Region sind in der Sammlung im Haus zu bewundern. Wer Lintel aus der Vor-Angkor-Periode sehen möchte, muss dieses Museum besuchen.
BATTAMBANG PROVINCIAL MUSEUM in Battambang
Zufahrt und Lage: von Siem Reap auf der NR 6 & NR 5 165km bis Battambang fahren, das Museum liegt an der Rd No 1 und südlich der Street 125 in Flussnähe
Öffnungszeiten: Angaben zum neuen Museum sind dem Internet zu entnehmen.
Das Foto zeigt das alte Museums-Gebäude. Unmittelbar links daneben wurde ein neues Museums-Gebäude gebaut, welches inzwischen (wahrscheinlich Anfang 2019) eröffnet wurde. Die Ausstellungsflächen im alten Battambang Provincial Museum zogen sich um einen quadratischen Innenhof herum. Hier wurde aufgestellt, was nur irgendwie hineinpasste. Der Platzmangel war nicht zu übersehen. Es bleibt zu hoffen, dass das neue Museum mit größerem Raumangebot bessere Möglichkeiten einer zeitgemäßen Präsentation bietet. Zum Jahreswechsel 2017/2018 befanden sich die Ausstellungen sozusagen "work in progress". Fotos im Internet aus dem Jahr 2019 zeigen die Ausstellungen im neuen Gebäude. Allein der Anblick dieser Fotos lässt Freude aufkommen.
Die Qualität der gezeigten Objekte (der Autor verfügt nur über Kenntnisse des Bestandes vom alten Museum) ist über jeden Zweifel erhaben. Berechtigte Zweifel hinterließen nur die mangelhaften bzw. nicht vorhandenen Beschriftungen der Kunstwerke.
Inwieweit nach Bezug und Einrichtung des neuen Museums der alte Museums-Bau noch für Ausstellungen oder als Magazin genutzt werden wird, ist aktuell nicht bekannt. Eine zweckdienliche Nutzung gleich welcher Art wäre unbedingt anzuraten. So wäre zum Beispiel ein Schau-Depot durchaus vorstellbar. Die Schätze würden nicht in der Verborgenheit schlummern.
Hinweis: In Battambang kann (unter Vorbehalt) im Wat Po Veal das Klostermuseum besichtigt werden. Die Geschichte dieses Museums ist traurig. Was die Mönche über viele Jahre hin gesichert und bewahrt hatten, wurde von den rücksichtlosen Schergen der Roten Khmer geraubt und/oder zerstört. Was erhalten blieb, steht bis heute unter Verschluss. Das Kloster kann jeder betreten. Der Bau im Klosterareal ist leicht zu finden, den zuständigen Mönch mit Schlüssel aufzuspüren ist weitaus schwieriger. Ältere Fotodokumente belegen den hohen Wert dieser Klostersammlung. Blicke durch verschmutzte Fensterscheiben lassen ahnen, was verloren, was geblieben, was noch zu sehen ist. TANI CERAMIC MUSEUM
Zufahrt und Lage: 33km nordöstlich von Siem Reap, östlich der R66 (tagsüber offen, Eintritt frei)
Auf den ersten Blick überrascht der ungewöhnlich moderne Zweckbau im ländlichen Ambiente. Das Oval der Ausstellungshalle entspricht der äußeren Form des Museumsbaus. Die Keramik-Produktion im Angkor-Gebiet wird anschaulich in nur einem Raum erläutert. Großformatige Tafeln und Modelle geben Auskünfte zur Herstellung der Keramik, die größtenteils aus dem 10. und 11. Jahrhundert stammt. Die Beschriftung der ausgestellten Objekte ist sehr übersichtlich gestaltet.
Im Umfeld des Museums befinden sich einige historische Brennöfen, die museal aufbereitet sind und besichtigt werden können. Die Übersichtskarte für den kleinen Rundgang zu den Brennöfen hängt im Museum aus. Angeblich sind Dorfbewohner bereit, Führungen zu den Brennöfen zu übernehmen. Hinweis: Die Empfehlungen für den Besuch der Sammlungen beschränken sich auf die vom Autor besichtigten Museen. Öffnungs- und Schließzeiten können sich ändern, aber der Kernbestand der einzelnen Sammlungen bleibt im Regelfall erhalten, somit haben die wesentlichen Aussagen Bestand. Der Artikel bestätigt insofern seine Relevanz, weil in vielen Reisehandbüchern die kleineren Sammlungen nur kurz erwähnt, aber selten beschrieben werden und Fotos zu den Kollektionen eher die Ausnahme bilden. Alternierend zu diesem Artikel sei der Artikel MUSEEN IN SIEM REAP in diesem Blog empfohlen. Autor: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones Fotos: Günter Schönlein Touristen, die mehrere Tage in Siem Reap verweilen oder öfters die Stadt besuchen, werden, nachdem sie die wichtigsten Angkor-Tempel besichtigt haben, mit Sicherheit auch die Museen der Stadt besuchen. Einschlägige Reisehandbücher verweisen auf das Angkor National Museum, gelegentlich wird noch das Preah Norodom Sihanouk Angkor Museum erwähnt, selten werden die Sammlungen von Angkor Conservation empfohlen. Die getroffene Auswahl der Museen beschränkt sich auf Einrichtungen, deren Sammlungen sich ausschließlich den Epochen der klassischen Khmer-Kunst widmen. In zentraler Lage an der Zufahrt in Richtung Angkor Wat westlich der Vithei Charles de Gaulle wurde das Angkor National Museum errichtet. Der opulente Bau, dem tradierte Khmer-Baumuster in zeitgenössischer Adaption als Vorbild dienten, kann kaum übersehen werden. Das Museum ist groß, die Sammlungen sind umfangreich, der Eintrittspreis ist teuer, aber angemessen. Übersichtlicher und gleichfalls verständlicher kann eine Gesamtschau auf die Entwicklung der Khmer-Kunst nicht gestaltet werden. Der Einstieg in die verschiedenen nach Themen geordneten Abteilungen befindet sich im oberen Geschoss. Nachdem die Besucher alle Abteilungen besichtigt haben, werden sie im Erdgeschoss noch durch den Museumsshop in Richtung Ausgang geleitet. Das ist eine international erprobte und erfolgreiche Praxis, die einerseits versucht den Ansprüchen des Publikums gerecht zu werden und andererseits auf kommerziellen Gewinn abzielt. Leider geht (nach Ansicht des Autors) die Rechnung für beide Seiten nicht zufriedenstellend auf. Begründungen: Nach wie vor ist in diesem Museum das Fotografieren verboten und noch immer warten – nun seit Jahren schon – interessierte Museumsbesucher auf eine Wiederauflage des 2011 aufgelegten Kataloges MASTERPIECES IN ANGKOR NATIONAL MUSEUM, der in einer Übersicht auf 160 Seiten die Sammlung des Hauses mit ansprechenden Fotos und kurzen Beschreibungen vorstellt. Publikumswirksame Schriften, die den Wert der eigenen Sammlung hervorheben, fehlen. Von einem Gesamtkatalog kann fortan und weiterhin nur geträumt werden. Hochpreisige Fachbücher internationaler Provenienz werden in Museumsläden seltener erworben, eher in Bibliotheken entliehen. Foto-Genehmigungen werden auch gegen Gebühr nicht erteilt. Das zuständige Aufsichtspersonal muss sich also nicht wundern, wenn kunstbegeisterte Menschen verstohlen oder auch ohne Scham ihre Kameras oder Smartphone aktivieren und ihre Lieblingsobjekte fotografieren. Die Museumsleitung und die verantwortlichen Behörden haben noch immer nicht begriffen, dass sie Unmengen zusätzliches Geld verdienen könnten, wenn sie das ungehinderte Fotografieren gegen Gebühr genehmigen würden. Ich würde ohne Zögern 5 bis 10 Dollar für eine Fotoerlaubnis zahlen oder für 25 Dollar einen Katalog der hauseigenen Sammlung erwerben. Diesbezüglich müssen sich die Behörden noch eine gehörige Portion Internationalität, wie sie Kunstliebhabern vertraut ist, aneignen. Nachdem nun einleitend alle unerfreulichen Tatsachen und Fakten verkündet wurden, wenden wir uns der lobenswerten Sammlung zu. Gezeigt wird ein großflächiger Querschnitt durch einen Abschnitt Kunstgeschichte, der sonst nur in Fachbüchern besichtigt werden kann. Das Museum versteht sich als Ableger des National Museums in Phnom Penh, wie überhaupt alle anderen kleineren Regional-Museen in Kambodscha als Dependancen des National Museums Phnom Penh registriert sind. In Phnom Penh werden vorrangig Skulpturen aus allen Khmer-Epochen und aus allen Regionen des Landes gezeigt. Die hochwertige Kollektion in Siem Reap beschränkt sich – der Name des Museums verrät es – nur auf die Angkor-Region und die jeweiligen Zeitepochen. Was in den Museen Kambodschas ausgestellt wird, muss weitestgehend als gerettete Kunst betrachtet werden. Die Objekte sind entweder den Beutezügen gieriger Kunsträuber entgangen oder vor unsinniger Zerstörungswut gerettet worden. Auf Schuldzuweisungen wird in diesem Artikel bewusst verzichtet. Ein Blick auf die jüngere Geschichte des Landes gibt nähere Aufschlüsse zu diesem traurigen Thema. Sieben themenzentrierte Galerien können neben der 1000 Buddha-Galerie, die der Publikumsmagnet zu sein scheint, besichtigt werden. Die Themen lauten: Khmer Zivilisation / Die großen Khmer Könige / Religion und Glaube / Angkor Wat / Angkor Thom / Geschichten auf Stein: die Beweise der Vergangenheit / Historische Kostüme: Die Faszination der Apsara. Die Präsentationen lassen keine Wünsche offen, die Ausgestaltung der Säle genügt modernen museumspädagogischen Anforderungen und rückt die Objekte ins jeweils günstigste Licht. Großformatige Fotos schmücken die Wände, Götter stehen vor entsprechenden Kulissen. Die Vielzahl wichtiger Objekte kann umgangen bzw. von mehreren Seiten betrachtet werden. Im runden Kinosaal wird im Panorama-Format die kinematographische Aufarbeitung der Khmer-Geschichte geliefert. Die gesamte Kollektion ergänzt die hoffentlich im Vorfeld stattgefundenen Tempelbesichtigungen. Im Museum wird versucht, die Pracht ehemaliger Ausstattung der Tempel zu veranschaulichen. Durch übersichtliche Gegenüberstellungen verschiedener Objekte erschließen sich größere Zusammenhänge. Nicht mit Masse wird geprahlt, sondern auf konkrete Aussagekraft der Objekte zielt die Präsentation ab. Alle Texte werden in Khmer und in Englisch gegeben. Anstatt endloser Textblöcke sprechen steinerne Hinterlassenschaften zum Publikum, diese bestätigen die Einmaligkeit und Eigenständigkeit der Stil-Entwicklungen der Khmer-Kunst. Was in vielen Angkor-Tempelanlagen nur noch bruchstückhaft oder stark verwittert, jedoch am Originalschauplatz besichtigt werden kann, wird im Museum bestens aufbereitet präsentiert. Kaum einer wird unberührt dieses Museum verlassen. Bibliographischer Hinweis auf das im Text erwähnte vergriffene Buch: Masterpieces in Angkor National Museum Guide Book 2011 (gedruckt und gebunden in Thailand) ISBN: 978-616-90798-0-4 Wüssten Touristen, wie nahe sie sich, wenn sie das Angkor-Ticket erwerben, am Preah Norodom Sihanouk Angkor Museum befinden, käme für manche vielleicht ein Besuch dieses Museums in Betracht, denn selten wird diese Randregion der Stadt Siem Reap nochmals befahren. Die etwas abseitige Lage des hervorragenden Museums verhindert den kontinuierlichen Zulauf der Interessenten. Der Bau dieses unterschätzten Museums ist der Zusammenarbeit von APSARA Authority und Sophia Universität Tokio, unterstützt von AEON Japan, zu verdanken. Das von einem hübschen Park umgebene Gebäude beherbergt u. a. die auf dem Gebiet des Banteay Kdei Tempels in den Jahren 2000/2001 ausgegrabenen 274 Buddha-Statuen. Von der Präsentation dieser Fundstücke werden Kunstliebhaber besonders angetan sein. Des Weiteren gibt es Grabungsfunde aus dem Bronzezeitalter und der Vor-Angkor-Periode zu sehen, beispielsweise Grabfunde von Koh Ta Meas (im West Baray) und von Prei Khmeng (westlich des West Baray). – Hübsche Keramiken jüngeren Datums und ostasiatischer und fernöstlicher Provenienz, die am Kok Patri Tempel (Prasat Patri) in Siem Reap ans Licht gefördert wurden, ergänzen die Sammlung. Wer Ruhe und Besinnung sucht, der findet diese im kleinen, ansehnlich bepflanzten Park des Preah Norodom Sihanouk Angkor Museums und vor der großen Buddha-Statue. Die Museumsleitungen scheinen sich abgesprochen zu haben oder in den Häusern gelten die gleichen Bestimmungen. Liebhabern ist auch in diesem Haus das Fotografieren untersagt. Die Suche nach einem Museumsshop ist vergeblich. Die Kasse bietet außer Eintrittskarten nichts, keine Kataloge, keine die Ausstellungen erläuternde Schriften und auch keine Kunstpostkarten sind erhältlich. Ein kostenloses Faltblatt (Flyer) zu allen Ausstellungsbereichen kann eine (leider noch nicht erschienene) spezielle Broschüre zu den Banteay Kdei-Ausgrabungen nur unzureichend ersetzen. Wer zur passenden Zeit kommt, dem wird Einlass in das 2008 eröffnete Museum gewährt. Manche Angaben im Internet können auch falsch sein: das Museum öffnet 8Uhr30 (nicht 8Uhr). Die Webseite ist nicht aktualisiert. Im Depot der Angkor Conservation, einer Einrichtung der APSARA Organisation, werden vorwiegend steinerne Relikte aus der Angkor-Zeit verwahrt und zu großen Teilen open air präsentiert. Unter Vordächern stehen mehrfach über- und hintereinander gestapelte Lintels, des Weiteren Akroterien, Tympana-Fragmente, Grenzsteine, Nagas, Löwen, Elefanten und Götterstatuen. In verschlossenen Gebäuden befinden sich die für die Wissenschaft wertvolleren Objekte: Inschriften auf Tafeln, Säulen, Laibungen und Grenzsteinen. Im Außenbereich können sich die Besucher ungehindert bewegen und fotografieren. Im inneren, verschlossenen Bereich, der neuerdings nur noch unter Aufsicht des Personals betreten werden kann, ist das Fotografieren verboten. Auf die Einhaltung dieser Vorschrift wird strikt geachtet. Kunstliebhaber geraten vor den ungezählten Türstürzen ins Entzücken. Eine gewisse motivische Ordnung, die ungefähr der Chronologie der Entstehung bzw. den Motivthemen der Lintel entspricht, ist nicht abzustreiten, doch von musealer Beschriftung und Kategorisierung kann keine Rede sein. Die Herkunft der Lintel bleibt den Besuchern verborgen. Wie auch immer, in keinem anderen Museum in Siem Reap können mehr Türstürze im direkten Vergleich betrachtet werden. Angkor-Kenner fühlen sich in den siebenten Lintel-Himmel versetzt. Die meist kopflosen Götterstatuen stehen jeglicher Systematik entbehrend beieinander, wie an anderer Stelle Asura-Köpfe, Löwen oder Nagas gesammelt unter einem Dach vereinigt ihren Standort gefunden haben. Ernsthafte Forschungsarbeit findet im Hintergrund statt oder hat noch nicht begonnen. Beschriftungen und Nummerierungen fehlen zumeist, was allerdings der Schönheit und Eleganz der Statuen mitnichten schadet. Auf den ersten Blick vermitteln die unter freien Himmel gelagerten steinernen Relikte den Eindruck eines Schrottplatzes. Nach näherer Betrachtung meint man der reizvollen Illusion zu verfallen, dass die aufrecht stehenden Dvarapalas noch immer Wache hielten und den Zugriff Unbefugter auf den Liegeplatz herrlichster Sandstein-Fragmente verhinderten. Der Eintritt zu diesem Depot ist frei, doch nachdem die Besucher die ansehnliche Sammlung der Angkor-Schätze gesehen haben, das wenigste fotografieren durften, wird sehr eindringlich und unmissverständlich mit Nachdruck eine freiwillige Spende von 10 Dollar gefordert. Offensichtlich haben die Angestellten den Lehrgang » Wie treibe ich Geld ein? « erfolgreich absolviert.
Die im Artikel gezeigten Fotos entstanden im Januar 2016. Inzwischen wurde im Angkor Conservation Depot aufgeräumt. Im Jahr 2019 gab es weniger zu sehen, weil einige Bereiche nicht mehr betreten werden durften. Bestimmte Innenhöfe und Hallen bleiben für das Publikum verschlossen. Dennoch wird kein Besucher das ummauerte und vergitterte Gelände unzufrieden verlassen. Kunstliebhaber werden die beruhigende Gewissheit mit nach Draußen nehmen, dass hier im Depot unersetzbare Khmer-Kunstwerke eine gesicherte Heimstatt gefunden haben. Nicht alle TukTuk-Fahrer wissen den Weg zum Angkor Conservation, offensichtlich wird dieser Zielpunkt weniger häufig nachgefragt als das Angkor National Museum. Das archäologische Depot ist weder zu verfehlen, noch zu übersehen. Angkor Conservation liegt am Siem Reap River an der Angkor Conservation Street, auf der anderen Seite des Flusses befindet sich das Wat Preah En Kosei. Im Eingangsbereich wird eine Kopie des Pferdes Balaha gezeigt, jener Großskulptur, die im Neak Pean Tempel fast im Wasserbecken versinkt bzw. nur in den Trockenzeiten des Jahres teilweise aus dem Wasser ragt. Balaha gilt als eine Emanation des Buddhas Lokeshvara (Avalokiteshvara). Das Pferd Balaha kann nochmals an der Einfahrt zum Airport Siem Reap besichtigt werden. Die geregelten Besuchszeiten im Angkor Conservation sind verbindlich und einzuhalten. Der Zutritt ist nur durch ein einziges Tor und nach Absprache mit dem Pförtner möglich. Werktags: 7 – 11.30 und 14 – 17.30 Uhr |
Autor Günter Schönlein
Auf meinen bisher acht Reisen nach Kambodscha habe ich viele Khmer-Tempel photographisch dokumentiert. Mit Pheaks Hilfe suchte ich auch viele schwer zu findende entlegene Tempel auf. In diesem Blog möchte ich meine dabei erworbenen Eindrücke und Kenntnisse gerne anderen Kambodscha-Liebhabern als Anregungen zur Vor- oder Nachbereitung ihrer Reise zur Verfügung stellen. sortiert nach Themen:
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