Wenig entfernt vom Wat Thmei versteckt sich in einer Seitenstraße ein sehenswertes Museum, bei Google Maps nichtssagend als Theam’s Gallery eingetragen. Unter diesem Namen würden vermutlich die meisten Google-Nutzer ein bestenfalls exklusiv ausgestattetes Geschäft vermuten, welches handgemalte Bilder mit Angkor-Motiven anbietet, was in Siem Reap durchaus legitim wäre, denn weder an Touristen noch an Malern mangelt es in der Stadt. Theam ist ein engagierter Maler, der seine Werke in einer eigenen Galerie präsentiert. In den meisten seiner Räume bietet er jedoch mehr als nur Bilder zur Ansicht. Nachdem im Eingangsbereich das Eintrittsgeld entrichtet ist, steigert sich das Staunen von Raum zu Raum, von Flur zu Flur, von Hof zu Hof. Von außen macht das Anwesen keinen großartigen, keinen weitläufigen Eindruck, doch innen bieten sich ungeahnte Möglichkeiten zur Präsentation von Kunstwerken und Kunstgegenständen. Die Ausstellungsobjekte zu den verschiedensten Themen in aller Vielfalt überraschen und versetzen die Besucher in Entzücken. Was der Maler alles gesammelt und sinnvoll arrangiert hat, übersteigt zumindest quantitativ den Umfang einer durchschnittlichen Privatsammlung. Die nach Themen aufgestellte Kollektion lässt sein Verständnis der Bandbreite zwischen Alltagskultur und Kunst aufscheinen. Sinnreich verteilt in verschiedenen Räumen hängen auch einzelne Bilder vom Maler Theam. Erst am Ende des Rundgangs befinden sich etliche Bilder von ihm in einem größeren Raum vereinigt, hier wäre tatsächlich der Begriff Theam’s Gallery zutreffend. Schon in den ersten Räumen des Rundgangs wird das Anliegen des Malers und Sammlers deutlich: sein Grundanliegen strebt danach, das Alltagsleben und das Leiden der Kambodschaner und ihre Verbindung zu den Göttern umfassend zu dokumentieren, Themen, die sich auch in seinen Bildern niederschlagen. Theam beweist mit ausgeprägter Sensibilität ästhetisches Verständnis, er versteht es, verschiedenste Objekte kontrastreich und doch harmonisch zu arrangieren. Der Wechsel zwischen stimmungsvollen Innenräumen und grünen Außenbereichen macht nicht zuletzt den Reiz dieser überreichen Sammlung aus. Auf jegliche Beschriftung der Kunstobjekte wird verzichtet. Die einzelnen Stücke wirken ohne Benennung. Die Blicke werden nicht durch klangvolle Namen oder wirkungsvolle Titel auf bestimmte herausragende Objekte gelenkt. Jeder kann ungehindert seinen Vorlieben frönen und sich an Götterstatuen, an Glocken, an Gebrauchsgeschirr, an Stoffen, an Möbeln, an Musikinstrumenten, an kunstgewerblichen und sonstigen Gegenständen erfreuen. Lauschige Innenhöfe bieten schattige Sitzgelegenheiten zum Ausruhen und Nachdenken. Wir folgen dem Ausstellungskonzept des Malers und veröffentlichen alle Fotos ohne Titel. Lim Muy Theam macht wenig Aufhebens von seiner Person. Über sein Leben ist in der Ausstellung kaum etwas zu erfahren. Mit neun Jahren erlebte er den Zusammenbruch des Regimes der Roten Khmer, das war im Jahr 1978. Tausende von Kindern waren im Sinne der neuen Ideologie gewaltsam umerzogen worden. 1980 emigrierte Theams Familie nach Frankreich, dort erhielt er seine Ausbildung als Maler. Theam vermag den Gesinnungs- und physischen Terror nicht vergessen. Sein Leben und sein Werk widmen sich der kollektiven Erinnerung, dem Nichtvergessen vergangener Leiden. Text und Fotos: Günter Schönlein
Korrektur: Vanessa Jones
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Das im Jahr 2021 neu eröffnete Provincial Museum Battambang ist für die Stadt ein echter Gewinn. In unmittelbarer Nachbarschaft zum alten Museum (im Bild rechts zu sehen) wurde das neue Museumsgebäude errichtet (im Bild links zu sehen). Über einen hellen Vorraum, eine Art Vestibül, gelangen Besucher in die große Halle. Schon der erste Blick in den Saal liefert den Eindruck herausragender Präsentation. Kunstliebhaber können aufatmen, fast alle Statuen stehen frei, sind von allen Seiten zu begutachten. Auch in den Seitenräumen bleiben betreffs der Aufstellung und der Beleuchtung der Objekte kaum Wünsche offen. Fast alle Exponate sind beschriftet. Für dieses Museum wurde Bestes geleistet. Der Wechsel vom alten ins neue Museum kann nur als gelungenes Projekt eingeschätzt werden. Battambang kann auf das Museum berechtigt stolz sein. Leider fehlt jegliche Werbung für diese Einrichtung. Nicht der bescheidenste Flyer ist greifbar. An einen Katalog ist nicht zu denken. Dem Haus einen Museumsladen anzuschließen, ist wohl nie erwogen worden. Hier besteht Nachholbedarf, zumindest nach europäischem Verständnis. Eines der Glanzstücke der Sammlung ist der selten schöne und wirklich einmalige Vishnu-Lintel im Prei Khmeng-Stil (7.Jh.) aus dem Prasat Bavel, der in der Eingangshalle bestechend auffällig ist. In Kambodschas Museen ist kein vergleichbarer Türsturz aus der Prei Khmeng-Periode zu sehen, auch internationale (westliche) Museen zeigten bislang keinen annähernd ähnlichen Lintel. Kurzum: Besucher können sich glücklich schätzen, ein Prachtexemplar früher Khmer-Bildhauerkunst bewundern zu dürfen. Die Bilderreihe zeigt von links nach rechts folgende Gottheiten:
Vishnu-Statue im Prei Khmeng-Stil (7.-8. Jh.) Herkunft: Baset Tempel Doppelseitige Stele (Brahmanic Borne) im Baphuon-Stil (11. Jh.) Herkunft: unbekannt Vorderseite: männliche Gottheit Rückseite: Ganesha Männliche Gottheit im Baphuon-Stil (11. Jh.) Herkunft: unbekannt Die Vorstellung herausragender Ausstellungsobjekte soll sich auf den Vishnu-Lintel und auf die Götterstatuen beschränken. Fünf Bilder geben stellvertretend Auskunft zum durchgängig hohen Niveau der Gesamtkollektion im Battambang-Museum. Der Besuch des neuen Museums in Battambang ist unbedingt anzuraten. Weit und breit existiert keine vergleichbare Kollektion hochwertiger Khmer-Kunst. Andere Provincial Museen in Kambodscha sind etwas kleiner aufgestellt und verfügen noch nicht über den zeitgemäßen Ausstellungsstandard. Auf Eintrittsgeld wird großzügig verzichtet, Spenden werden erwartet. Hinweis: Fotografieren ist uneingeschränkt erlaubt Fotos und Text: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones Der moderne Museumsbau wurde auf dem Areal der ehemaligen Zitadelle von Da Nang erbaut. An die Zitadelle erinnern nur noch die Außenmauern und einige historische Kanonen. Vor dem Museum steht auf hohem Sockel NGUYEN TRI PHUONG (1800-1873), ein Militärbefehlshaber, der als Mandarin in Diensten der Nguyen-Könige Minh Mang, Thiêu Tri und Tu Duc stand und sich im Jahr 1858 Verdienste bei der Verteidigung von Da Nang gegen die französische Eroberungsarmee erwarb. In französischer Gefangenschaft trat Nguyen Tri Phuong in den Hungerstreik und verstarb. Sein Leben und seine Taten bleiben unvergessen. Das Denkmal ist Zeichen der Hochachtung vor seinen Leistungen, die er für Vietnam erbrachte. Offiziell wird das Haus als Da Nang Museum geführt, tatsächlich müsste vom Historischen Museum Da Nang gesprochen werden. Alle Ausstellungsbereiche befassen sich mit der Geschichte der Stadt und der umliegenden Region. Die übersichtlich geordneten kulturhistorischen Präsentationen sind nicht nur für Vietnamesen relevant, auch ausländische, resp. westeuropäische Besucher werden sich nicht völlig verloren in den Sammlungen vorkommen, denn die französische Besatzungszeit ist Teil der Stadtgeschichte Da Nangs ebenso wie der Vietnam-Krieg. In der oberen Etage werden westlichen Besuchern die bekannten erschütternden Fernsehbilder nochmals in Erinnerung gerufen, welche um die Welt gingen. Bilder, welche damals die Gemüter wach rüttelten, weil diese und andere Aufnahmen die Greuel der sinnlosen unmenschlichen Kämpfe dokumentierten. Diese schrecklichen Ereignisse liegen Jahrzehnte zurück, scheinbar ist Gras über diesen Geschehnissen gewachsen, doch im Gedächtnis der Vietnamesen haben sich die physischen und psychischen Verletzungen unvergesslich eingebrannt und ebenso der starke Wille sich den ausländischen Eroberern zu widersetzen. Weder die Überreste der Bomben oder das zweckentfremdete Kriegs-Fahrrad noch die S/W-Fotos bedürfen einer Kommentierung, solche Bilder sprechen für sich, sagen mehr als Worte vermögen. Die Katu (auch Co Tu) sind eine ethnische Minderheit, die vorwiegend in Zentral-Vietnam und in benachbarten Gebieten von Laos leben. Wahrscheinlich haben sie außer der Sprache Mon-Khmer nichts mit den Khmern gemeinsam, jedoch beachtlich und eigenständig ist ihre Begräbniskultur. Ansehnliche hölzerne Grabhäuser bergen geschnitzte Särge, deren aufwendige Gestaltung sie aus westlicher Sicht zu Kunstwerken erhebt. Zwei Katu-Masken werden dekorativ präsentiert. Gegensätzlicher könnten die Masken-Gesichter nicht sein. Der Verwendungszweck dieser Masken wird verschwiegen, mehr als die Herkunft wird im englischen Text nicht genannt. Die linke Maske würde den Träger zum Blinden machen, denn die Augen sind verschlossen. Vielleicht wurden solche Blind-Masken den Toten aufgelegt? Das ist eine Beerdigungspraxis, die aus anderen Kulturen bekannt ist. Vielleicht könnte die Maske als Porträt entstanden sein und wäre somit ein Kunstwerk: das Bildnis eines jungen Katu-Mannes. In der rechten Maske sind Sehschlitze zur Orientierung ausgespart, diese könnte den Trägern als Tanzmaske gedient haben oder zu religiösen Festen für Ritualtänze verwendet worden sein. Die Xo Dang sind eine ethnische Minderheit, welche ebenfalls in der Provinz Quang Nam (südlich von Da Nang) beheimatet sind. Sprachlich verständigen sie sich in einem dem Mon-Khmer verwandten Dialekt. Ihren Unterhalt bestreiten sie hauptsächlich durch landwirtschaftliche Produktion. Religiös sind die Xo Dang noch animistischen Gebräuchen verhaftet, trotz überkommener Riten hängen sie aber gleichzeitig dem Christentum an. Zwei besonders auffällige Statuen, gefertigt aus Naturmaterialien (Holz und Bambusstroh), standen am Eingangstor eines Dorfes und stehen jetzt als fremdartig anmutende Exponate im Museum. Diese männlichen Figuren bestätigen den bis in die Neuzeit praktizierten Animismus der Xo Dang-Volksgruppe. Die hölzerne kugelförmige Urne stammt aus dem Avalokitesvara Kloster Hoa Hai, Ngu Hanh Son in Da Nang. Noch aufwendiger gestaltet ist der leider teilweise verstellte Wandschirm aus dem späten 19. Jahrhundert. Feinste Schnitzkunst und filigrane Perlmutteinlagen vereinen sich zum prächtigen Kunstwerk. Die leuchtenden Perlmutt-Motive heben sich vom dunklen Holz hervorragend ab, die schillernden Schattierungen, (das dem Material eigene Irisieren), betonen die vielfältigen Bildinhalte zusätzlich. Zu sehen sind liebevoll gestaltete Szenen aus dem Alltags- und dem religiösen Leben. Natur- und Landschaftswiedergaben verleihen den Bildszenen das typisch vietnamesische Gepräge. Den Wandschirm bekrönt kunstvoll durchbrochenes Schnitzwerk: zwei Drachen flankieren Kala. Neben Kunst- und Ritualobjekten werden auch simple Alltagsgebrauchsgegenstände präsentiert, so auch zwei Sätze schlichte Messing-Kochtöpfe. Touristenströme oder lautstark geführte Reisegruppen wird man im BAO TANG DA NANG nicht antreffen. Für das bescheidene Eintrittsgeld von 20.000 Dong = 0.80 Euro lohnt sich der Besuch des in Reiseführern nur selten empfohlenen Museums allemal, denn zu sehen gibt es in den verschiedenen Ausstellungsbereichen auf zwei Etagen mehr als genug. Die Außenaufnahmen vom Museum und die Wiedergabe der Eintrittskarte
stellte Birgit Schönlein zur Verfügung. Die Schwarz/Weiß-Reproduktionen der Fotos vom Kriegsgeschehen stellte Vanessa Jones zur Verfügung. Alle weiteren Fotos und Text: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones Wenig ist über die Sa Huyen bekannt, erwiesenermaßen existierte diese Ethnie im Zeitrahmen zwischen 500 v. Chr. und 100 n. Chr. Die Forschungsergebnisse zu diesem Volk sind spärlich und die wissenschaftlichen Untersuchungen sind noch längst nicht abgeschlossen, immerhin besteht Klarheit betreffs ihrer Bestattungsriten. In dem unscheinbaren in der Altstadt von Hoi An befindlichen, wenig ansehnlichen Museum (Bild 1) werden auf zwei Etagen seltene Artefakte der unbekannten SA-HUYNH-KULTUR präsentiert. Der WIKIPEDIA-Artikel zur Sa-Huynh-Kultur bezieht sich einleitend auf die Bestattungsriten: "Die Sa-Huynh-Kultur ist eine eisenzeitliche Kultur in Mittel- und Südvietnam, die im 4. Jh. v. Chr. entstand und um Beginn unserer Zeitrechnung ausklang. Sie gehört zu den wenigen eisenzeitlichen Kulturen in Südostasien, in denen die Toten vornehmlich in großen Tongefäßen bestattet wurden." (zitiert am 7.4.2023 aus https://de.wikipedia.org/wiki/Sa-Huynh-Kultur ) Annaliese Wulf schreibt im DuMont Kunst-Reiseführer VIETNAM unter der Überschrift Sa Huynh (Long Thanh)-Kultur: "Benannt ist sie nach dem Dorf Sa Huynh, das sich etwa im Mittelpunkt des Verbreitungsgebietes dieser Kultur befindet, die besonders Keramik erzeugte. Sie wurde im Trung Bo zwischen Quang Ngai und Binh Dinh entdeckt. In den Dörfern Thanh Duc, Phu Khuong und Long Than fand man ausgedehnte Nekropolen mit vielen Einzelgräbern. Die großen Beerdigungsurnen messen 80cm Höhe und sind teilweise sehr dünnwandig und zerbrechlich. Sie wurden in großer Zahl gefunden und enthielten außer menschlichen Knochen Grabbeigaben, Vasen, Kessel, Lampen, Eisenwerkzeuge, Schmuck, Perlen, Ohrgehänge, auch Bronzeschmuck, Glöckchen aus Bronze und Becher mit Füßen. Die Vasen sind mit geometrischen Mustern verziert, die Kessel bauchig gearbeitet. Einige Wissenschaftler glauben, daß die Sa Huynh-Kultur, die auf eine gut organisierte Agrargesellschaft schließen läßt, von Cham-Stämmen geschaffen wurde. Beweise gibt es bisher nicht, aber die Cham lassen sich im 1. Jh. n. Zt. in diesem Raum nachweisen." (Zitat S. 138) Zur Erklärung: Trung Bo bezeichnet die mittleren Regionen Vietnams. Es macht wenig Sinn, die von Annaliese Wulf genannten Dörfer auf einer Karte zu suchen, dem Leser sollte die Information genügen, dass sich das Verbreitungsgebiet (das Siedlungsgebiet) der Sa Huynh von Hoi An, über Quang Ngai bis nach Binh Dinh auf eine Nordsüdausdehnung von etwa 250-300km ausweitet. Ein Fundort mit den typischen Sa Huynh-Graburnen liegt nur 5km nordwestlich von Hoi An entfernt, es handelt sich um die Ausgrabungsstätte TRANG SOI. Laien oder Freizeitarchäologen würden sich dort sicher ergebnislos umschauen – meist werden Grabungsfelder wieder aufgeschüttet und dem ursprünglichen Bodenniveau angeglichen – die bessere Alternative ist der Besuch im MUSEUM OF SA HUYNH CULTURE in Hoi An. Bild- und Schrifttafeln und den Fundorten nachempfundene dreidimensionale Simulationen nebst den (echten!) Artefakte veranschaulichen die sensationellen Entdeckungen aus dem 1994. Zitat und Informationen aus
Annaliese Wulf Kunst-Reiseführer VIETNAM DuMont Buchverlag Köln 1991 ISBN 3-7701-2237-2 Fotos und Text: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones Die hier gebotene kurze Einführung zum Thap Chien Dan-Museum bildet die Fortsetzung bzw. den Anhang zum Thap Chien Dan-Tempelartikel. In dem eigens zur Aufbewahrung der Fundstücke auf dem Tempelgelände gebauten kleinen Gebäude werden die besten Fundobjekte präsentiert, übrigens liebevoll sortiert und fachgerecht beschriftet. Ein Aufsichtsbevollmächtigter öffnet nach Bedarf zu normalen Tageszeiten das Gebäude. Das Fotografieren ist uneingeschränkt erlaubt. Mehr kann man für einen Dollar weder erwarten noch verlangen. Die ersten fünf Fotos zeigen Architekturbauteile, welche (im Außenbereich) die Tempeltürme schmückten. Gerettet und gesichert wurden die oktogonale Turmkrone vom mittleren Turm (Bild 1), mehrere Akroterien (Bild 2), desweiteren stilisierte und figürliche Makaras (Bild 2 & 3), außerdem Reliefs im Pflanzendekor (Bild 2). Während die Architekturfragmente durchgängig zu Dekorationen deklariert sind, werden die kreisrunden Sandsteinplatten mit Lotos-Dekor (Bild 4 & 5) ohne Bezeichnung präsentiert. Der Laie vermag sich nicht den Verwendungszweck dieser schönen aufwendig gestalteten Abdeckungen vorstellen. Die runden Platten (Durchmesser etwa70-80cm) sind nicht so leicht, als dass sie ohne Schwierigkeiten täglich bewegt werden könnten. Was wird mit diesen Platten verschlossen worden sein? Der Einsatzort muss zugänglich und sichtbar gewesen sein, ansonsten hätte man auf die variierten Lotos-Dekorationen verzichten können. Die Kollektion beeinhaltet auch sehenswerte Götterreliefs, einige sind klar identifizert, andere werden nur als Göttin oder Gott bezeichnet. Der Kriegsgott Skanda (Bild 6) sitzt auf seinem Reittier, dem Pfau. Parvati (Bild 7) ist auch als Uma oder Durga, also die weibliche Schöpferkraft schlechthin, bekannt. Dreiköpfig wird der Gott Brahma dargestellt (Bild 8). Die Bilder 9 & 11 zeigen jeweils eine nicht benannte weibliche Göttin. Das Bild 10 zeigt einen betenden Menschen. Die Bilder 12 – 14 zeigen Fragmente von Tänzerinnen/Tänzer, die englischen Bezeichnungen auf den Museumsbeschriftungen dieser Objekte lauten durchgängig Dancer. Wo an oder in den Kalanen die offenbar einzelnen Tänzer-Reliefs ihren Platz hatten, ist vermutlich nicht mehr genau zu bestimmen bzw. werden diese Informationen dem Publikum vorenthalten. Betreffs Musik und Tanz hat das kleine Museum ein Prachtstück par excellance parat: das Relief Dancing girls (Bild 15). Aus Sicht des Autors sind auf diesem Fries zwei Tänzerinnen und zwei Musiker dargestellt, von links nach rechts zu sehen: eine Tänzerin, eine Musikerin, eine Tänzerin (eventurell auch ein Tänzer?) und eine Musikerin. Erkennungsmerkmal der Tänzerinnen: die Krone, Erkennungsmerkmal der Musiker: die hochgesteckte Haartracht. Die Verwandschaft zu den recht gut erhaltenen Reliefs mit Tänzerinnen und Musikern im Außenbereich des mittleren Tempels ist unverkennbar, (vergleiche die Bilder im Artikel THAP DIEN CHAN), das Relief im Museum war ein Teil der ehemaligen Sockeldekoration. Der qualitative Unterschied in der handwerklichen und künstlerischen Ausführung zwischen den Tänzern (Bild 12, 13 & 14) und den Tanzenden und Musizierenden auf dem Relief (Bild 15) liegt klar auf der Hand. Die Reliefs am Sockel waren für jeden Menschen zugänglich und jederzeit anzuschauen, während die Einzelreliefs vielleicht in Nischen der oberen Turmbereiche ihren Platz hatten, folglich nicht so detailliert gearbeitet werden mussten. Verständlich auch, dass mehrere Steinmetze für die bildnerische Ausstattung der Tempelanlage zuständig waren, weshalb schlichtweg unterschiedliche bildhauerische Handschriften an den Reliefs zu erkennen sind. Nicht jeder Steinschneider ist ein begnadetet Künstler, nicht jeder Bildhauer ein Michelangelo. Einige bemerkenswerte Tierskulpturen dürfen in diesem Museums-Bilderbogen nicht fehlen. Die seltsame Löwenschau (Bild 16, 17 & 18) offenbart ziemlich deutlich, dass die Bildhauer keine Vorstellung von einem Löwen bzw. nie einen gesehen hatten. Der asiatische Löwe bevorzugte den Indischen Subkontinent als Lebensraum, doch in Vietnam existierten niemals Löwen, folglich hatten die Bildhauer kein reales Löwenbild vor Augen. Die drei Löwen-Darstellungen konnten widersprüchlicher nicht ausfallen, wir blicken auf Fantasiegebilde. Anders verhält es sich mit den göttlichen Tierskulpturen (Bild 19, 20 & 21), hier mussten die Bildhauer auf tradierte Vorgaben indischer und javanischer Provenienz zurückgreifen. Die Schlange (Bild 19) ist als Holy Snake Naga deklariert. Der Buckelstier Nandi (auf Vietnamesisch: Nandin) steht Shiva als Reittier zur Verfügung (Bild 20) und Vishnu kann auf Garuda (Bild 21) als Reittier vertrauen. In Vitrinen hinter blind gewordenen matten Kunststoffglasscheiben fristen beachtliche Fundstücke ihr unbeachtetes Dasein. Nicht ohne Grund liegen und stehen diese Objekte unter Verschluss. Sie sind klein, schön und wertvoll, müssen deshalb geschützt werden, leider sind sie kaum zu erkennen. Materialermüdung verhindert wertschätzende Begutachtung. Trotz ungenügender Bildqualität müssen stellvertretend für alle in der betrüblichen Unkenntlichkeit schlummernden Exponate zwei Köpfe aus rotem Sandstein (Bild 22 & 23) gezeigt werden. Es macht wenig Sinn zu raisonieren, ob hier Götter oder Halbgötter dargestellt sind, gar noch zu grübeln, welche göttlichen Wesen sich hinter den Gesichtern verbergen könnten, vielmehr faszinieren die vertrauten menschlichen Gesichtszüge. Weshalb das Fragment einer Stele (Bild 24) den natürlichen Witterungseinflüssen ungeschützt unter freien Himmel preisgegeben wird, bleibt rätselhaft. Die Informationstafel (Bild 25) hingegen gibt keine Rätsel auf, sondern liefert den Interessenten wissenwerte Auskünfte. Fünfundzwanzig Fotos dokumentieren den unschätzbaren Wert einer kleinen Museumssammlung, die unbedingt einer Würdigung bedarf. Alle Exponate befanden sich ursprünglich an und in den drei Kalanen des Thap Chien Dan, sie gehören zum Tempel, wie alle noch am Tempel verbliebenen Reliefs. Wahrscheinlich wären viele Reliefs und Statuen längst verloren, hätten sie nicht einen gesicherten Standplatz in dem Museumsbau gefunden, dafür gilt den Archäologen und den zuständigen Behörden Lob und Dank zugleich.
Fotos und Text: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones |
Autor Günter Schönlein
Auf meinen bisher acht Reisen nach Kambodscha habe ich viele Khmer-Tempel photographisch dokumentiert. Mit Pheaks Hilfe suchte ich auch viele schwer zu findende entlegene Tempel auf. In diesem Blog möchte ich meine dabei erworbenen Eindrücke und Kenntnisse gerne anderen Kambodscha-Liebhabern als Anregungen zur Vor- oder Nachbereitung ihrer Reise zur Verfügung stellen. sortiert nach Themen:
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Der Blog enthält sowohl Erlebnis-Reiseberichte als auch reine Orts- und Tempel-Beschreibungen, siehe Kategorien "Persönliches" und "Sachliches" in der Liste von Tags oben, sowie eingestreute Beiträge zu anderen Reiseländern und Themen.
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