Zum Begriff: die Mauer → althochdeutsch: mûra → lateinisch: murus
Der Mauer verwandt ist ein Wall. Die Mauern von Babylon galten einst als Weltwunder. Der Hadrianswall trennte England von Schottland. Die Römer bauten den Limes. Deutsche besinnen sich auf die Berliner Mauer. Die weltweit bekannteste Mauer ist wohl die Chinesische, aus dem Weltall soll sie zu sehen sein. Mauern in geringeren Ausmaßen sollen Gegenstand dieser Betrachtung sein. Mauern dienen bis heute ureigensten Zwecken. Einerseits umrahmen sie bestimmte Bereiche, andererseits trennen sie Gebiete von einander ab, wiederum können Mauern Schutz bieten. Geläufig und vertraut sind Stadtmauern, Festungsmauern, Staumauern, Grenzmauern, Gefängnismauern, Friedhofsmauern, Stützmauern, Schallschutzmauern, Isoliermauern, Sichtschutzmauern . . . die Auflistung ließe sich fortsetzen. Wer eine Mauer überwindet, macht sich im Regelfall strafbar, bringt sich meistens in Gefahr. Wer ein Tor benutzt, wählt den offiziellen Weg und gelangt in jene Bereiche, die von Mauern umschlossen werden. Tempelareale mussten von Stadt- und Wohnbereichen abgetrennt sein, daran hat sich bis heute nichts geändert. Den heiligen Bezirk umschließen Mauern. Tempelmauern in Kambodscha haben sich viele erhalten. Alle weiteren Ausführungen widmen sich Tempelmauern aus verschiedenen Perioden der Khmer-Dynastien. Grundsätzlich gilt: Mauer ist eben nicht gleich Mauer. Generell unterscheiden sich die Mauern nach dem verwendeten Material und ihrer Form: Ziegel-Mauern Laterit-Mauern Sandstein-Mauern Tempelmauern in Sambor Prei Kuk
Teil 1 Sambor Prei Kuk = SPK: Einige Mauern haben sich in SPK fragmentarisch erhalten. König Isanavarman I. wählte im Jahr 616 die Stadt Isanapura zur Hauptstadt seines Chenla-Reiches. Die drei Tempelgruppen, die heute den Hauptbestand von SPK (Isanapura) ausmachen, waren jeweils von Mauern umgeben. Das besondere und einmalige der ältesten Mauern in SPK ist der Baustoff. Diese mehr breiten als hohen Mauern sind durchgehend aus Ziegelsteinen gefügt worden, wie eben auch sämtliche Tempel in SPK aus Ziegelsteinen erbaut wurden. Über die Zusammensetzung des Mörtels, den Klebstoff also, der die Ziegel verband, kann bis heute keine verbindliche Auskunft gegeben werden. Für die Tempel der Cham in My Son im heutigen Vietnam wurde wohl das gleiche Bindemittel verwendet. Angeblich ist die Zusammensetzung des Klebstoffes nicht reproduzierbar. Die Mengen der benötigten Steine überstiegen den normalen Bedarf. Vom 7. – 9. Jahrhundert muss die Ziegel-Produktion im Umland von Isanapura einen sagenhaften Aufschwung verzeichnet haben. Industrielle Massenfertigung nach heutigen Mustern war undenkbar. Ganze Familien werden mit der Herstellung von Lehmziegel befasst gewesen sein, dabei ist nicht zu unterschätzen, dass auch die Feldarbeit, die das Überleben sicherte, erledigt wurde. Jeder einzelne Stein musste in seinen hölzernen Rahmen geformt, an der Luft getrocknet und nach Aushärtung zur Baustelle befördert werden. Die äußeren, fast verschwundenen Mauern sind aus Laterit-Steinen geschichtet worden. Das Hauptaugenmerk gilt hier den Mauern, die den inneren Tempelbezirk umfassen.
Erst in jüngster Zeit wurde den Mauern in SPK ein höherer Stellenwert beigemessen. Viele der Mauerabschnitte sind im Boden versunken. Genauer gesagt: das ursprüngliche Bodenniveau hat sich auf Grund natürlicher Verwesungsvorgänge im Lauf von mehr als tausend Jahren deutlich angehoben. Wer aufmerksam die Mauern der Südgruppe, der ältesten Tempelgruppe in SPK, abschreitet, sofern Dschungelbewuchs den problemlosen Durchgang zulässt, wird das Ausmaß des Tempelbezirkes erkennen können. Bislang genügten vereinzelte Freilegungen an der Westmauer, um das Besondere dieser Mauer kenntlich zu machen. Jeweils neben den Toren finden sich im Außen- u. Innenbereich rechteckig umrahmte Kreisfelder. Diese im Durchmesser etwas weniger als einen Meter großen Medaillons zeigen mythologische Bildmotive. Die mangelhafte Erhaltung dieser Rundbilder erschwert die Deutung des jeweiligen Motives. In frühen Zeiten konnten die Menschen Bilder lesen, wie wir heute ein Buch lesen. Wer der Schrift nicht kundig war, dem vermittelten bildliche Darstellungen entsprechende Botschaften. Vor tausend Jahren wird kaum ein Mensch die Tempelmauern innen und außen abgeschritten haben, das ist heute nicht anders, doch im Bereich der Tore, den die Menschen garantiert passieren mussten, lohnte es Bildwerk anzubringen. Von den Toren in SPK haben sich nur wenige in schlechtem Zustand erhalten, auch diese waren in bewährter Ziegelsteinbauweise gemauert. Am besten haben die Torrahmen aus Sandstein die Zeiten überdauert. In einzelnen Bereichen der Mauern sind Rechteckfelder ohne Rundbild nachzuweisen, welche die Mauer strukturieren. Tempelmauern in Koh Ker
Teil 2 Koh Ker: Von den etwa zwei Dutzend Tempeln, die in Koh Ker gefahrlos besichtigt werden können, sind nur einige komplett von geschlossenen Mauern umgeben.
Nähert sich der Besucher dem Pram Tempel ↑, läuft also von Ost nach West, ist schon, ehe der weitestgehend zerstörte Gopura erreicht wird, die Tempelmauer von weiten erkennbar. Für Gopura und Mauer wurde ausschließlich Laterit verwendet. Der Pram Tempel ist in klarer Rechteckform von einer hohen Mauer komplett umgeben. Der einzige Zugang war durch den Ost-Gopura möglich. Das Größenverhältnis zwischen den fünf Tempeltürmen und dem Mauerring ist mehr als günstig gewählt, die optische Harmonie betreffs Breite und Höhe der Tempelanlage ist auf den ersten Blick bestechend. Die Morgensonne lässt das raue Laterit-Gestein wahrhaft leuchten, obwohl von diesem Material kaum eine Reflektion zu erwarten ist. Vom Fundament, üblicherweise breiter als die Mauer selbst, ist wenig zu erkennen. Auf dem Fundament lagern drei Reihen rechteckiger Quader, die wechselweise hochkant bzw. quer geschichtet wurden. Darauf wiederum lagert eine leicht nach oben sich weitende Mauerschicht, die mit einer waagerechten schlichten durchlaufenden Zierkante versehen wurde. Den Abschluss bilden überlappende dachförmige Dreiecksteine. Die Mauer ist durchweg einheitlich gestaltet, nirgends unterbrochen, so konnten die Grundformen der Steine in Serie gefertigt werden.
An dieser Stelle soll kurz auf Herkunft und Beschaffenheit des Baustoffes Laterit eingegangen werden. WIKIPEDIA informiert: Laterit (von lateinisch later „Ziegelstein“) ist ein in tropischen Gebieten häufig auftretendes Oberflächenprodukt, das durch intensive und lang anhaltende Verwitterung der zugrunde liegenden Gesteine entsteht. An der Luft getrockneter Laterit dient in manchen Gegenden der Erde als Bauziegel. (…) Laterite sind entweder weich bis bröcklig oder hart und physikalisch widerstandsfähig; sie können in Blöcken aus dem Boden gehauen und als Bausteine für einfache Häuser verwendet werden. Berühmte historische Beispiele sind die aus Lateritsteinen errichteten Tempelanlagen von Angkor. Auf diesen Gebrauch und das lateinische Wort later „Ziegelstein“ geht der Begriff Laterit zurück.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Laterit (zitiert am 09.09.2018)
Die Farbvarianten sind den unterschiedlichen Abbaugebieten geschuldet. Speziell in Koh Ker lassen sich die Feinabstufungen in Farbe und Qualität des Laterit-Gesteins genau studieren. In Koh Ker sind nicht nur Tempelmauern, sondern auch einige Tempel aus Laterit-Steinen gebaut. Der Vergleich zwischen Pram Tempel und Neang Khmau Tempel liefert nur einen von mehreren farbigen Belegen. Selbstredend trägt auch die Verwitterung zur Färbung der Steine bei. Moose rufen grünliche Tönungen hervor. –
Für den Neang Khmau Tempel wurde vorrangig Laterit präferiert. Die dunkelgraue Tönung des Materials nähert sich der Farbe Schwarz. Die einheitliche Dunkelfärbung des Neang Khmau Tempel scheint beabsichtigt. Der/die Baumeister haben sich bewusst für den dunklen Stein entschieden. Mauer, Gopura, Tempelturm und selbst noch die Akroterien, wurden aus Laterit gefertigt, einzig für den Sockel, die Türelemente und Stufen kam Sandstein zum Einsatz. Die Bauweise der Tempelmauer entspricht in seinen Spezifika den Eigenheiten der Mauer des Pram Tempel. ↓ Neang Khmau Tempel & Tempelmauer ↓
Der Prasat Thom, der Groß-Tempel in Koh Ker, vereinigt mehrere Tempel miteinander, demzufolge waren Mauern unumgänglich. Jeder einzelne Tempelbereich verlangte eine Abgrenzung. Der eigentliche Haupt-Tempel Prasat Thom ist von einer Sandsteinmauer umgeben. Die Sandsteinblöcke der unteren Mauerschichten fallen im Vergleich zu Laterit-Blöcken an anderen Mauern größer aus. Die Sandsteinblöcke sind winkelig behauen, was eine exakte Schichtung ermöglichte, folglich fielen die Fugen gering aus. Die vorletzte Mauerschicht wölbt sich leicht nach außen und weist eine Zierkante auf. Die obere Mauerschicht – das Dach der Mauer – entspricht wiederum der schon im Text zum Pram Tempel beschriebenen Dreieckform. Zusätzlich wurden hier die Dachschrägen leicht unterhöhlt, was erstens der äußeren Form eine nicht abzustreitende Eleganz verleiht und zweitens dem schnelleren Regenwasserablauf förderlich ist. Der eingearbeitete First – eine Art Doppelrinne – diente wohl nur einer verfeinerten optischen Komponente.
Das gesamte Prasat Thom-Areal war vollständig von einer Laterit-Mauer umschlossen. Diese Außenmauer war vermutlich durchgehend mit Lingas aus Sandstein bewehrt. Prasat Thom war der Königstempel, das religiöse Zentrum in Lingapura. In der Stadt der Lingas sollte das anikonische Symbol männlicher Schöpferkraft in vielfacher Ausfertigung schon an der Außenmauer sichtbar sein. Der Gott Shiva war somit allgegenwärtig.
Tempelmauern in Angkor
Teil 3 Angkor-Kerngebiet: Im Angkor-Kerngebiet sind Mauern nicht zu übersehen. Mächtig ragen sie auf. Die Ausmaße der Mauern sind niemals übertroffen worden.
Das Musterbeispiel einer Stadtmauer ist der geschlossene, quadratische, von fünf Toren unterbrochene Mauerring um die Stadt Angkor Thom. Etwa eine Million Menschen lebten innerhalb dieser bis zu 8m hohen Mauern und hier befand sich auch der Königspalast. Vom Königspalast selbst hat sich nichts erhalten, doch was von diesem Areal bis heute die Zeiten überdauerte, ist ebenfalls von einer hohen Mauer umgeben.
Der zentrale Tempel in Angkor Thom ist der Bayon. Die äußere Galerie des Bayon kann im erweiterten Sinn als Mauer angesehen werden. Der Grundriss des Bayon bestätigt diese Aussage. Die senkrechten durchweg gleichhohen Mauerwände eigneten sich bestens um Reliefbilder anzubringen. Seichte Feuchtgebiete des ehemals umlaufenden Wassergrabens sind noch (vor allen nach den Regenmonaten) in einigen Außenbereichen zu sehen. Der Wassergraben übernahm die Funktion einer Mauer, erfüllte den Zweck der Abtrennung. Überquert wurde der Graben östlich, wie auch heute die meisten Besucher des Bayon ihre Besichtigung im Osten beginnen.
Deutlicher ist die Trennung zwischen Mauer-Galerie und Tempel am Baphuon kenntlich. Zwar steht der Baphuon auf einem mächtigen Sandsteinsockel, doch die umlaufende, nur partiell erhaltene Galerie übernimmt die Funktion einer inneren Mauer.
In den Außenbereichen des Baphuon sind die Überreste einer Mauer noch deutlich zu sehen. Scheinbar läuft man auf einem Damm entlang, tatsächlich ist man auf der Außenmauer unterwegs. Im Nordbereich wird deutlich, dass den Baphuon eine Sandsteinmauer umgab, was sich im Westbereich noch klarer erschließt, denn hier haben sich der prachtvolle Gopura und anschließende Mauerteile erhalten. Wer den Baphuon außen abschreitet, wird auf Schritt und Tritt Belege für eine Außenmauer finden: loses Steinmaterial lagert tonnenweise neben und auf dem Weg. Leider hat sich vom Nord-Gopura fast nichts erhalten. Umherliegende Lateritsteine in diesem Bereich geben Rätsel auf, wurde doch am Baphuon flächendeckend Sandstein verwendet.
Wer sich dem Baphuon vom Osten nähert und den nördlichen äußeren Weg benutzt, der kann die hohe Mauer, die den Königspalast umgibt, nicht übersehen. Geschlossener und in einem besseren Zustand ist keine Mauer innerhalb von Angkor Thom.
(Anmerkung: Ich verwende ungern das irreführende Wort Königspalast, denn ein Palast ist nirgends zu sehen. Sämtliche handelsüblichen Reiseführer frequentieren den Terminus Königspalast. Um jedoch Irretationen zu vermeiden, schreibe ich weiterhin Königspalast und meine immer das rechteckige Areal, in dem sich der Königspalast befand.) Ein kurzer Weg vom Baphuon führt in den südlichen Königspalast. Ein erstes Tor muss durchschritten werden. Es lohnt diese Mauer ein wenig näher in Augenschein zu nehmen. Die Mauer ist durchgehend aus Laterit-Blöcken aufgeschichtet. Zwischen dem verbreitertem Fundament und dem Mauerdach liegen sieben Schichten Steine. Schon der erste Blick an der Mauerwand entlang verrät, wie akkurat hier gearbeitet wurde. Ohne Leitern war die Mauer nicht zu übersteigen. Der König konnte sich durchaus auf gesichertem Terrain bewegen.
Die Tempelpyramide Phimeanakas verfügt über vier, den Himmelsrichtungen adäquate steile Zugänge. Nicht klar ist, ob der Tempel von einem Wassergraben oder von einer Mauer umgeben war. Während und nach der Regenzeit steht Wasser im Graben. Möglich wäre die Annahme, dass alle Steinmaterialien, die um den Phimeanakas lagern, die Reste einer inzwischen verlorenen Mauer sind. Hier werden sich die Ansichten teilen. Ein Wassergraben erfordert ebenfalls steinerne Befestigungen. Allerdings hätte es, dieser Annahme folgend, vier aufwendiger Brücken bzw. Dämme bedurft, um zum Tempel zu gelangen. Im Falle eines Wassergrabens stünde der Tempel mehrere Monate des Jahres buchstäblich im Wasser.
Kluge Architekten würden derartige Pläne verwerfen. Mauer oder Nicht-Mauer, das ist hier die Frage. Noch präziser gefragt: Wassergraben und/oder Mauer?
Hier ist nicht der Platz, bewährte Angkor-Termini über den Haufen zu werfen.
Die Elefanten-Terrasse ist und bleibt eine Terrasse. Wenig anfechtbar ist aber die Tatsache, dass sämtliche Elefanten-Reliefs die mehrfach gegliederten Flächen einer Mauerwand bedecken. Die Elefanten-Mauer kann auch als zusätzliche Abschirmung der nördlichen Tempelanlagen betrachtet werden, denn hinter der Elefanten-Terrasse/Mauer liegen der Baphuon, der Phimeanakas und das Königspalast-Areal. Gleich im Anschluss an die Elefanten-Terrasse ragen nördlich die Mauern der Lepra-König-Terrasse auf. Sechs Meter hohe Mauern sind mit feinsten Reliefs bedeckt. Die senkrechten Wände dienen innen und außen ausschließlich als Träger einmaliger Relief-Register. Eine Gliederung oder Abtrennung bestimmter Bereiche wurde hier nicht beabsichtigt.
Weltberühmt ist das Angkor Wat. Täglich besichtigen tausende Menschen diesen Tempel. Fast alle Besucher benutzen den breiten West-Steg zur Tempelanlage. Vielfältige Eindrücke bei einer ersten Besichtigung verhindern die intensive Auseinandersetzung mit allen lokalen Spezifika. Nur wenige Besucher gelangen bis an die äußeren Tore von Angkor Wat. An den Toren Süd, Ost und Nord herrscht kein Andrang, dabei sind die Tore durchaus sehenswert, ihre Gestaltung ist nicht minder prachtvoll als das Angkor Wat. Brautpaare lassen sich an den Toren fotografieren. An diese Tore schließen sich Mauern an. Den wenigsten Besuchern ist bewusst, dass auch das grandiose Angkor Wat von einer Außenmauer umschlossen ist. Dichter Baumbewuchs lässt die Mauer verschwinden. Von der obersten Tempelebene ist sie nicht zu sehen, dennoch ist diese hohe Mauer vorhanden, sie ist weitestgehend unversehrt erhalten. Leider wurde am Ost-Tor willkürlich ein Durchbruch in die Mauer gerissen, weil gewisse Menschen (VIPs) unbedingt mit ihren Fahrzeugen (SUVs) im Klosterareal unterwegs sein wollen. Nicht zwangsläufig müssen interessierte Besucher eines der äußeren Tore aufsuchen, um der Mauer ansichtig zu werden. Einfacher ist es, die West-Variante zu wählen. Wer den ungewöhnlich prächtigen West-Gopura mit seinen herrlichen Galerien von außen vollständig besichtigt, was auf dem Rückweg am Nachmittag (bestes Licht!) geschehen könnte, kommt nicht nur in den Vorzug sich an den wunderschönen Devata-Reliefs zu erfreuen, sondern gerät auch in unmittelbare Nähe der Tempelmauern, die sich nördlich und südlich an die Galerien anschließen. Nur wenige hundert Meter sind zu Fuß zu bewältigen, eine geringe Wegstrecke, die Gewinn bringt, nicht nur der Mauern wegen.
Teil 4 Angkor-Gebiet: Läge Banteay Samre nur ein wenig näher an den berühmten Tempeln Angkor Wat und Bayon, wäre Banteay Samre gewiss ein Publikumsmagnet. Auf Grund seiner externen Lage im östlichen Bereich des Angkor-Gebietes gerät man kaum in Kollision mit anderen Tempel-Liebhabern.
Der Tempel Preah Khan wurde im 12. Jahrhundert nördlich von Angkor Thom errichtet. Korrekterweise muss von einer Stadt gesprochen werden. Ehe Angkor Thom fertiggestellt war, lebten innerhalb der Stadtmauern tausende Menschen. Die Stadt, einst Nagarajayashri geheißen, umgab den Tempel und war von einem Wassergraben und einer hohen Mauer eingefriedet. Länge und Breite des Areals sind beträchtlich: 900m x 750m. Durch vier Tore konnten die Menschen in die Stadt gelangen. Durch weitere Tore gelangten die Menschen zum Tempel selbst. Insgesamt existieren in Preah Khan vier Mauerringe. Der äußere Ring misst 800m x 700m. Diese Außenmauer ist nicht komplett erhalten, war aber vollständig aus Laterit-Steinen gefügt und mit tausenden Sandsteinzinnen bekrönt. In jeder dieser Zinnen thronte ein sitzender Buddha, wenn man so will, konnte jede einzelne Zinne als kleiner Tempel betrachtet werden. Buddha war schon im Außenbereich des Tempels präsent. Auffälliger sind allerdings die gigantischen Garudas zu Seiten der Tore. Kein Gopura im Angkor-Gebiet wird von auch nur annähernd vergleichbaren Bildhauerwerken flankiert. Die Figuren sind nicht zu übersehen, weil sie einmalig sind. Zwar können die äußeren Tore von Banteay Kdei ebenfalls mit übergroßen Garudas aufwarten, doch hier sind die geflügelten Reittiere Vishnus in den Torbau integriert. Die Vahanas schmücken das Tor, nicht die Mauer. Man muss sich vor oder neben den Garudas von Preah Khan postieren, erst aus der Nähe wird die wahre Größe der Bildwerke offensichtlich. Selten ist im Angkor-Gebiet in Sandstein plastischer gearbeitet worden. Die Mischwesen – halb Mensch, halb Adler – treten fast aus der Wand heraus, dabei stehen sie mit den scharfen Krallen nicht auf dem Boden, sondern klammern die Naga. Die ewige Feindschaft zwischen Garuda und der Naga kann kaum drastischer moduliert werden. Mag sich die Naga auch noch so kraftvoll aufbäumen, herrisch ist die Siegerpose des Adlers. Bis heute ist im südostasiatischen Lebensraum die magische Kraft dieses Götterboten ungebrochen: Garuda als Mittler zwischen Göttern und Menschen.
Im Umfeld von Ta Prohm lebten tausende Menschen, Bauern und Handwerker, die für das Wohl des Tempelpersonals sorgten. Die Tempelanlage Ta Prohm ist von vier Mauerringen umschlossen. Die äußere Mauer misst 1000m x 650m. Die nächste Mauer misst nur noch 250m x220m. Die dritte Mauer ist im Abmaß fast ein Quadrat 112m x 108m. Die vierte Mauer umgibt den Tempel selbst, der wiederum von einer Galerie umfangen wird. Jeder Mauerring wird von jeweils vier Toren unterbrochen. Die Skizze reproduziert annähernd maßstabgerecht die Größenverhältnisse der Mauern und die Lage der Gopuras.
Am Nord-Tor von Banteay Kdei fahren viele Besucher häufig achtlos vorbei, ohne zu ahnen, was ihnen entgeht. Die Tore mit dem Abbild des Gottes Avalokiteshvara sind den Besuchern nach Besichtigungen von Angkor Thom vertraut. Das Foto zeigt deutlich die geschlossene Mauer, die nahtlos mit dem Gopura verbunden ist. Die Mauerbekrönungen sind nicht durchgehend geschlossen vorhanden. Wer sich der Innenseite des Gopura zuwendet, wird sehr gut erhaltene Garudas entdecken. Ganz eifrige Besucher können einige hundert Meter südlich bis zum Wassergraben gehen. Auf der anderen Seite des Grabens sind der nächste Mauerring und der Gopura zu sehen. Die Überreste sind bescheiden, doch werden die Abstandsverhältnisse der Mauerringe zueinander klarer überschaubar.
Besonderheiten-Vergleiche:
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Autor Günter Schönlein
Auf meinen bisher acht Reisen nach Kambodscha habe ich viele Khmer-Tempel photographisch dokumentiert. Mit Pheaks Hilfe suchte ich auch viele schwer zu findende entlegene Tempel auf. In diesem Blog möchte ich meine dabei erworbenen Eindrücke und Kenntnisse gerne anderen Kambodscha-Liebhabern als Anregungen zur Vor- oder Nachbereitung ihrer Reise zur Verfügung stellen. sortiert nach Themen:
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