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Nachdem sich Teil I der Exkursion auf Holzklöster in Bagan beschränkte, weitet sich der Radius der Betrachtung aus. Ein sehenswertes Holzkloster steht in Sale (auch Saley). Die kleine Stadt Sale liegt etwa 60km südlich von Bagan. Nur wenige Schritte neben der Hauptstraße, die am Irrawaddy endet, befindet sich das Yokesone Kloster. Schon allein wegen der Yokesone Monastery lohnt sich die Fahrt nach Sale. Wer in Sale mehr als nur diese Klosteranlage sehen möchte, wird ebenfalls nicht enttäuscht. Es haben sich ein reichliches Dutzend Tempel aus der Bagan-Ära erhalten und die neueren Klöster in Sale sind auch nicht völlig unansehnlich. Enthusiastische Tempelliebhaber könnten abends beim Dinner euphorisch verkünden, sie seien heute in Klein Bagan unterwegs gewesen. Sale hat es bislang noch nicht verstanden, sich gebührend zu vermarkten. Es wird Gründe für diese Zurückhaltung geben, doch gibt es keinen einzigen Grund, die Yokesone Monastery nicht zu besichtigen. Die gepflegten Anlagen im Umfeld verwundern zunächst, aber strikt eingehaltene Öffnungszeiten und Hinweisschilder verdeutlichen, dass Besucher des Yokesone Klosters (Bild 1) ein Museum betreten. Im Jahr 1996 wurde das Kloster (Kyaung) in ein Museum umgebaut. Der Museumsbereich beschränkt sich ausschließlich auf das Holzkloster (Bild 1). Im hinteren Bereich der Klosteranlage haben sich weitere ältere Bauten erhalten und dort leben auch Mönche, noch existiert aktives Klosterleben. Die riesigen Steintreppen fesseln den Blick und lassen den Holzbau fast niedrig erscheinen (Bild 1). Die schematische Zeichnung auf hölzernem Panel (Bild 2) zeigt die tatsächlichen Ausmaße der Anlage. Gut zu erkennen ist der durchgängige Säulenbau. Das Kloster steht sozusagen auf Stelzen: Schutzmaßnahmen gegen Wasser und wilde Tiere (etwa Schlangen). Sehr übersichtlich und klar gegliedert sind die einzelnen Bereiche und Aufbauten des Klosters. Langgestreckte Rechtecke schienen das verbindliche Muster für die Grundrisse solcher Holzklöster zu sein; und vorgeschrieben war wohl auch, dass sich die Ein- und Ausgänge im mittleren Bereich zu befinden haben. Die Draufsicht würde beweisen, dass die Ausgänge auf der Südseite des Klosters axial den Eingängen zugeordnet sind. Die einzig gültige Prämisse lautet: rechtwinklige Symmetrie: also Übersichtlichkeit, keine verwirrenden Gänge, keine versteckten Winkel. Die geradlinige kurze Durchquerung des Klosters war in beiden Richtungen gewährleistet. Diesbezüglich und betreffs weiterer Ähnlichkeiten bietet sich der Vergleich mit dem Nat Taung Kyaung in Bagan an (Bilder 16 – 32 im Artikel HOLZARCHITEKTUR IN MYANMAR I). Der umlaufende Zaun wurde (wie auch am Nat Taung Kyaung in Bagan) an den äußeren, kürzesten Pfeilern befestigt. Alle anderen, inneren Tragpfeiler sind länger und dienen als Lastaufnahme für sämtliche Aufbauten. Über verbindende Elemente, Stützträger und Verschränkungen soll hier nicht referiert werden, das sind Details, auf die ein Schreiner schauen würde. Dieser Artikel liefert vorrangig mehr oder weniger Außenansichten. Die Aktenlage zum Yokesone Kloster ist aufgedeckt, hier gibt es keine Zweifel. Das Kloster wurde im Jahr 1882 erbaut, zu dieser Zeit regierte König Thibaw, der letzte König der Konbaung-Dynastie. Derlei Zahlenangaben erinnern meist an das Jahr der Einweihung der Tempel oder Klöster, denn manche Klosterbauten in Burma können unmöglich in einem Jahr hochgezogen worden sein. Ein Stupa ist recht schnell gemauert und verputzt, doch eine Klosteranlage erfordert mehr Aufwand. Besucher sollten niemals vergessen, alle Bauten wurden mühevoll per Handarbeit und ohne technische Hilfsmittel erstellt. Wie bereits erwähnt, wurde das Yokesone Kloster im Jahr 1996 zum Museum umgestaltet. Gelobt werden die prächtigen Schnitzarbeiten, die vorwiegend im Außenbereich an der Nordseite zu sehen sind. Das dunkle Holz macht sie kenntlich. Die erklärende Beschilderung einzelner Figuren und Figurengruppen wird in zwei Sprachen (birmanisch und englisch) gegeben und zielt auf ein interessiertes, doch schon aufgeklärtes Publikum. Dargestellt in teilweise fast naiven Szenerien sind Jataka-Episoden, also Geschichten aus Buddhas vielen, vielen Vorleben. Einige Schnitzarbeiten erscheinen ziemlich aufgefrischt – wenn sie denn nicht wirklich neueren Ursprung sind? Der Unterschied zu dem alten Schnitzwerk kann schon farblich wahrgenommen werden und die stilistischen Unterschiede fallen selbst dem Laien auf. Wichtig und sehenswert sind die wenigen wirklich alten Sammlungsstücke im Kloster. Die Qualität der handwerklichen Ausführung unterscheidet die neueren (Bild 5-7) von den älteren Schnitzarbeiten (Bild 9-10). Erläuterungen zu einzelnen Jataka-Szenen finden sich selten, sind insofern sehr willkommen, auffällig, dass hier (wie auch im Nataun Kyaung Bagan) wieder Kinnara und Kinnari zu sehen sind. Deutlich sind innerhalb der Dachlandschaft die apotropäischen Spitzen zu erkennen, die ebenfalls schon am Nataun Kyaung in Bagan zu sehen waren und deren Zweck im Artikel HOLZARCHITEKTUR IN MYANMAR I erklärt wurde. Der Favorit unter den Statuen ist zweifellos der bekrönte stehende Buddha aus dem 13. Jahrhundert, der unbedingt und zweifelsfrei der Bagan-Epoche zuzurechnen ist (Bild 11 & 12). Durchaus ansehnlich, doch schon eher kunstgewerblichen, als religiösen Aspekten verpflichtet, ist die Buddha-Statue (Bild 13) aus dem 19. Jahrhundert. Außer einigen wirklich hervorragenden Buddha-Statuen werden auch Möbel (Schränke und Truhen) und ein Thron gezeigt. Schön sind auch einige Deckenpanelen (Bild 14 & 15) anzuschauen. Hier wurde nicht nur üppig geschnitzt, sondern auch mit differierenden Holzfarben Wirkung erzielt. Die Farbabstufungen schaffen eine wohltuend freundliche Atmosphäre in den relativ hohen Räumen. Die quadratischen Kassettenfelder fassen jeweils ein blütenähnliches Ornament ein, ohne direkt auf eine Lotosblume anzuspielen. Insgesamt wird mehr Wert auf den Eindruck als auf den Ausdruck gelegt. Die runden Stützpfeiler zeigen ganz oben zwei Perlenringe, die wie zarte Kapitelle wirken. Schenkt man der Beschriftung Glauben, stammt die fragmentarische hölzerne Einfassung für einen Thron (Bild 14), aus dem 13. Jahrhundert, also aus der Spätzeit der Bagan-Epoche. Das ist eine Rarität, die es nicht oft zu sehen gibt. Was hier in Holz geschnitzt wurde, entspricht den Stuckaturen vieler Tempel in Bagan. Die Muster der Zierelemente sind identisch. Makara, Löwe und Kinnara-Buddha sind in Holz gestaltet, wie sie an den Tympana einiger Bagan-Tempel zu finden sind. Bildbeispiele werden in den Artikeln STUCKATUREN IN BAGAN TEIL 4 und TEIL 5 gezeigt. Selten schön gearbeitet, jedoch gewiss eher der Volkskunst zugehörig, sind die liebevoll und mit viel Fantasie ausgeführten Steinkappen auf den Pfeilern, welche dem Schutz des Holzes dienen. Diese Kappen sollen das Regenwasser ableiten (Bild 14 – 16). Besonders reizvoll nehmen sich die Blicke hinter die Kulissen aus. Ein Rundgang im bewohnten Teil des Klosters bietet Ansichten vom Alltagsleben der Mönche. Zu begutachten sind ein altes Klostergebäude und die Wohnungen der Mönche. Was einerseits sehr schlicht und fast schmucklos erscheint, ruft andererseits Staunen hervor. Überdimensionierte Stufenaufgänge vor glatten Bretterwänden muten seltsam an. Erst die Vorderseite des alten Klosters gibt die ehemalige Pracht zur Ansicht. Jeder aufmerksame Laie gerät unwillkürlich ins Zweifeln. Steht er hier wirklich vor Nebengebäuden des Yokesone Klosters oder vor einem zweiten, vielleicht dem ursprünglichen, dem alten, nämlich älteren Kloster? Vorstellbar wäre folgender Verlauf: nachdem 1996 das Kloster entweiht und zum Museum umfunktioniert wurde, musste den Mönchen ein "Ersatzkloster" zugewiesen bzw. eingerichtet werden. Der Erhaltungszustand einer solchen Interimslösung müsste dann aber neuer aussehen als das Kloster-Museum. In Wirklichkeit vermitteln die Gebäude hinter dem Museum den Eindruck, als seien sie die älteren. Vergleicht man die Steintreppen und die Holzarbeiten kann im Mindesten angenommen werden, dass hier zwei Klöster in unmittelbarer Nachbarschaft errichtet worden sind, denn derart viele alte Versatzstücke, die eine komplette Dekoration und Ausstattung eines weiteren Klosters ermöglichten, können beim Museumsumbau nicht übrig geblieben sein. Weshalb sollten Wohngebäude mit den gleichen prächtigen Treppenaufgängen und herrlich geschnitzten Türen versehen worden sein, die üblicherweise nur in die Klöster führten? Fragen über Fragen. Welche der Vermutungen der Wahrheit am nächsten kommen, sei dahingestellt, die versteckten Ansichten außerhalb des Museums hinterlassen jedenfalls bleibende völlig andere Eindrücke, die sich mit den im Museum aufgenommenen Impressionen alternierend vereinen. In der Buchausgabe BIRMA MYANMAR verliert Wilhelm Klein auf Seite 262 nur einen Satz zur Stadt Sale: » Flussabwärts erkennt man in Sale eine von Japanern erbaute Düngemittelfabrik. « - Etwas mehr als nur eine Industrieanlage hat Sale dann doch zu bieten. Ehe die Japaner kamen, standen in Sale längst schon Tempel und Klöster. Weshalb Kreuzfahrtschiffe hier keinen Stopp zur Besichtigung des Yokesone Klosters einlegen bleibt rätselhaft.
Benutze Literatur: BIRMA MYANMAR von Wilhelm Klein. Apa Guides, Ausgabe 1996 Informationen aus: https://en.wikipedia.org/wiki/Yokesone_Monastery,_Salay Buch-Tipp: Sylvia Fraser-Lu: Splendour In Wood: The Buddhist Monasteries of Burma 344 Seiten, New York, Weatherhill 2001 Fotos: Günter Schönlein & Vanessa Jones Text: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones
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Autor Günter Schönlein
Auf meinen bisher acht Reisen nach Kambodscha habe ich viele Khmer-Tempel photographisch dokumentiert. Mit Pheaks Hilfe suchte ich auch viele schwer zu findende entlegene Tempel auf. In diesem Blog möchte ich meine dabei erworbenen Eindrücke und Kenntnisse gerne anderen Kambodscha-Liebhabern als Anregungen zur Vor- oder Nachbereitung ihrer Reise zur Verfügung stellen. sortiert nach Themen:
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