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Vierter Reisetag: Mathura – Sikand(a)ra – Agra Mathura Government Museum Akbars Tomb Kanch Mahal Lodi Tomb Sikandra R C Cementery: Red Taj Geplant war und gelohnt hat sich auf dem Weg von Delhi nach Agra der Zwischenstopp in Mathura . Die Kollektion vom Mathura Government Museum wollten wir unbedingt gesehen haben. In diesem Haus wird (soweit uns bekannt ist) die größte Sammlung in Indien präsentiert, welche sich umfassend der Mathura-Kunst widmet. Im Gegensatz zu den weltbekannten buddhistischen Bildwerken aus Gandhara (Pakistan) stehen die annähernd zeitgleich in Nord-Indien, nämlich in der Region MATHURA entstandenen ebenfalls buddhistischen Kunstwerken noch immer etwas im Schatten der internationalen Kunstbetrachtung und fristen ein unverdientes Nischendasein, so zumindest unser persönlicher Erkenntnisstand. Das Government Museum leistet einen würdigen Beitrag, um Licht auf das Dunkel der Mathura-Periode zu werfen. Der geringe Eintrittspreis steht in keinem Verhältnis zum unschätzbaren Wert der Sammlung. An einem Sonntagvormittag waren wir zwei Stunden hindurch fast die einzigen Besucher. Die Kollektion ist hochwertig, leider werden viele Objekte in Glasvitrinen präsentiert, deren Scheiben blind geworden sind und geputzt werden müssten, aber alle Exponate sind vorbildlich zweisprachig beschriftet. Fotografieren ist unbeschränkt gestattet. Leider waren die Lichtverhältnisse in den Sälen ungünstig, Sonnenreflektionen und lästige Spiegelungen beschädigten manches für uns wichtige Foto, so dienen etliche der digitalen Festschreibungen lediglich als Informationsdateien. Gern hätte ich einen Museumskatalog gekauft, doch der ist noch nicht aufgelegt, wahrscheinlich noch nicht geschrieben. Schade, doch immerhin haben wir von der MATHURA-KUNST detailliertere Vorstellungen gewonnen als wir je zuvor besaßen. Die meisten Mathura-Objekte wurden aus rötlich getöntem Sandstein geschaffen, so auch der Buddha Maitraya aus dem 2. Jahrhundert. Das folgende als Gemeinfrei deklarierte Maitraya-Foto steht im WIKIPEDIA-Artikel Buddhistische Kunst unter der Überschrift Ikonische Periode (1.Jh. bis heute) Gandhara und Mathura als Belegbeispiel für die Mathura-Kunst. Das hervorragende Kunstwerk wird in der Dauerausstellung im Pariser Musée Guimet gezeigt. Als Bestätigung für intensive Forschungsarbeit und ausreichende Besucherinformation wurden den zwei folgenden Kunstwerken die entsprechenden zweisprachigen Schrifttafeln gegenübergestellt. Überzeugend natürliche Darstellungen menschlicher Körper zeichnen die verschiedenen Epochen der Mathura-Periode aus. Das Verhältnis zur ungezwungenen Körperlichkeit verleiht allen Statuen Lebendigkeit, gleich ob Mann, ob Frau, gleich ob Gott, Halbgott, Buddha oder Prinz, die beim Betrachter Wohlwollen und Gefallen hervorrufen und den Eindruck hinterlassen, hier haben lebende Menschen Modell gestanden, zweifellos, diese Figuren wurden fernab jeglicher Atelierkunst geschaffen. Nur wenige Kaiser und Könige wurden mit dem Attribut Der Große versehen und sind als verbindliche Begriffe schlagwortartig in die Geschichte eingegangen. Jeder hat wohl schon die Namen Alexander der Große oder Friedrich der Große vernommen. In Indien wird Akbar der Große verehrt. Akbar regierte von 1552 bis zu seinem Tod im Jahr 1605, für damalige Verhältnisse ein ungewöhnlich langer Zeitraum. Neben dem Kaiser Ashoka wird Akbar als zweiter bedeutender Herrscher Indiens, der ein genialer Stratege war und den Religionen tolerant gegenüber stand, verehrt. Anschauliche Beispiele für sein Wirken sind heute zu Zielen avanciert, welche Touristen aus aller Herren Länder besuchen: aufgesucht werden die Stadt Fatehpur Sikri, das Fort in Agra und nicht zuletzt Akbarˈs Grabmal in Sikandra (oft auch Sikandara geschrieben). Betreffs dieser herrlichen Grabanlage Worte zu suchen, ist überflüssig, Besucher werden sich auch ohne Erklärungen an der harmonischen Architektur erfreuen und die weitläufige Gartenanlage, ein Char-Bagh, genießen. Leider lagen im November 2024 die Kanäle und Brunnen trocken, das lässt sich entweder auf Wasserknappheit oder auf mangelnde Pflege der Pumpanlagen zurückführen. Wasser sparen zu wollen, hätte mit Vernunft zu tun, technische Anlagen verkommen zu lassen, wäre eine peinliche Unterlassungssünde. Das unvollendete (oder zerstörte?) Lodi-Grab in der Nähe vom Kanch Mahal ist das interessantere der beiden Bauwerke, die nahe der Grabanlage Akbars zu finden sind. Das durchaus ansehnliche Kanch Mahal diente verschiedenen Zwecken, unter anderem als Sommerresidenz und als Jagdschloss. Die stattliche Lodi-Grabanlage wurde auf einem quadratischen Sockel errichtet. Die oktogonale Bauform bezieht sich auf bewährte Architekturmuster der aus Afghanistan nach Nord-Indien eingewanderten Lodi, welche von 1451 – 1489 die Regierung vom Sultanat Delhi übernahmen. Um einen zentralen Raum reihen sich peripher kleinere Grabkammern. Das Panoramafoto der Innenräume offenbart die Verbindungen der Räume miteinander, woraus die lichte Architektur resultiert. Wer dort seine letzte Ruhe fand, bleibt bis heute Vermutung bzw. Rätsel. Die Forschung stuft den Bau des Grabmals in die Jahre 1517 – 1526 ein. R C Cemetery? Die Abkürzung R C meint schlichtweg Roman Catholic Cemetery. Dieser in Nordindien älteste christliche Friedhof wurde 1550 angelegt, um armenische Christen zu beerdigen, die sich während Akbars Herrschaft in der Stadt angesiedelt hatten. Das schönste und auffälligste Mausoleum auf diesem Friedhof ist das Grab für den 1803 gestorbenen Offizier John William Hessing, welches seine Witwe zum Gedenken an ihren Mann erbauen ließ. Dieser ansehnliche Bau im Mogul-Stil wird als "The Red Taj" bezeichnet. Weitere kleinere Gräber im Mogul-Stil machen den überschaubaren Totenacker zum Ort der Ruhe und Beschaulichkeit. Wer dem quirligen Treiben und dem Lärm in Sikandra und sei es nur kurzfristig entgehen möchte, der hat mit dem Römisch-Katholischen Friedhof den richtigen Platz gewählt. Fünfter Reisetag (Vormittag): Agra Taj Mahal Agra Fort Das Taj Mahal gesehen und betreten zu haben, gehört zu den außergewöhnlichen Glücksmomenten eines jeden Nordindien-Reisenden. Vielen Menschen gilt es als das schönste Grabmal der Welt. Wer an Indien denkt, dem fällt unwillkürlich das Taj Mahal ein. Ohne dieses Bauwerk wäre Indien undenkbar, eine solche Vorstellung entspräche etwa den unvorstellbaren Visionen, Deutschland ohne Brandenburger Tor oder Bayern ohne Schloss Neuschwanstein. Viele Menschen waren am frühen Morgen des 18.11.2024 noch in der Dunkelheit zuversichtlich aufgebrochen, um sich den Traum zu erfüllen, endlich das TAJ MAHAL sehen zu können. Auf vorgeschriebenen Wegen, zwecks besserer Kanalisation der Menschenmassen, strömten scharenweise Touristen dem großartigen Bauwerk entgegen. Vordergründig tobt rechts und links der Straße gnadenlos und überaus lästig der schonungslose Kommerz. Ein Paar Plastiküberschuhe und eine Flasche Wasser sind im überteuerten Ticket inkludiert. Die Eingangskontrollen wurden routiniert streng durchgeführt, arteten dennoch in Chaos aus. Die Begleiterscheinungen, die der Visite vorausgehen, empfinden sicher die meisten Touristen als äußerst unangenehm. Nachdem endlich der südliche Torbau durchschritten ist und die von ungezählten Fotos bekannte Ansicht ins Auge fallen muss, nahmen die erwartungsvollen Menschen nur eine schemenhafte Vision ihres Traumes wahr. Der im November 2024 über Delhi und Agra lagernde extreme Smog wird vielen Menschen die Visite und das Erlebnis Taj Mahal nachhaltig getrübt, wenn nicht vergällt haben. Erst die unmittelbare Annäherung und die Umrundung ermöglichte detaillierte Ansichten der Baustrukturen. Bleibt noch zu erwähnen, dass im Innenbereich das Fotografieren strikt verboten ist. Gedränge herrscht sicher zu allen Tageszeiten. Die meisten Menschen sind kaum länger als zehn Minuten im Innern der Grabanlage unterwegs, weil sie regelrecht im Kreis um das herrlich umzäunte Grab geschoben werden. Man muss schon auf das eigene Besichtigungstempo beharren, um tatsächlich die wundervollen Intarsien und Steinschneidearbeiten bewundern und im Hirn abspeichern zu können. Obwohl es schon auf Mittag zuging, war auch das Rote Fort von Agra ähnlich dem Taj Mahal von Smogschleiern umhüllt. Die schädlichen Wolken gaben der Sonne keine Chance. Agra im Smog, daran schien sich nichts ändern. Der warme rotbraune Farbton der Mauern leuchtete nur blass. Nicht die geringste Spur vom zu dieser Jahreszeit üblichen Himmelsblau zeigte sich über dem Roten Fort. Den Nahansichten konnte der Smog jedoch nichts anhaben, im Detail offenbarte sich uneingeschränkt die Herrlichkeit der Bauten. Keiner glaube im Roten Fort zu Agra sei nur roter Sandstein als Baustoff verwendet worden, auch edler Marmor mit eingelegten Edelsteinen kam zum Einsatz und davon nicht wenig. Was im Taj Mahal mehr oder weniger im Drängen und Schieben wahrzunehmen ist, kann an den Prachtbauten im Agra Fort ohne Hast und im Detail begutachtet werden, weil sich im Fort der Massenauflauf in Grenzen hält und sich die Menschen auf Grund der verschiedenen Bauten verlaufen. Erst die Nahansichten offenbaren die kunstfertige Verarbeitung und äußerst feine Behandlung der steinernen Materialien. Gleich ob Sandstein oder Marmor geschnitten wurde, begnadete Handwerker haben herausragende Zeugnisse ihrer Fähigkeiten hinterlassen, die wir heute als Kunstwerke bewundern. Fortsetzung Fünfter Reisetag (Nachmittag) Agra
im Teil 3 der Reisebeschreibung RUNDREISE RAJASTHAN Foto und Text: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones
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Organisierte Reisen durch Nordindien streifen im Regelfall die weltbekannten Sehenswürdigkeiten in Delhi, Agra und Jaipur, um nur die markantesten Orte einer solchen Rundreise zu nennen. Gut vermarkten lassen sich die von der UNESCO zum Weltkulturerbe deklarierten Stätten, zu denken ist an das Rote Fort und die Freitagsmoschee in Delhi, an das berühmte Grabmal Taj Mahal in Agra oder an den Palast der Winde in Jaipur. Von den Hinterlassenschaften der Mogul-Dynastien und der Maharadschas profitieren nicht nur der Staat Indien und die jeweiligen Orte und Regionen, auch renommierte Reiseveranstalter der westlichen Welt ziehen aus den klangvollen Namen ihre merkantilen Vorteile. Das selbst erstellte Reiseprogramm durch Rajasthan und die von INDO VACATIONS organisierte Realisation des geplanten Reiseverlaufs ließ keinen unserer Wünsche unberücksichtigt. Wir bewegten uns über weite Strecken fernab touristischer Betriebsamkeit. Selbstredend hatten wir die Traumziele, welche jeder Reisende in Nordindien meint sehen zu müssen, nicht ausgeklammert. Die bekannten Ziele werden in diesem Bericht nur erwähnt, kaum näher beschrieben und mit wenigen Fotos vorgestellt. Alle Reisehandbücher preisen diese Sehnsuchtsziele umfassend an. Erster Reisetag DELHI: Jama Masjid (Freitagsmoschee) Lal Qila (Rotes Fort) Raj Gath (Gandhi-Grabstätte) National Museum Abgesehen vom National Museum sind die genannten Ziele des ersten Tages allesamt als Pflichtprogrammpunkte organisierter Delhi-Sightseeing-Touren festgeschrieben. Gleich zu welcher Tageszeit die Jama Masjid, das Lal Qila und das Gandhi Grab aufgesucht werden, ist dort mit massenhaften Menschenaufläufen zu rechnen, an diesem Zustand vermochte auch der Smog, der Mitte November 2024 permanent über dem Großraum Delhi lagerte, nichts zu ändern. Gesundheitsschädliche Luftverschmutzungen werden die Menschen in Indien und der restlichen Welt fortan aushalten und damit leben müssen, was Touristen nicht abhalten wird, ihre Ziele anzustreben. Wir haben die Prachtbauten der Hauptstadt und von Agra nur im weichzeichnenden Nebeldunst bewundern können. Glücklich wer vormals Delhi und Agra bei klarer Luft erleben durfte. Wäre die Luft nicht derart schlecht gewesen, dass sie Hustenreiz und Atembeschwerden hervorrief, hätte man die Permanentverschleierung der Stadt als besonderes Naturphänomen bewerten und nach speziellen Reizwerten hinterfragen können. Der digitalen Dokumentation unserer Reise hat der Smog nur geschadet, noch nie entstanden auf einer Reise Fotos geringerer Aussagekraft. Wenig beachtet liegt der durchaus sehenswerte aus hellem Sandstein erbaute Stufenbrunnen (Baoli=Stepwell) im nordwestlichen Gelände vom Roten Fort. Architektur, Geometrie und harmonisches Erscheinungsbild solcher unter dem normalen Bodenniveau errichteter Zweckbauten überzeugen bis heute die Betrachter. Die Wasserversorgung der Menschen im Fort war überlebenswichtig. Große Herrscher haben zuallererst für die Bereitstellung von Wasser sorgen müssen, was von jeher für alle menschlichen Ansiedlungen die Grundvoraussetzung war. Gedränge herrscht an und in der Grabstätte des bis heute verehrten Gandhi. Zahlreiche Schülergruppen nähern sich lärmend dem Grab. Alte Menschen nähern sich vom Stock gestützt schleppend dem Vater der Nation, sie nennen ihn liebevoll Vater ("Bapu"). Jeder möchte einmal im Leben dem großen Mahatma (der "großen Seele") nahe gewesen sein. Für Touristen zählt die Referenz vor dem großen Mann zum Pflichtprogramm. Frühzeitig schon war Gandhi auch in Europa als Führer des indischen Volkes zur Berühmtheit avanciert. Der bedeutende französische Schriftsteller und Humanist Romain Rolland veröffentlichte 1924 ein Buch, worin er die Verdienste Gandhis hervorhob und gleichzeitig seine Seelenverwandtschaft mit dem Mahatma betonte. Das 1949 eröffnete National Museum in Delhi hat seit 1960 seinen endgültigen/jetzigen Standort im Ortsteil Janpath, es ist das größte Museum Indiens. In 29 Ausstellungsräumen verteilt auf 3 Etagen wird das kulturelle Erbe Indiens präsentiert, hinzukommen Objekte, die in Nebengebäuden und im Außenbereich gezeigt werden. Einen Tag in diesem Museum zu verbringen, genügt nicht, um alle Sammlungen eingehend zu betrachten. Wir hatten das Glück, zusätzlich zur Dauerausstellung eine Sonderausstellung zum Thema Buddha sehen zu können. Die gepflegte Webseite des Museum erleichtert den Besuchern die Vorauswahl, falls der Zeitrahmen Beschränkungen erfordert. Eine für den Artikel aussagekräftige Bildauswahl zu treffen, welche den Schauwert der Sammlungen repräsentiert, ist schier unmöglich, es müssten so ziemlich alle Kunstwerke in den Fokus gerückt werden. In den einzelnen Sälen werden gut sortiert nach Epochen die jeweiligen Objekte vorgestellt. National Museum Delhi Manjushri aus Nalanda, Bihar (8. Jahrhundert) Votiv-Stupa mit vieramiger Chunda aus Udayagiri (8. Jahrhundert) Buddha-Kopf aus Sarnath, Gupta Ära (5. Jahrhundert) Bodhisattva Maitreya, Kushan/Gandhara (2. Jahrhundert) Der außergewöhnliche Lintel mit den Navagrahas, den neun (Nava) und Planeten (Graha) ist selbst in der umfangreichen Sammlung des National Museums als Unikat zu bewerten. Dargestellt von links nach rechts finden sich im unteren Bildband neun personifizierte Himmelsgestalten: die Sonne, der Mond, der Mars, der Merkur, der Jupiter, die Venus, der Saturn, Rahu und Ketu (aufsteigender und absteigender Mondknoten), was der tradierten hinduistischen Astrologie (Jyotisha) entspricht. Fundstücke aus Mohenjo-Daro belegen die frühe Harappa-Epoche (die Indus-Kultur). Exponate aus der Ashoka-Ära (Kelchkapitell mit Löwe) bis hin zu moderner Bildhauerei decken alle Bereiche der künstlerischen Entwicklung Indiens ab. Die Vielfalt der Sammlungen ist kaum fassbar. An präsenter Stelle im Außenbereich steht die Statue Rhythm vom bedeutenden indischen Bildhauer Devi Prasad Roy Chundhery, der von 1899 bis 1975 lebte. Seine Gandhi-Büste wird im Government Museum Chennai gezeigt. Berühmt machten ihn seine großformatigen Skulpturen Triumph Of Labour in Chennai und das Martyrs‘ Memorial in Patna. Zweiter Reisetag DELHI: Agrasen ki Baoli Lodi Gardens Bade Khan Tomb & Chotte Khan Tomb Safdarjung Tomb Old Fort Delhi Humayun Tomb Masjid Khairum Manazil Gern hätten wir auf dieser Reise jeden Tag einen Stufenbrunnen besichtigt, was uns gefallen hätte. Es muss in Delhi eine Vielzahl solcher Becken gegeben haben. Der mitten in Delhi von Wohnhäusern eingerahmte 60m lange und 15m breite Brunnen Agrasen ki Baoli zählt zu den mustergültigen Beispielen klassischer Wasserbauten in Nordindien. Die Ausmaße solcher Nutzbauten variieren. Oft rufen die kühnen architektonischen Mauerstrukturen Staunen hervor. Die Funktionalität dieser originären Nutzbauten ist denkbar einfach: während der Regenzeit wird das Wasser aufgefangen und gespeichert. Weitere Informationen → https://de.wikipedia.org/wiki/Stufenbrunnen Im Lodi Garden, einer bei jungen Leuten beliebten Parkanlage, befinden sich mehrere Grabanlagen und Moscheen. Spricht man von der Lodi-Dynastie, ist an die paschtunischen Herrscher aus Afghanistan zu denken, die in den Jahren von 1421–1525 ihren Machtanspruch über weite Gebiete des indischen Subkontinents ausübten. Zahlreiche Bauwerke aus diesen Jahren haben sich erhalten, so sind es nicht zuletzt die Grabmale, welche bis heute bewundert und wertgeschätzt werden. Kaum verwunderlich, dass wir heute ohne Schwierigkeiten ein halbes Dutzend Gräber besichtigt haben, von denen jedes eine gesonderte Beschreibung verdient hätte. Pracht und Größe der Lodi- Grabmale sind nur noch von den später erbauten Mogul-Grabmalen übertroffen worden. Oft blieben weite von Mauern umrahmte Flächen nur einer Grabanlage vorbehalten. Die Vorstellung westlicher Friedhöfe, Grab neben Grab zu reihen, ist zu vergessen. Jeder Lodi-Herrscher wollte nach seinen Tod in Erinnerung bleiben, gebaut wurde wohl nach dem Motto je größer, je auffälliger das Grab, desto länger wird man meiner gedenken. Hier könnte eine Abhandlung über Sepulkral-Architektur indischer Mogul-Dynastien folgen, belassen wir es bei mehreren Fotos. Mit den nächsten Zielwünschen haben wir unseren Fahrer etwas in Staunen versetzt, obwohl in Delhi wohnhaft, kannte er die zwei benachbarten Gräber Bade Khan & Chotte Khan nicht, und wir mussten einsehen, ihm eine schwer lösbare Aufgabe gestellt zu haben. Konnten wir ahnen, dass in der Großstadt Delhi die modernen Wohnhäuser derart dicht an historischen Bauten heranrücken, dass nur noch sehr schmale Straßen verbleiben, die auch noch rettungslos unsystematisch zugeparkt sind? Geduldig meisterte Kamal diese Bewährungsprobe. Gegen ein geringes Entgelt verschafften wir uns Zutritt in die Gräber. Dem Mann, dem Schlüssel und Aufsicht anvertraut waren, besserten wir seinen wahrscheinlich geringen Tageslohn auf und wir sahen ungestört zwei selten besuchte Tombs von innen. Rein optisch war der Zeitsprung nicht zu übersehen, mehr als 200 Jahre schieben sich zwischen den Bau der Lodi-Gräber und dem Safdarjung Grab, welches als letztes aufwendig gestaltetes Grabmal der Mogul-Dynastie bewertet wird. Im Purana Qila, dem ältesten Fort in Delhi, angeblich 1538 von Humayun erbaut, sind nur wenige Bauten erhalten geblieben. Sehenswert ist die Moschee, der Sher Mandal, das Hamam, die Tore und nicht zuletzt ein kleiner Stufenbrunnen. Sher Mandal, ein zweigeschossiger oktogonaler Turmbau, ist insofern von Belang, weil Kaiser Humayun diesen angeblich als Bibliothek benutzte. Mehrere Hofleute bestätigten in schriftlichen Zeugnissen, dass Humayun im Januar 1556 die Treppe hinabstürzte, mit der Schläfe aufschlug und wenige Tage später seinen Verletzungen erlag. Der ansehnlich mit bunter Keramik dekorierte oktogonale Grabpavillon des Isa Khan Niyazi Tomb, gebaut für einen afghanischen Adligen, nimmt insofern eine Sonderstellung ein, weil nur wenige Gräber in dieser Bauform nachweisbar sind. Vielleicht hatte der Baumeister für seinen Entwurf das rund 100 Jahr zuvor erbaute Mohammed Shah Grab im Lodi Garden vor Augen, die Ähnlichkeit der Architektur ist unverkennbar. Der Zulauf der Menschen zum Humayuns Tomb zeichnet dieses Mausoleum als Publikumsmagnet aus. Die Visite der zweigeschossigen Grablege müssen viele Menschen miteinander teilen. Diesen Prunkbau gab Humayuns Frau Bega Begum in Auftrag. Der zweigeschossige oktogonale Zentralraum beherbergt ausschließlich den Kenotaph Humayuns. Außer Humayun wurden in diesem Mausoleum 150 Familienmitglieder in Seitenkapellen begraben. Das Grab ist das erste im persischen Stil erbaute Gartengrab in Indien, gesprochen wird von einem Char-Bagh. Die konsequent verwirklichte Symmetrie der Gartenanlage und die Mischung aus rotem und weißem Stein am Bauwerk verleihen dem Ensemble das unverwechselbare Aussehen. Dieses Grabmal gilt als architektonischer Vorgriff auf das Akbar Mausoleum und auf das Taj Mahal. Die obere Plattform ermöglicht Ausblicke auf das weitläufige Gelände, auf dem weitere Grabstellen erbaut wurden, die alle auf guten Wegen zu erreichen sind, doch an Schauwert hinter dem eleganten Humayun Tomb weit zurückbleiben. Dritter Reisetag DELHI: Qutb Minar Komplex Mehrauli (Archäologischer Park) Adham Khans Tomb (Bhool Bhulaiya) Mehrauli Zafar Mahal (im Dorf Mehrauli) Hauz Khas Komplex Im Qutb Minar Komplex konzentrieren sich die Blicke der staunenden Touristen auf einen Turm und eine Säule. Schnell übergangen werden die anderen Prachtbauten auf diesem erschlossenen Areal. Die rund 7m hohe nichtrostende Eisensäule aus dem 4. Jahrhundert stammt wahrscheinlich von den Guptas, seit wenigstens 800 Jahren steht die Säule auf dem Innenhof der Qutb-Moschee. Der Minar misst 72,30m in der Höhe und besticht durch Form und Erscheinungsbild. Für die Säulengänge der Moschee wurden 1192/1193 etliche Jain- und Hindu Tempel zerstört, eine Inschrift behauptet, es wären 27 Tempel gewesen. Billiger konnte man nicht an prächtiges Baumaterial gelangen, besonders die Säulen und Deckplatten eigneten sich zum zügigen Aufbau der überdachten Hofeinfassung. Den wieder verwendeten Säulen und den Spolien müsste ein gesondertes Kapitel gewidmet werden. Zur intensiven übrigens lohnenswerten Betrachtung der Reliefs müssten Interessenten viel Zeit aufwenden. An den Säulen wurden alle Menschengesichter und Tierbilder unkenntlich gemacht, die Radikalität der Bilderstürmerei erschüttert verständige Besucher noch heute. Im Archäologischen Park Mehrauli müssen, um wenigstens die zugänglichen (erschlossenen) Bauten gesehen zu haben, längere Wege als im Qutb Minar Komplex gegangen werden, dafür aber wird der Spaziergänger mit wohltuender Ruhe entschädigt. Im Park sind nur wenige Menschen unterwegs. Hier kann der vom Qutb Minar Komplex gestresste Tourist Atem schöpfen und gleichfalls zum Entdecker werden. Oft genügen wenige Schritte ins Abseits, um Ruinen und Mauern zu begutachten. Das groß angelegte Rajon Ki Baoli befand sich im November 2024 im Zustand einer Baustelle und durfte nicht betreten werden. Mit denkbar einfachsten Mitteln und Werkzeugen wird restauriert. Es bleibt zu hoffen, dass der (noch) ansehnliche Sandsteinbrunnen nicht völlig ocker verputzt wird, womit ihm das charakteristische Aussehen genommen wäre. Im Ort Mehrauli, unmittelbar an und über der Durchgangsstraße steht das missachtete und vielfach zweckentfremdet verwendete Grabmal des in Ungnade gefallenen Generals Adham Khan. Wer das Abenteuer sucht, muss sich zum und ins Zafar Mahal begeben. Die Zufahrt ist nur mit TukTuk möglich, besser noch zu Fuß. Mit etwas Glück ist die mit Stacheldraht umzäunte Baustelle geöffnet. Den einzigen Zugang bildet eine Einstiegsluke in der massiven hölzernen Tür vom Torbau. Nachdem die ebenerdigen Ruinen und die bemerkenswerte Moti-Moschee aus purem Marmor besichtigt sind, beginnt der Aufstieg in die oberen Geschosse des nur fragmentarisch erhaltenen weitläufigen Palastes. Wagemut, Selbstvertrauen und Schwindelfreiheit sind gefragt. Absperrungen und Sicherungen gegen Absturz sind nicht vorhanden. Das Staunen nimmt kein Ende. Hier gibt es viel zu sehen, was in keinem Reiseführer vermerkt ist. Zafar Mahal ist der letzte große Sommerpalast, der im 18. Jahrhundert während der Mogul-Ära erbaut wurde. Der Stadtteil Mehrauli verfügt wohl nicht über ausreichende Mittel, diesen Palast in eine touristisch vermarktbare ansehnliche Baustruktur zu verwandeln. Immerhin zählt das Objekt zu den von der ASI registrierten und geschützten Bauwerken. Kein Ortsteil in Delhi wirkt sauberer als Hauz Khas Village, zumindest gewinnt der kurzfristig anwesende Tourist diesen überraschenden Eindruck. Sauber gehalten und sehr ordentlich aufgeräumt werden nicht nur die historischen Hinterlassenschaften, auch die umliegenden Straßen und Wege. Hier weht ein Hauch von Schickeria, als wöllte man sich vom restlichen Teil der Hauptstadt abheben, was sich auch im Preisniveau spiegelt. Der Masala Chai kostet hier ein vielfaches des in der Stadt üblichen Preises. Wichtig allein sind die erhaltenen Bauten aus dem 13/14. Jahrhundert, die Überreste der historischen Stadt Siri, die wiederum zum Sultanat Delhi gehörte. Der übersichtliche Komplex erschließt sich mit wenigen Schritten. Bedeutend ist das Grabmal des Firuz Shah Tughlaq, dieser Herrscher lebte von 1351-1388, seiner Vernunft und Weitsicht werden 50 Staudämme, 40 Moscheen, 30 Hochschulen, 100 Karawansereien, gleich viele Krankenhäuser und Bäder, außerdem 150 Brücken zugeschrieben. Er wusste, was den Aufschwung einer Stadt und einer Region fördert. Im nachhinein bedauerten wir, für Delhi nur drei Tage veranschlagt zu haben, ein weiterer Tag in der weitläufigen Stadt hätte einige Programmerweiterungen ermöglicht.
Fotos und Text: Günter Schönlein Korrektur: Vanessa Jones |
Autor Günter Schönlein
Auf meinen bisher acht Reisen nach Kambodscha habe ich viele Khmer-Tempel photographisch dokumentiert. Mit Pheaks Hilfe suchte ich auch viele schwer zu findende entlegene Tempel auf. In diesem Blog möchte ich meine dabei erworbenen Eindrücke und Kenntnisse gerne anderen Kambodscha-Liebhabern als Anregungen zur Vor- oder Nachbereitung ihrer Reise zur Verfügung stellen. sortiert nach Themen:
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